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Aber bitte mit Makel

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Villeroy & Boch bringt mit der neuen Dekorlinie Manufacture Rock ein vornehmlich dunkles Service heraus. Weiße und gepunktete Elemente stammen aus den extra Serien Manufacture Rock Blanc und Manufacture Rock Desert. © picture alliance/dpa

Weißes Geschirr ist out. Schaut man sich die Neuheiten der Manufakturen an, fällt sofort die Farbigkeit auf. Meist finden sich mehrere Farben oder Töne in einem Geschirrset. Der Weiß-Anteil ist merklich zurückgegangen. Dafür gewinnt Schwarz an Bedeutung.

Trend 1: Dunkles

Die Porzellan Manufaktur Kahla aus Thüringen packt in ihre neue Themenwelt alles, was beim Geschirr grundsätzlich gut ankommt: Weiß, die Trendfarbe Schwarz mit einem Hauch von Blau und noch ein paar Blumen. Das nennt der Hersteller Moon Meadow (Mondwiese), es soll das spannungsvolle Spiel zwischen Tageslicht und Mondschein einfangen. Die Inspiration für das blumige Dekor haben heimische Wiesen geliefert – Butterblumen, wilde Himbeeren und Löwenzahnblätter. Auch Serax setzt bei seiner Neuheit auf Dunkles: Passe-partout von Vincent Van Duysen ist eine Serie, die mit dem Kontrast aus schwarzen und weißen Stücken spielt. Nicht Schwarz, sondern Dunkelgrün ist die neue Farbe des Sunny-Day-Sets von Thomas. Der Ton soll die Lebendigkeit der Pflanzenwelt widerspiegeln. Villeroy & Boch bringt mit der neuen Dekorlinie Manufacture Rock ein vornehmlich dunkles Service heraus. Für die rauen Strukturen haben sich die Designer vom Schiefer inspirieren lassen. In der Variante Rock Desert tragen die Stücke darüber hinaus noch ein feines Punktemuster in Rot und Weiß, das angelehnt ist an die Kunst der australischen Eingeborenen, der Aborigines. Das Unternehmen will damit nach eigenen Angaben einen Trend der Spitzengastronomie in heimische Küchen bringen: schwarzes Geschirr.

Trend 2: Handwerkliches

Schon in der vergangenen Saison haben Firmen Geschirr herausgebracht, dass an Handgefertigtes aus früheren Zeiten erinnert. Dieser Trend hat sich noch einmal verstärkt. Macken sind es nicht, die die Stücke haben – alles wurde bewusst so gestaltet oder beim Herstellungsprozess so in Kauf genommen. In Japan gibt es für dieses ästhetische Konzept die Bezeichnung Wabi-Sabi. Der Stil setzt auf Naturmaterialien und dezente, meist dunkle Farben. Weil das Kunsthandwerk in Japan oft absichtlich kleine Fehler einarbeitet, gehört hier der vermeintliche Makel zum perfekten Endprodukt. Das kennt man schon: Im sogenannten Shabby-Chic, der lange im Trend war, durften neue Sachen auch schon ein wenig alt aussehen. Das hat natürlich Vorteile: Selbst wenn die Tasse mal etwas abgegriffen ist oder ein kleiner Splitter vom a

a Teller abgeht, wirkt das Stück immer noch neuwertig. Die Porzellanhersteller greifen das Prinzip auf und setzen es auf verschiedene Weisen um. Die Stücke aus der neuen Serie Nature der Marke Thomas haben jeweils leicht variierende Farbverläufe. Jedes Stück wurde von Hand einzeln in Farbe getaucht, so Alissa Ritter, Managerin der Marke im Hause Rosenthal. Der Rand ist zudem aufgeraut und bewusst mit einer leichten Patina versehen. Die Marke hatte damit laut Ritter ganz konkret den Stil des Wabi-Sabi im Blick. Die Marke Rosenthal selbst setzt bei der Porzellanform Junto auf eine speziell entwickelte Farbglasur, die bei Handarbeit einen besonderen Farbverlauf erzielt. Außerdem werden die Randzonen mit einer dünneren Lage Glasur bearbeitet. Zwar gibt es die Serie FCK – OP BETON T X 100 von Serax schon seit dem vergangenen Jahr. Doch weil die Stücke so gut passten, wurden sie von den Experten der Messe Frankfurt zu den trendigen Produkten 2019 gewählt. Designer Frédérick Gautier hat sich von den Strukturen und der Brutalität von Beton inspirieren lassen. Die Ränder sind rau und kantig, wirken teils wie Bruchkanten. Auch bei Kahlas zweiter neuer Serie, Homestyle, ist die Glasur nie ganz einheitlich. Der Name ist dem Unternehmen zufolge bewusst gewählt: Das handglasierte Porzellan soll „dank harmonischer Formen und fein abgestimmter Farben eine Atmosphäre von Echtheit, Tradition und Gemütlichkeit“ verbreiten, so der Hersteller.

Trend 3: Buntes

Kaum noch ein Geschirr-Set ist unifarben. Die Farben vermischen sich. Gerade viele der neuen Sets, die handwerkliche und kunsthandwerkliche Merkmale tragen, haben erdige Braun- und Rottöne, dazu Blau als Kombinationsfarbe. Kahla verweist auf die Elemente der Natur: Die Farbtöne Atlantic Blue, Desert Sand und Siena Red für Feuer und Erde sowie Wasser und Luft finden im Service, teils sogar in einem Stück zueinander. Auch beim Steinzeug-Geschirr Nature von Thomas heißen die Farben entsprechend: Sand, Water und Leaf. Wer keine komplett neue Kollektion hervorbringt, ergänzt gerne jedes Jahr bestehende Sets um einzelne Farben - die sich dann alle kombinieren lassen. Zum Beispiel trifft bei Rosenthals Geschirrform Junto der nun neue Türkis-Ton Opal Green auf die Bestände Perlgrau, Weiß und dunkleres Ozeanblau. Dieser Ton ist insgesamt im Trend: Auch bei Arzbergs Kollektion Joyn trifft ein neuer Türkis-Ton namens Mint Green auf Porzellan in Grau, Weiß sowie auf Holzelemente. Auch die angesagten schwarzen Stücke werden fast immer mit anderen Farben auf den Tisch gebracht – vor allem mit Weiß. Und bei Villeroy & Bochs Service Manufacture zum Beispiel treffen kupferfarbene Elemente auf Schwarz.

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