Ausgezeichneter Beitrag

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Der Gastbeitrag von Paul Nolte war auch ein Appell, unsere Demokratie wert zu schätzen. Das Bild zeigt die Broschüre eines Kongresses der Innenminister.

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Zum Gastbeitrag von Paul Nolte "Misstrauen ist die Krise, die wir überwinden müssen" vom 12. März:

Ein ausgezeichneter Artikel, der uns alle hoffentlich hinsichtlich unserer Pflichten zum aktiven Mitmachen in unserer Demokratie wachrüttelt. In unserer heutigen Zeit voller politischer Wirren - auch international - gilt es, unsere jahrzehntelangen Anstrengungen für unsere Demokratie wertzuschätzen, zu würdigen und sie vor schleichendem Unheil präventiv zu schützen. Lernen wir doch aus den zahlreichen Beispielen der Geschichte, wie Passivität des Bürgers das wertvolle Gut einer Demokratie zerstören kann, und machen wir's einfach besser!

Ich kann dem Autor Peter Nolte nur zustimmen. Unsere Demokratie ist nur noch ein Ausnützen der eigenen Freiheit, sie wird nur noch für die egoistischen eigenen Vorteile akzeptiert. Von dem Attribut des Gebens und Nehmens sind wir schon lange entfernt. Diese Lebensform, für die wir so lange kämpfen mussten, muss eine Sache für das ganze Leben sein und nicht nach populistischen Ausführungen mancher Politiker. Ihr Bericht müsste als Referat von jedem Schüler inhaliert werden. Es sind die Grundbegriffe der Demokratie als Lebensform. Und mit diesen Grundbegriffen sollte man bei einer Wahl genau überlegen, was ich da denn ankreuze, denn Hass, Missbrauch und Angst sind nicht unsere Lebensform.

Der Autor beklagt "das Misstrauen gegenüber den Politikern" und fordert eine "Lebenshaltung und Lebenspraxis gegenüber anderen, der praktizierten Gleichheit, der Zivilität und Gewaltlosigkeit." Auch ich habe ein tiefes Misstrauen gegenüber dem gesellschaftlichen System der Demokratie. Im "Spiegel" vom 12. März lautet die Titelgeschichte "Im Schattenreich". Darin wird nachgewiesen, dass die Kluft zwischen Arm und Reich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland kontinuierlich immer größer geworden ist. So gehören z.B. "den reichsten zehn Prozent der Deutschen rund zwei Drittel aller Fabriken, Immobilien und Wertpapiere im Land".

Die chronische Armut in Deutschland wird durch den Niedriglohnsektor festgeschrieben; einmal Niedriglohn, immer Niedriglohn, wobei 62 Prozent aller Niedrig-löhner Frauen sind. Die Forderung der Politik, den Anteil der Frauen in den Dax-Vorständen zu erhöhen, klingt dagegen wie Hohn. In der "demokratischen" Bildungspolitik stellen wir fest, dass ein Kind aus armen Familien so gut wie keine Chance hat, zu studieren. Noch immer dominieren in den Gymnasien und Hochschulen die Kinder der reichen Oberschicht.

Die Demokratie war und ist nicht in der Lage, Chancengleichheit für alle Menschen zu gewährleisten. Bei den Landtagswahlen wurde die AfD drittstärkste Kraft. Viele Wähler sehen in ihr eine Alternative zu dem Flüchtlingschaos der regierenden Parteien und der Opposition. Aber wie wurde mit diesen Wählern umgegangen? Sie werden nicht ernstgenommen und als Populisten in die rechte Ecke gestellt.

Wo bleibt da der Respekt vor Andersdenkenden? Wer bestimmt eigentlich, was populistisch ist? Dem Sinn nach kommt der Begriff von populär, und das bedeutet bekanntlich "volkstümlich, gemeinverständlich". Demnach wäre die AfD eine "volkstümliche" Partei!