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Wer, wo, wann: So läuft die Corona-Impfaktion im Land ab

Von 
dpa
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Coronavirus-Impfstoff (Symbolbild) © Utrecht, Robin

Stuttgart. Die ersten Dosen des Corona-Impfstoffs sind verteilt - das große Impfen im Südwesten hat begonnen. Dass zunächst nur wenige Menschen eine Impfung erhalten, ist vielen klar. Doch zum genauen Ablauf und der Priorisierung hat mancher noch Fragen - auch, weil jedes Bundesland die Organisation der Impfungen etwas anders angeht.

Wer bekommt die Impfung?

Da die Impfstoffe begrenzt sind, wird priorisiert. Ältere über 80 Jahre und Pflegeheimbewohner haben zusammen mit medizinischem Personal die höchste Priorität. Als nächstes sollen Menschen ab 70 Jahren und mit Vorerkrankungen sowie etwa Menschen mit Demenz oder einer Behinderung vorrangig geimpft werden. Auch Menschen mit Kontakt zu Schwangeren oder Pflegebedürftigen und Mitarbeiter für den Betrieb von Kliniken haben Vorrang. Als letztes an der Reihe sind Menschen unter 60 Jahre und ohne Vorerkrankungen. Auch, wer zusätzlich nicht mit Risikopatienten in Kontakt kommt oder berufsbedingt viele Menschen trifft, hat geringere Priorität.

Kinder bleiben zunächst ganz außen vor. Der bisher zugelassene Impfstoff von Biontech/Pfizer ist bislang nur für Menschen ab 16 Jahren zugelassen. Zur Wirksamkeit bei Kindern und Jugendlichen gibt es noch nicht genügend Studien. Die Regeln, wer wann geimpft wird, hat der Bund in einer Impfverordnung festgelegt, die mit der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut (RKI) ausgearbeitet wurde.

Werde ich informiert, wenn ich an der Reihe bin?

Das Land plant keine persönlichen Einladungen zur Impfung. Ob man bereits an der Reihe ist, erfährt man etwa im Gespräch mit dem Hausarzt oder aus den Medien. Auch auf der Homepage baden-wuerttemberg.de möchte das Land darüber informieren, wer sich derzeit alles impfen lassen kann.

Wann werde ich an der Reihe sein?

Von den am Wochenende angebotenen Impfterminen seien keine mehr verfügbar, wie ein Sprecher des Sozialministeriums am Montag sagte. Dies war aufgrund der Verfügbarkeit von nur rund 10 000 Impfdosen zum Start absehbar. Mit dem Großteil der Impfdosen wurden demnach zunächst Menschen in Alten- und Pflegeheimen geimpft, da die Menschen dort zu den am stärksten durch die Pandemie Gefährdeten gehören. Die ersten Impfungen mit Termin gab es am Montag, weitere sollen in den kommenden Tagen folgen.

Ab Ende Dezember erhält Baden-Württemberg pro Woche rund 90 000 Impfdosen. Die zentralem Impfzentren hätten bereits Termine für die nächsten sechs Wochen in die Terminvergabe eingepflegt, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums am Montag. Weitere Termine kämen hinzu, wenn die Kreisimpfzentren ihre Termine einpflegten. Wie viele Termine vergeben werden können, hängt demnach von der Verfügbarkeit des Impfstoffes ab und auch davon, wie viele Impfdosen bereits von den mobilen Impfteams etwa in Pflegeheimen gebraucht werden. Wann im neuen Jahr auch die geringer priorisierten Gruppen die Impfung erhalten können, lasse sich derzeit nicht sagen. Dies hänge etwa von der Nachfrage und den verfügbaren Impfstoffen ab. Jeder, der sich impfen lassen möchte, solle aber so früh wie möglich eine Impfung erhalten können.

Muss ich mich anmelden?

Der Impfstoff wird noch über längere Zeit nur begrenzt zur Verfügung stehen. Deshalb ist zunächst eine Anmeldung erforderlich. Möglich ist diese entweder per Telefon unter der Rufnummer 116117 oder über die Webseite impfterminservice.de. Hier muss man zunächst nachweisen, dass man zu einer der priorisierten Gruppen gehört. Für die Anmeldung über das Online-Portal ist zudem eine Mailadresse oder eine Mobilnummer notwendig. Für die Anmeldung über das Online-Portal geht das Sozialministerium davon aus, dass etwa ältere Menschen hierfür Unterstützung von Angehörigen bekommen, sagte ein Sprecher. Zudem gebe es mit der telefonischen Anmeldung eine für alle niedrigschwellige Möglichkeit, sich anzumelden. Jeder erhält direkt zwei Impftermine. Denn nach etwa drei Wochen steht eine zweite Impfung an, um den vollen Schutz zu erhalten.

Wo bekomme ich die Impfung?

Zunächst wird nur in den neun zentralen Impfzentren (ZIZ) in den Städten Freiburg, Offenburg, Karlsruhe, Heidelberg, Stuttgart (2), Rot am See, Tübingen und Ulm sowie in einem großen Impfzentrum in Mannheim geimpft. Zudem fahren mobile Impfteams in Alten- und Pflegeheime. Auch das Personal in Kliniken soll so geimpft werden. Ab Mitte Januar soll es die Impfung dann in den rund 50 Kreisimpfzentren (KIZ) in allen Stadt- und Landkreisen geben. Später im Jahr soll die Impfung auch beim Hausarzt möglich sein.

Ist die Impfung auch zu Hause möglich?

Viele Menschen im Südwesten sind bereits über 80 Jahre alt, leben aber nicht in einem Pflegeheim, sondern werden etwa ambulant zu Hause betreut. Auch sie sollen wenn möglich zur Impfung in ein Impfzentrum kommen, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums. Impfungen zu Hause seien zunächst nicht möglich, dort sei das Ansteckungsrisiko aber auch geringer als in einem Pflegeheim. Ein Problem ist laut Sozialministerium auch der Impfstoff. Dieser kann, sobald er für die Impfung fertig vorbereitet ist, nicht mehr transportiert werden. Nur in sogenannten Härtefällen soll die Impfung deshalb auch in den eigenen vier Wänden möglich sein. Was alles als Härtefall gilt, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen.

Was muss ich zur Impfung mitbringen?

Wer einen Termin für die freiwillige Impfung ergattert hat, sollte seinen Personalausweis mitnehmen. Auch seinen Impfpass und die Gesundheitskarte sollte jeder dabeihaben. Wer etwa als Pflegerin oder aufgrund bestimmter Erkrankungen zu einer priorisierten Gruppe gehört, sollte zudem Unterlagen mitbringen, die das belegen.

Wie läuft die Impfung ab?

Beim Impfzentrum angekommen, wird jeder zunächst allgemein über die Impfung aufgeklärt, es folgt eine individuelle Aufklärung durch einen Arzt, etwa zu Risiken durch Allergien oder Vorerkrankungen. Erst dann geht es zur Impfung. Nach dem Pikser in den Arm soll man noch für eine 30-minütige Beobachtung dableiben.

Kann ich mir den Impfstoff aussuchen?

Bislang ist in der EU und Deutschland nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer zugelassen. Anfang Januar möchte die europäische Zulassungsbehörde EMA zudem über den Impfstoff des Unternehmens Moderna entscheiden. Er könnte ab Mitte Januar verfügbar sein. Doch auch dann wird es weiter nur in sehr begrenztem Umfang Impfstoff geben. Neben der Verfügbarkeit wird auch die Entscheidung des jeweiligen Arztes entscheidend dafür sein, wer welchen Impfstoff erhält.

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