Zugeparkte Gehwege: Rücksicht ist hier sehr wichtig

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Das Bild von Leser Wolfgang Engelhardt zeigt die zugeparkten Bürgersteige in der Freyastraße. Viele Mannheimer regen sich darüber auf, dass kaum Platz für Fußgänger, Rollstuhlfahrer oder fahrradfahrende Kinder bleibt. Sie fordern, dass die Behörden mehr kontrollieren.

© Engelhardt

Zum Artikel "Zu eng - wohin mit den Autos?" vom 2. August:

Schön, dass die Stadt Mannheim beginnt, die Fußwege von den Autos zu befreien. Es danken alle Fußgänger.

Unsere Gesellschaft wird doch immer egoistischer. Jeder parkt, wo er will. Viele fahren noch bei Rot über die Kreuzung, Radio voll aufgedreht. Blinken braucht man nicht. Blitzer aufgestellt, nach dem Blitzer kann ich ja wieder Gas geben und so weiter. Aber so lange keine härteren Strafen und mehr Kontrollen gemacht werden, wird sich hier nichts ändern. Wir leben eben in so einer Gesellschaft - leider.

Es würde schon viel helfen, wenn die Garage auch als solche genutzt würde. Und wohin mit dem Krempel aus der Garage? Im Keller residiert nämlich schon lange Partyraum und Sauna. Das wird schwierig. Und zu den vielen Autos: In einer Familie braucht jeder ein Auto. Vater, Mutter, Kinder, Hund, Katze, Maus, Kanarienvogel und Goldfisch. Und für den gemeinsamen Urlaub noch ein großes Wohnmobil.

Dazu werden Parktürme für jedes Haus gebraucht. Paternoster oder großes Palettenregal. Würde ein bisschen komisch aussehen. In ganz Mannheim.

Die Bürgersteige in der Freyastraße sind komplett zugeparkt. Die Polizei und auch die Bürgerdienste fahren vorbei und beanstanden dies nicht, sie müssten dann ja aus ihrem Auto aussteigen. Die Gartenstadt ist in dieser Beziehung ein Stiefkind. Die Rennstrecke Langer Schlag wird kaum kontrolliert bei Tempo 30.

Gehweg- und Radwegparken gehört für Fußgänger und Radfahrer zu den größten Ärgernissen, weil dadurch ihre Mobilität eingeschränkt wird und die Unfallgefahr durch Ausweichmanöver teils massiv steigt. Die jahrzehntelange Duldung in Mannheim hat dazu geführt, dass das Gehwegparken immer weiter zunimmt. Endlich nimmt sich das Ordnungsamt der Sache an und kontrolliert auch in Wohngebieten, wobei eine verbleibende Gehwegbreite von einem Meter (besser: 1,20 Meter) für Halb-Halb-Parken schon ein weitreichendes Zugeständnis an den Parkplatzsuchenden ist.

Nur wenn Verstöße uneinsichtiger Autofahrer auch geahndet werden, wird sich mit der Zeit eine Verbesserung für Fußgänger erzielen lassen. Unangebracht sind Aussagen wie: "Hier gibt es so gut wie keinen Fußgängerverkehr". Viel Parkplatzbedarf darf nicht gegen wenig Gehwegnutzung ausgespielt werden. Freie und sichere Gehwege sind ein Grundrecht für Fußgänger, teils mit Kinderwagen und Rollstühlen, sowie für Senioren mit Rollatoren. Aber auch radfahrende Kinder bis acht Jahren müssen den Bürgersteig benutzen, noch zwei weitere Jahre dürfen sie es. Und in einem lebendigen Wohngebiet müssen sich Jung wie Alt frei und sicher bewegen und begegnen können.

Gut wie das Thema im "MM"-Bericht mit vielen zusammengestellten Fakten aufgegriffen wurde. Gegenseitige Rücksicht ist hier sehr wichtig, darüber muss weiter gesprochen worden. Anwohner können die Situation entschärfen, wenn sie ihre Hecken auf der Gehwegseite regelmäßig stutzen und Abstellplätze auf eigenen Grundstücken einrichten - und vorhandene auch nutzen!

Zudem ist CarSharing eine sehr gute Möglichkeit, die Anzahl an parkenden Autos im Wohngebiet zu reduzieren, als Richtwert ersetzt ein CarSharing-Fahrzeug etwa fünf bis zehn Autos. Wer nicht täglich auf ein Fahrzeug angewiesen ist, kann so auch viel Geld sparen - und sich zwischendurch locker mal ein Taxi leisten. Die nächste CarSharing-Station ist oft näher, als man denkt, von der Heinrich-Hoff-Straße übrigens nur 250 Meter weit weg. Wäre das nicht eine Alternative zumindest mal für den Zweitwagen?

Das ist wohl die neue Masche der Stadtverwaltung, Kasse zu machen, indem der kommunale Ordnungsdienst in die verschiedenen Stadt-/ Ortsteile geschickt wird, sogenannte "Gehwegparker" mit einem "Verwarnungsgeld" von 20 Euro zu belasten. Hier passiert in der Gartenstadt, Langer Schlag, wie im Almenhof, allerdings mit einem kleinen Unterschied. Gegenüber der Einmündung Staudenweg in den Langen Schlag verläuft vom Philipp-Brunnemer-Weg bis Einmündung Kasseler Straße ein Geh-/Radweg ohne Radwegmarkierung. Dieser Weg hat eine Breite von 3,45 Meter. Unser Fahrzeug war dort geparkt und nahm parallel zur Bordsteinkante einen Breitenbereich von etwa 80 Zentimeter ein. Dieses Maß ist mir bekannt, weil unmittelbar davor ein Lampenmast genau diesen Abstand zur Bordsteinkante hat.

In den vergangenen Jahren gab es keinerlei Beschwerden weder von Fußgängern, Radfahrern, Müttern mit Kinderwagen noch von Behinderten. Wenn ich mich nun auf die wie in dem Artikel beschriebene Duldung des Falschparkens von einer Restgehwegbreite von einem Meter beziehe, scheint wohl ein "Maßabschätzproblem" bei denen zu bestehen, die paragrafengetreu ihren Ordnungsdienst versehen. Ich kann nur sagen: klein kariert deutsch.

Aber wen wundert es in einer Stadt, in der man das Technische Rathaus verrotten lässt mit Gerüstmieten, die ja irgendwie wieder hereingeholt werden müssen, einer Stadt, in der man zum Befahren der Straßen einen Geländewagen braucht (Speckweg, Langer Schlag), einer Stadt, in der verkehrstechnisch der Grüne Pfeil ein Symbol aus einer anderen Welt ist, eine ampelverliebte Stadt, in der der Kreisverkehr an Kreuzungen etwas "Ausländisches" ist. Es gäbe noch Einiges zu kritisieren, gerade wenn man auch mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Das Problem ist bekannt, in vielen Stadtteilen mangelt es an Parkplätzen. Nicht nachvollziehbar ist, dass - wie auf dem Almenhof - jahrzehntelang auf den kaum frequentierten Gehwegen geparkt werden konnte und dies nun nicht mehr möglich sein soll. Sind die Anwohner jetzt Falschparker, nur weil die Kommunen von der Landesregierung angehalten wurden, "gegen Falschparker eine härtere Gangart anzuschlagen"? Die Stadt Mannheim zeigt aber auch eine "härtere Gangart", wenn es um den Erhalt schon bestehender Parkplätze in den Stadtteilen geht. In der Ortsmitte Käfertal ist ein großer Lebensmittelmarkt mit 75 Kundenparkplätzen geplant. Zwei große - voll ausgelastete - Parkplätze sollen wegfallen. Wie viele Parkplätze dann noch für Anwohner, Gewerbetreibende und nicht zu vergessen für die Besucher des Kulturhauses zur Verfügung stehen, darüber war in zahllosen Informationsveranstaltungen nichts zu erfahren.

Die Mannheimer Innenstadt ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Autos kann man auf gebührenpflichtigen Parkplätzen oder in den Parkhäusern abstellen. Welche Optionen habe ich als Anwohner oder Gewerbetreibender, wenn keine Garage oder privater Stellplatz zur Verfügung steht und es immer weniger Parkmöglichkeiten in den Stadtteilen gibt? Fazit: Es gibt kein Recht auf (kostenloses) Parken im öffentlichen Raum. Als Autofahrer und Kfz-Steuerzahler gibt es nur das Recht zum Auto-Fahren.

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