Gerechtigkeitslücke bei der Rente

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Zum Artikel: "Drei Frauen, drei Leben, ein Problem" vom 2. Juli:

Die beteiligten Redakteurinnen des "MM" haben sich mit dem Bericht "Drei Frauen, drei Leben, ein Problem" um das Aufzeigen von Ungerechtigkeiten beim Alterseinkommen verdient gemacht. Ja, es gibt große strukturelle Unterschiede beim Einkommen und späteren Alterseinkommen zwischen Mann und Frau. Und es wurde uns wieder einmal vor Augen geführt, dass es auch enorme strukturelle Unterschiede bei den Renten - im Vergleich zu den Pensionen von Beamten - gibt.

Obwohl man die drei Lebensläufe natürlich nicht eins zu eins vergleichen kann und damit auch nicht exakt die jeweiligen Alterseinkommen. Trotzdem zeigt sich doch in der Tendenz ganz klar, dass die Pensionen viel höher sind wie die Renten. Bekanntlich liegt die Durchschnittsrente in Deutschland bei etwa 1500 Euro und die durchschnittliche Pension beträgt 3000 Euro. Also das Doppelte. Oder arbeiten Beamte doppelt so schnell? Eine Scherzfrage. Und hat man schon einmal von Altersarmut bei Pensionären gehört? Ich finde, man hätte das Missverhältnis bei Pensionen und Renten im Bericht sogar noch weit drastischer formulieren können und sollen.

Schweizer Modell als Vorbild

Wenn man sieht, dass die im Bericht dargestellte Pensionärin - trotz Ausscheidens mit 60 Jahren und trotz zwischenzeitlich reduzierter Arbeitsleistung - im Monat satte 2140 Euro Pension erhält, dann kann sich ein Rentner eigentlich nur noch wundern. Selbst männliche Rentner können eine Rente in Höhe dieser Pension, bei ebenso frühem Ausscheiden aus dem Berufsleben, kaum erreichen. Viele nicht einmal bei regulärem Ausscheiden. Und bei Beamten (Pensionären) kommen ja noch andere Privilegien hinzu, beispielsweise bei der Krankenversicherung und dem besonderen "Beamten-Tarif" bei allen anderen Versicherungen. Und noch ein zusätzliches Elterngeld.

Fazit: Hier tut sich eine eklatante Gerechtigkeitslücke auf. Beamte, Abgeordnete und Richter (natürlich auch Selbstständige und Freiberufler) sollten auf jeden Fall auch in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, statt abgehoben von einem eigenen Kasten-System zu profitieren. Zulasten der anderen. Und wenn die Bürger besser darüber informiert wären, was für ein Riesenberg an Pensionszahlungen für Beamte auf sie als Steuerzahler zurollt, würden sie vielleicht auch einmal selbst laut Kritik daran üben. Ein Systemwechsel, beispielsweise nach dem Schweizer Modell, ist zwingend erforderlich. Auch wenn die Einbeziehung von Beamten sogar in manchen Medien noch immer wie ein Tabuthema behandelt wird. Außerdem kann man sicher mit einem großen Widerstand der Privilegierten rechnen. Und die sitzen ja - zumindest die Bundespolitiker und Bundesbeamten - an der Quelle.

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