Es geht voran

Kaum Papier, Stromausfälle, Not-Büros und Redakteure, die ihr Arbeitsmaterial von zu Hause mitbringen mussten - es waren keine einfachen Zeiten, als der "MM" 1946 die Druckmaschine erstmals anwarf.

Von 
Stefan Proetel
Lesedauer: 

Der Neubeginn

Mannheim liegt in Trümmern. Die Menschen leben in Kellern und Bunkern, zermürbt von 150 Luftangriffen. Sie sind am Boden, sie sind am Hungern. Mai 1945: Der Zweite Weltkrieg ist gerade vorbei, doch seine Folgen schmerzen. Die US-amerikanischen Besatzer tun viel, und sie erlauben, dass die Stadt wieder eine Zeitung erhält, um die Prozesse der Demokratisierung zu unterstützen. Sie suchen hierfür Menschen, die im Deutschland der Nazis nichts mit Zeitungen zu tun hatten - aus gutem Grund. Die Wahl fällt schließlich auf Eitel-Friedrich Freiherr Schilling von Cannstatt und Oskar Hörrle. Und tatsächlich: Am 6. Juli 1946 beginnt die Rotationsmaschine in R 1, sich wieder in Bewegung zu setzen. "Der Morgen" ist geboren. Hörrle scheidet noch Ende August als Lizenzträger aus, da er falsche Angaben über seine Vergangenheit gemacht hat. Sein Nachfolger als Lizenznehmer ist Karl Ackermann, bis dato Chefredakteur der "Stuttgarter Zeitung".

Die ersten Jahre

Erschwerte Bedingungen - der Begriff ist viel zu harmlos, um die Probleme der Anfangszeit zu beschreiben. Dass der "Morgen" sich schnell in "Mannheimer Morgen" umbenennen muss, weil in Berlin eine gleichnamige Zeitung etwas dagegen hat - geschenkt. Die ersten Jahre sind geprägt von Papierknappheit und fast unglaublichen Arbeitsbedingungen. Not-Büros mit undichten Decken, aus denen es bei starkem Regen tropfte, immer wieder Stromausfälle, Redakteure, die ihre Büromaterialien von zu Hause mitbringen: Alltag. Erst ab 1949 erscheint der "MM" wieder sechsmal in der Woche.

Der Wiederaufbau

Wasserturm, Schloss, Altes Rathaus, Zeughaus, Nationaltheater, verschiedene Kirchen - die Arbeiten in der zerstörten Stadt gehen nach dem Krieg stetig voran. 1959 eröffnet der "Mannheimer Morgen" den Neubau des "Weißen Hauses" am Marktplatz (R 1), in dem Verlag und Druckerei gemeinsam die Zeitung produzieren, unter äußerst beengten und fast abenteuerlichen Verhältnissen allerdings: Jede Papierrolle muss einzeln von den Lastwagen abgeladen werden, Parkplätze gibt es so gut wie keine.

Die Umzüge

Raus aus der Stadt, rauf auf die grüne Wiese: das Motto des Jahres 1975. Im Gewerbegebiet Wohlgelegen, passenderweise in der Dudenstraße, erricht die Mannheimer Morgen Großdruckerei (MMGD) einen Neubau für Technik und Druckerei. Dort findet endlich auch eine neue Rotationsmaschine Platz. Am 17. Februar 1975 druckt sie erstmals den "MM". Fünf Jahre später endet eine Ära: Computer lösen den guten alten Bleisatz ab. 1992 ziehen Geschäftsführung, Anzeigenabteilung, Vertrieb und Verwaltung in die Dudenstraße, während die Redaktion noch bis ins Jahr 2003 aus dem Herzen der Stadt recherchiert, berichtet und kommentiert, seit 1997 übrigens in Farbe. Hauptgrund für das Verlassen des "Weißen Hauses" ist dessen schlechter Bauzustand. Einfach gemacht hat sich diese Entscheidung aber trotzdem niemand.

Die Zukunft

Einführung des Newsroom, der Nachrichtenzentrale in der Redaktion (2004), neues Layout (2007), der stete Ausbau der Online-Aktivitäten - die Zukunft des "MM" hat längst begonnen und wird auch nie abgeschlossen. Damit aus 70 Jahren 80, 90 und noch viele weitere werden.

Ehemalige Mitarbeit Ressortleiter Lokales/Regionales und Mitglied der Chefredaktion

Mehr zum Thema

Morgenupdate Die Nachrichten am Morgen für Mannheim und die Region

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Abendupdate Die Nachrichten des Tages für Mannheim und die Region

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Copyright © 2024 Mannheimer Morgen