Teamgeist

Ständige Absprachen mit Blick auf die ganze Zeitung: Im Newsroom, der Nachrichtenzentrale, wird entschieden, welches Thema in welcher Form und Größe ins Blatt kommt. Wichtigstes Kriterium ist dabei die Regionalisierung.

Von 
Melanie Ahlemeier
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Strikte Ressorttrennung? Ein tiefer Graben zwischen dem Lokal-Regionalen und dem Überregionalen? Gab es - viel zu lange sogar. Ebenso die über Jahrzehnte gelebte Autonomie von einigen Ressorts. Da waren sich vermutlich alle Zeitungsredaktionen bundesweit ziemlich einig. In weiten Teilen der Republik hat sich mit Blick auf die moderne journalistische Arbeit inzwischen (zum Glück!) ein weitaus besseres Prinzip durchgesetzt - der moderne Newsroom. Und damit die dauernde Absprache zwischen Reportern, Blattmachern und den verschiedenen Ressorts.

Der Newsroom - für viele Journalisten das Herz der Redaktion - folgt dem Konzept der ständigen Konferenz. Absprachen sind ohne Umwege möglich, weil alle Seitenverantwortlichen (die sogenannten Blattmacher) in Rufweite in einem großen Redaktionsraum beieinander sitzen. Ganz gleich ob ein Amoklauf in Viernheim oder ein Bombenanschlag im Brüsseler Regierungsviertel - was wie mit Priorität auf www.morgenweb.de oder in die nächste gedruckte Ausgabe kommt, wird im Newsroom entschieden.

Wie ist eine neue Lage zu bewerten? Welcher Reporter kümmert sich um ein Thema oder um einen wichtigen Aspekt eines ganzen Themenpakets? Neben den Reportern dürfen die Korrespondenten nicht fehlen. Wie ist der Blick durch die Polit-Brille auf die Käseglocke Berlin? Was sagt unser Kollege in Brüssel, wie urteilt unsere Kollegin in London? All das wird in sogenannten ad-hoc-Konferenzen besprochen und die Planung festgezurrt.

Besonders wichtig: die Regionalisierung. Was bedeuten (politische, aber auch wirtschaftliche) Entscheidungen für unsere Leserinnen und Leser vor Ort? Wo gibt es regionale Anknüpfungspunkte? "Runterbrechen" nennen Journalisten das gerne. Auch hierbei profitiert die Zeitung von einer modernen, weil ressortübergreifenden Denke, die ständig im Fluss ist. Klar, selbst in Zeiten des modernen Newsrooms gibt es noch einige zeitliche Fixpunkte, die es "früher" auch schon gab. Die Morgenkonferenz um 10.30 Uhr gehört dazu, auch die Schaltkonferenz mit den Partnerredaktionen um 12 Uhr und die kurze Bestandsaufnahme ("Was fehlt?") um 17 Uhr direkt vor der Blattabnahme.

Kreative Stehkonferenz

Aber: Entscheidend ist die laufende Kommunikation. Der Newsroom hat den Überblick, plant, koordiniert, gewichtet, arbeitet an Texten und Seiten - und verwirft auch manchmal Themen, denn auch das ist Teil des journalistischen Handwerks. An manchen Produktionstagen werden Seiten sogar mehrfach umgeplant, je nach Lage und oft genug nach Grafik- und Fotoangeboten. Apropos Bilder: Auch darum wird im Newsroom manchmal hart in der Sache gerungen. Ist das Bild auf der Seite wirklich das beste Foto?

Starke und moderne Optiken sind das beste Mittel, um Leser in die Texte "hineinzuziehen". Gute Grafiken bringen einen raschen Erkenntnisgewinn. Gleiches gilt im Idealfall auch für eine moderne Bildsprache. Denn: Lesezeit ist Lebenszeit, darum ist die "Verkaufe" der Geschichten und Themen so wichtig.

Oft dominieren die harten Nachrichtenthemen - sei es Flüchtlingskrise, Terror oder Brexit. Doch Zeitung sollte nicht nur informieren und einordnen, sie sollte auch unterhalten. Die Mischung macht den Reiz aus. Ein wichtiges Instrument dafür ist die Wochenplanungskonferenz ("Woplako") mitten im Newsroom. Maximal eine Stunde dauert die Stehkonferenz für Reporter und Blattmacher, kreative Ideen sind hier ausdrücklich gewünscht. Wie lassen sich Themen anders aufziehen? Und warum macht unser junger Kollege nicht mal einfach selbst einen Nachmittag bei der rhythmischen Sportgymnastik mit? Eben. Journalismus ist Mannschaftssport!

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