Kunsthalle: Diese Architekten bewerben sich

SAP-Mitgründer Dr. Hans-Georg Hector und seine Frau Josephine haben der Stadt Mannheim am 19. Juli 2011 eine Spende von 50 Millionen Euro für den Bau einer neuen Kunsthalle zugesagt - und damit dem Neubau den Weg geebnet. Wie das neue Gebäude aussehen könnte, steht noch nicht fest. Eine wichtige Vorentscheigung könnte aber am Donnerstag bei der Preisverleihung des Internationalen Architektenwettbewerbs fallen. Diese Architekturbüros bewerben sich um den Neubau für das Museum am Mannheimer Friedrichsplatz.

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Herrmann/Schneider/Kropp: Für sie ist der Kunsthallen-Entwurf ihr bisher größtes Projekt: Der 33-jährige Frankenthaler Martin Herrmann hat ihn zusammen mit den Architekten Michael Schneider (32) aus Koblenz und Benjamin Kropp (34) aus Fulda entwickelt, die er noch aus dem Studium in Kaiserslautern kennt. Qualifiziert hatten sich die drei durch eine Platzierung bei einem Wettbewerb für ein neues Eingangsgebäude des Niederrheinischen Freilichtmuseums in Viersen (Bild).

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Rafael Moneo Arquitecto: Er hat die Pritzker-Auszeichnung gewonnen, was in Architektenkreisen so viel wie der Nobelpreis bedeutet: Der Spanier Rafael Moneo legt Wert auf regionale Bautraditionen und Baumaterialien, wie etwa bei der Erweiterung des Prado in Madrid, das hier zu sehen ist, oder dem Bau des Museums für Moderne Kunst in Stockholm. "Kritischer Regionalismus" nennt man seine Herangehensweise, die Traditionen fokussiert, ohne räumliche Gegebenheiten aus dem Blick zu verlieren.

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Nieto Sobejano Architects: Für das Castillo de la Luz auf den Kanarischen Inseln gruben sie die verschütteten Kastellmauern wieder frei. Das spanische Paar Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano will der Historie auf den Grund gehen, um Neues zu entwickeln. Der Moritzburg in Halle gaben sie ein neues Raumkonzept und ein vor- und zurückspringendes Dach. Einige ihrer oft extravaganten Entwürfe waren schon mehrfach auf der Architekturbiennale in Venedig zu sehen.

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Neutelings Riedijk Architecten: Schon von außen ist zu sehen, was innen steckt, denn die bunte Fassade des Instituts für Bild und Ton in Hilversum zeigt Szenen aus Filmen. In seine schlichten Gebäude baut das Rotterdamer Büro Neutelings Riedijk oft Überraschendes ein: Ein Bauteil in ihrem Kulturzentrum in Arnheim sieht aus wie ein riesiges Bücherregal. Und das Museum aan de Strom in Antwerpen hat eine kantige Steinfassade - unterbrochen durch raumhohe Glaswände (Bild).

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Ortner & Ortner: Als Teil der Gruppe Haus-Rucker-Co waren sie sogar auf der Documenta: Heute führen Manfred und Laurids Ortner Architekturbüros in Wien, Berlin und Köln. Und ihre Museen zeigen das, was sie schon als Künstler beschäftigte: ein Spiel künstlicher und natürlicher Formen. So erinnert ihr Museum für Moderne Kunst in Wien an einen Wal, wie hier zu sehen ist. Und aus dem Hafenspeicher, den sie zum Landesarchiv NRW in Duisburg umbauten, wächst ein 76 Meter hoher Turm.

© Mumok

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Peter Pütz: Peter Pütz ist Professor für Architektur an der Fachhochschule Düsseldorf und hatte bis Anfang 2012 in Berlin ein Büro mit Karl Hufnagel und Michael Rafaelian. Gemeinsam hatten sie das Gebäude der Kunsthalle Bremen aus dem 19. Jahrhundert um einen Anbau erweitert (Foto) und das Museum der bildenden Künste in Leipzig entworfen. Am Wettbewerb um die Kunsthalle Mannheim wird sich Pütz nun mit einem separaten Beitrag beteiligen.

© dpa

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Sanaa: Die Homepage der Japaner ist weiß und zeigt nur E-Mail-Adressen. Auch die Essenz eines Raums, so haben es Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa einmal gesagt, sei in dieser Farbe gehalten. Die Pritzker-Preisträger stehen für Reduktion: In New York haben sie Kuben für das New Museum of Contemporary Art aufeinander gestapelt. Und die Fassade des Essener Zollverein-Kubus (Bild) durchbrechen 134 Fenster, die ihm etwas verblüffend Leichtes geben.

© dpa

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Schmucker und Partner: Seit 80 Jahren wird Mannheim durch die Bauten des Büros Schmucker geprägt. Hier plant man Geschäfts-, Kultur- und Wohnungsbauten wie die Abendakademie (hier zu sehen) oder die Erweiterung des Kongresszentrums Rosengarten. In der Kunsthalle hatte das Büro die Alte Bibliothek saniert. Zurzeit wird die Stadthalle Kirchheimbolanden nach Plänen von Schmucker und Partner fertiggestellt, die auch mit der dortigen historischen Orangerie korrespondiert.

© zg/Schmidt

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Schneider + Schumacher: Wer im Hof des Frankfurter Städel (Bild) steht, der meint, die Erde unter ihm würde pulsieren. Denn die Frankfurter Michael Schumacher und Till Schneider haben einen Erweiterungsbau geschaffen, der sich wölbt und über bullaugenartige Fenster den Blick in die Erde ermöglicht. Das Spektrum ihrer Bauten reicht vom Hotel am Berliner Alexanderplatz bis zu einem Baumhaus für Kinder - Bauten, die sehr funktional, aber raffiniert konstruiert sind.

© dpa

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Staab Architekten: Sein Berliner Büro hat das Albertinum in Dresden saniert, das Neue Museum Nürnberg (Foto) erweitert oder das Westfälische Landesmuseum in Münster geordnet: Der gebürtige Heidelberger Volker Staab hat sich zuletzt verstärkt Kulturbauten gewidmet, die er und seine Kollegen ergänzen, neu strukturieren oder bauen, wie das Kunstmuseum Ahrenshoop, für das bis 2013 "Einraumhäuser" entstehen, die sich mit der Küstenlandschaft verbinden.

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Tesar/Moser: Er sanierte das Bodemuseum in Berlin - und ging dabei anders vor als David Chipperfield im Neuen Museum: Während der Brite im Nachbarhaus alle Zeitschichten offen legte, gab der Österreicher Heinz Tesar dem Haus seinen alten Glanz zurück - nach dem Geschmack einiger Kritiker zu sehr. Zuletzt hat er das Privatmuseum Essl in Klosterneuburg entworfen, das hier zu sehen ist. Für den Kunsthallen-Entwurf arbeitet er mit den Wienern Josef und Marius Moser zusammen.

© F. Garzarolli

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Zaha Hadid: Sie war die erste Frau, die den Pritzker-Preis gewann. Lange von ihren Kollegen belächelt, ist Zaha Hadid inzwischen im Kanon der Architekturgeschichte angekommen. Die gebürtige Iranerin zelebriert die geschwungene Linie geradezu und zeichnet noch immer mit der Hand. Zu ihren wichtigsten Werken gehören das Vitra-Feuerwehrhaus in Weil am Rhein, das MAXXI-Museum in Rom (Bild) oder das phaeno Wissenschaftsmuseum in Wolfsburg.

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David Adjaye: Der Brite mit afrikanischen Wurzeln gilt als Shootingstar der Architekturszene. Er hat Büros in London und Berlin und schon 2005 Umbaupläne für die Mannheimer Kunsthalle vorgelegt. Da ihn der damalige Direktor Rolf Lauter aber im Alleingang beauftragte, gab es nur eine grobe Skizze. Adjaye arbeitet gern mit ungewöhnlichen Materialien und entwarf unter anderem das Museum of Contemporary Art Denver und Nobel-Friedenscenter Oslo, das hier zu sehen ist.

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Paul Böhm: Paul Böhms jüngstes Projekt ist die Zentralmoschee in Köln, die er mit seinem Vater, dem bedeutenden Nachkriegsarchitekten Gottfried Böhm, entworfen hat: einen verspielten und großzügigen, aber dennoch funktionalen Bau. Paul Böhm baut gern mit Beton, legt Wert auf skulpturale Formen und folgt damit auch der Tradition seines Großvaters Dominikus, einem wichtigen Kirchenbauer der Moderne. Sein Büro in Köln hat rund 20 Mitarbeiter.

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Caruso St. John: Die Entwürfe der Londoner Adam Caruso und Peter St. John sind oft unkonventionell: Ihre New Art Gallery im englischen Wallsall ist ein vertikaler Bau über einem quadratischen Grundriss. Zudem hat er verschiedenste Fensterformate. In Nottingham (siehe Bild) verkleideten sie das Kunstmuseum mit unterschiedlichen Materialien, von grünen Betonteilen bis zu goldenen Aluminiumplatten. Ziel ihrer selbstbewussten Bauten sei es, Orten eine eigene Identität zu geben.

© H.Binet

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David Chipperfield: Fingerspitzengefühl im Umgang mit Museumsbauten hat der Stararchitekt bereits in Essen (Bild: Das Museum Folkwang) oder Berlin bewiesen: Der Anbau seines Folkwang Museums lehnte er an die Formen eines Gebäudeteils aus den 50er Jahren an. Bei der Sanierung des Neuen Museums in Berlin hatte er alle Zeitschichten des alten Gebäudes offengelegt, statt sie zu überbauen. Der Londoner setzt dabei meist auf klare, minimalistische Formen.

© dpa

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Max Dudler: Mit der Region ist der Schweizer vertraut: In Neustadt hat er das Hambacher Schloss umgebaut, in Mannheim die Iduna-Versicherung am Bahnhof und in Heidelberg das Besucherzentrum des Schlosses errichtet. Der Professor für Baukunst an der Düsseldorfer Akademie hat auch das Museum Ritter in Waldenbuch entworfen. Seine Architektur ist rational, minimalistisch, aber auch stark auf das Umfeld bezogen. (Hier zu sehen: das Museum Ritter in Waldenbuch.)

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Annette Gigon/Mike Guyer: Die Schweizerin Annette Gigon und der Amerikaner Mike Guyer haben ein Büro in Zürich und Erfahrung mit Museen: In Davos etwa bauten sie das Kirchner Museum (Foto), das sie bewusst schlicht hielten, um der ausdrucksstarken Kunst Raum zu geben. Für den Umbau des Kunstmuseums Basel bekamen sie Lob, weil sie es einfühlsam und dennoch selbstbewusst mit einem historischen Nachbargebäude verbanden.

© Museum

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Gerkan, Marg und Partner: Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg arbeiten seit ihrem Studium in den 60ern zusammen. Die Pläne zum Flughafen Berlin-Tegel waren ihr Durchbruch, heute entwerfen sie auch ganze Städte in China. Dabei folgen sie weniger einem speziellen Stil, als dass sie die Gegebenheiten des Umfelds stark mitdenken. Ihr Motto: Ein Haus soll so sinnfällig und selbstverständlich wie möglich gestaltet sein. 2011 wurde ihr Wormser Kulturzentrum eröffnet.

© GMP

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Karl Hufnagel: Bis zum Anfang des Jahres arbeitete der gebürtige Heidelberger Karl Hufnagel mit Peter Pütz zusammen, der nun einen separaten Wettbewerbsbeitrag zur Kunsthalle Mannheim einreichen wird. Mit Michael Rafaelian hatten sie das großzügige Museum der bildenden Künste in Leipzig entworfen, bei dem eine gläserne Außenhaut einen skulpturalen Baukörper umschließt.

© dpa

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Jabornegg & Pálffy: Sie spannten ein riesiges Dach über das Passionsspielhaus in Oberammergau, ergänzten das Schlosshotel Velden am Wörther See um einen Neubau (Foto) oder machten alle Bauphasen des österreichischen Stiftes Altenburg sichtbar und zugänglich: Die Wiener Christian Jabornegg und Andreas Pálffy haben Erfahrung im Umgang mit historischen Bauten, die sie mit Hilfe von Denkmalpflegern "lesen," bevor auf der Grundlage von Geschichte Neues entsteht.

© Ivan Nemec

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Kadawittfeldarchitektur: Sie nennen ihr Keltenmuseum am hessischen Glauberg einen "Wahrnehmungsverstärker". Denn Gerhard Wittfeld und Klaus und Kilian Kada, entwickeln in ihrem Aachener Büro mit 70 Mitarbeitern, gern große Gesten: Gleich neben dem Grabhügel in Glauburg ragt ihr metallischer Körper in die Landschaft. Und auch ihr neugestaltete Eingang der Nürnberger Messe arbeitet mit einem "Superzeichen", wie sie es nennen, einem auffälligen Lamellendach.

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Kister Scheithauer Gross: Zwei Kirchen, eine evangelische und eine katholische, in einem Haus: Prof. Johannes Kister, Reinhard Scheithauer und Prof. Susanne Gross entwarfen die Freiburger Maria-Magadalena-Kirche (Bild), die außen skulptural wirkt - und innen funktional ist. Ihr Spektrum ist groß: In Büros in Köln und Leipzig werden sakrale Gebäude, Uni-Einrichtungen, aber auch Umbauten geplant - wie in Köln, wo sie Hafen-Speicher in Wohnungen verwandelten.

© dpa

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Kuehn Malvezzi: Manche behaupten, dass Johannes und Wilfried Kuehn und Simona Malvezzi so gern von Museen engagiert werden, weil sie wie Künstler denken. Fest steht: Nicht nur in Sachen Ausstellungsdesign ist das Berliner Trio sehr erfolgreich - es hat bereits die Berlinische Galerie (Foto), das Foyer der Schirn und die Documenta 11 mitgestaltet oder den Hamburger Bahnhof in Berlin erweitert. Dabei sind ihre Entwürfe oft unerwartet schlicht und sehr präzise.

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Henning Larsen Architects: 2009 feierte Henning Larsen den 50. Geburtstag - seines Kopenhagener Büros. Denn er selbst ist 86. Schlicht und überraschend sind seine Gebäude wie die Königliche Oper in Kopenhagen oder das Konzerthaus Hapa in Reykjavik, die klug auf ihr Umfeld reagieren: So auch die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall (hier zu sehen), zwei Quader, die er sensibel in die kleinteilige Umgebung der Fachwerkstatt integrierte und die eindrucksvolle Ausblicke bieten.

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Lindemann Architekten: Die Kunst ist nicht gleich von außen sichtbar - und trotzdem ist das Emil Schumacher Museum in Hagen von Don und Marek Lindemann so transparent, wie ein Haus nur sein kann. Vater und Sohn, die ein Büro in Mannheim betreiben, hatten eine Glashaut um den Neubau gelegt, der an das historische Osthaus Museum anschloss. So integriert sich ihr Haus in sein Umfeld - um nachts umso selbstbewusster zu wirken, wenn man den Bau mit Licht inszeniert.

© dpa

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© Karsten Monnerjahn

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