Zum Thema - Kinder- und Hortbetreuung / Artikel vom 16. Mai Priorität Kinder

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Was nützt ein Betreuungsplatz bis 14 Uhr, wenn die Eltern bis 17 Uhr arbeiten müssen, fragt eine Leserin zum Thema Kindergärten.

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In letzter Zeit standen öfter zum Teil gute Artikel zur Situation der nachmittäglichen Hortbetreuung in Ihrer Zeitung. Ein Artikel ist mir besonders erinnerlich. Titel: "Ich überlege sogar, ob ich kündigen soll" (wegen fehlender Betreuung für mein Kind). Wenn man in letzter Zeit einmal die Leserbriefe vergleicht (von der Anzahl) zur Kunsthalle und zur Kinderbetreuung, weil die Eltern arbeiten müssen, dann ist doch die Priorität Kunsthalle ganz gewaltig.

Ja, Kunst ist schön und soll die Menschen erfreuen, aber eine Stadt wie Mannheim , oder auch Bundesländer, die es nicht fertigbringen, dieses Problem der Kinderbetreuung endlich zu lösen - das ist schon reichlich unverständlich. Mannheim wirbt mit Kinderfreundlichkeit, was sich sehr nett anhört, bloß müssen die Kinder eben auch dann gut versorgt sein, wenn Eltern nicht anwesend sein können. Schließlich gehen sie ja nicht tanzen, sondern arbeiten.

Es fehlen Erzieher

Und der Rechtsanspruch auf einen Platz ist ja gut und schön (vielleicht auch ein netter Stimmenfang), aber was nützt er denn, wenn weder Räume und - was das Schlimmste ist - noch Personal, und zwar gut ausgebildetes Personal zur Verfügung steht. Laut Nachrichten fehlen bis 2016 20 000 Erzieher/Erzieherinnen. Wo bitte sollen diese Menschen herkommen - und die paar Leute, die es gibt, warum werden sie nicht anständig bezahlt? Und so müssen sie womöglich noch zum Amt rennen, wenn sie selber Kinder haben und das Geld nicht reicht.

Wieso ist das hier ein solches Problem, was in anderen Ländern funktioniert - und zwar seit Jahren? Was nützt denn ein Platz für ein Kind bis 14, 15, 16 Uhr, wenn die Eltern bis 17, 18 Uhr oder länger arbeiten müssen?

Kein Wunder, dass es immer weniger Kinder gibt - die Eltern hätten keine guten Berufe gebraucht, sie könnten es sich auf dem Hartz-IV-Sofa gemütlich machen oder das Land verlassen. Es gibt immer mehr Eltern, die dringend auf Arbeit angewiesen sind, Alleinerziehende noch mal im besonderen Maße, und es sei dahingestellt, ob sich viele Väter trotz Trennung an ihre Verantwortung, Unterhalt zu zahlen, erinnern. Das wäre dann schon mal ein Teil der Hortbeiträge.

Für mich waren immer schon Familien-Kinder am Wichtigsten. Eine andere Zukunft haben wir nicht. Die Kunsthalle wird sicher schön, ist aber nicht der Nabel der Welt!

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