Zum Thema - Kunsthalle Jugendstil nicht ruinieren

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Wie soll der Neubau aussehen, der den Mitzlaff-Bau der Kunsthalle am Friedrichsplatz ersetzen soll? Modern oder doch dem von Jugendstilgebäuden geprägten Umfeld angepasst? Der Leser Josef Gieringer wünscht sich eine Fassade im Sinne des Gesamtensembles.

© Prosswitz

Durch die Auswahl im Architektenwettbewerb, die Mannheimer Jury und die sehr allgemein gehaltenen sechs Grundsätze des Gemeinderats mit Kulturbürgermeister Grötsch werden die Mannheimer Bürger für den Neubau der Kunsthalle ein "modernes" Gebäude bekommen. Es soll ein "atemberaubender Kracher" sein; Vergleiche mit dem Museum in Bilbao werden herangezogen. Nun - alles zu seiner Zeit und an seinem Platz.

Wenn der Neubau beispielsweise an dem Platz des Kunstvereins in der Augusta-Anlage entstehen würde, wäre ein strahlend schöner Glas-und Edelstahlbau richtig. Der Kunsthallen Neubau entsteht jedoch am Friedrichsplatz, dem größten und wohl auch schönsten Jugendstilplatz Deutschlands.

Man braucht sich nur auf die dem Bauplatz gegenüberliegende Seite unter die Arkaden zu stellen und sich den möglichen "Glaspalast" in dem maximal zulässigen Baufenster vorzustellen - und man ist entsetzt und erkennt, dass der schönste Jugendstilplatz Deutschlands damit ruiniert ist.

Warum hat man die Arkaden, Front des Rosengartens und den Wasserturm nach dem Krieg im originalen Stil wieder aufgebaut? Weil die Mannheimer Bürger sahen, dass sonst ein Stück Geschichte und Identität verloren geht.

Um dieses geistige Erbe zu erhalten, muss der Neubau der Kunsthalle in der Fassade nach dem Entwurf des Architekten Bruno Schmitz - der den gesamten Friedrichsplatz entwarf - erfolgen. Die Zeit hat sich gewandelt. Frankfurt etwa baut einen Teil der Altstadt wieder original auf, Berlin rekonstruiert ein Schloss und die Dresdner Bürger sind entsetzt, dass gegenüber der Frauenkirche ein moderner Neubau entstehen soll. Jetzt ist die Zeit, das in der Vergangenheit geplante auferstehen zu lassen und den schönsten Jugendstilplatz Deutschlands zu vollenden.

Dazu müssen die im Gemeinderat formulierten sechs Grundsätze für die Architekten allerdings erweitert werden durch den Satz "die Gestaltung der Fassade der Kunsthalle muss nach dem Entwurf des Architekten Bruno Schmitz von 1913 erfolgen in Breite und Höhe dem größeren Baufenster durch zusätzliche gleiche Fassadenelemente angepasst".