Zum Thema - Kunsthalle Vertane Chance

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Architekt Reinhard von Gerkan bei der Präsentation des Modells.

© Prosswitz

Als Mannheimer Bürger verfolge ich mit großem Interesse das Baugeschehen, die Platz-und Straßengestaltung unserer Stadt. Wenn es angeraten schien, habe ich mich in Leserbriefen zu Wort gemeldet, Lob und Kritik kundgetan und meistens positive Rückäußerung erhalten. Das Thema Neubau der Kunsthalle und was hierüber bereits im "MM" geäußert wurde, fordert uns Bürger, die wir mit der Fertigstellung des Neubaus ab 2017 konfrontiert sind, zu Kritik und Unmut heraus. Unmut über die zur Ausführung vom Gemeinderat freigegebene Planung, die mit vorausgegangenem "Schiedsrichterbeschluss" als beste Lösung der eingereichten Arbeiten befunden wurde. Es wurden zu schnell und unumstößliche Fakten geschaffen, für die man zu wenig Zeit für Debatten eingeräumt hat. Schade! Der offene Brief namhafter Architekten, die in unserer Stadt großartige bauliche Akzente gesetzt haben und hoffentlich noch weiterhin unser Stadtbild bereichern, muss als vertane Chance gesehen werden: Das Veto kam zu spät.

Zum Entwurf: Ein Zeichen für den Aufbruch Mannheims sollte es werden, "etwas atemberaubendes, von anspruchsvoller Form, die magische Anziehungskraft ausstrahle", so der Wunsch von Frau Dr. Lorenz. Geblieben ist die von ihr getroffene Feststellung, dass der Neubau in der Seiten- und Höhendimension sich am Rosengarten orientiert und sich also "wunderbar in den Friedrichsplatz einfüge". Professionelle und Fachunkundige unserer Stadtbehörden treten dem Hamburger Architekten pflichterfüllend zur Seite. Stadtrat Kirsch verwahrt sich gegen "Nörgeleien" und übt scharfe Kritik am Brief der Architekten. Die Zeiten, in denen dem kritischen Bürger ein Maulkorb verpasst wurde, gehören Gott sei Dank der Vergangenheit an. Hat die klare Mehrheit der Befürworter etwa nicht wahrgenommen, dass unabdingbare Kriterien architektonischen Schaffens bei dem vorliegenden Entwurf der Fassaden außer Acht gelassen wurden? Künstlerische Baukörpergestaltung durch lebendige - der Nutzung des Gebäudes angemessene - Fassadengliederung? Offensichtlich nicht! Die geforderte Überarbeitung der Fassadenflächen wird immer nur kosmetischen Charakter haben. Der totgerasterte graue Klotz wird uns ab 2017 erfreuen. Besser als Alice Motoi und Elisabeth Weber in ihren Leserbriefen vom 22.12.2012 kann das Unglück für Mannheim nicht ausgedrückt werden: "Mehr Hütte als Halle", was Mannheims Bürger "optisch ertragen müssen". Herrn Ragges großartiges Engagement und Einfühlungsvermögen in die sehr problematische Fachmaterie ist großes Lob und Anerkennung zu zollen.