Heidelberg. Weinreben, vegetabile Malerei und qualitätvolle Kochkunst mit wissenschaftlicher Expertise haben die Besucher des Botanischen Gartens zum Sommerfest im Botanischen Garten gelockt – auch Starköchin Léa Linster, die ihr Kochbuch „Karotten lieben Butter“ vorstellte.
Einen „Kessel Buntes“ nannte der Organisator und wissenschaftliche Leiter Andreas Franzke das von ihm und seinen Helfern erstellte Programm, das die Begegnung zwischen Wissenschaftlern und Laien ermöglichen sollte. Passend zum Motto „vini et plantarum“ gab es halbstündlich Führungen durch die Gewächshäuser, bei denen die Referenten zum Beispiel über Weingewächse sprachen.
Infos aus Staatsexamensarbeit
Lehramtsstudenten der Universität und der Pädagogischen Hochschule stellten dagegen ein Praxisseminar über Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion und deren Vermittlung in der Schule vor. Der angehende Biologielehrer Marcel Kleinknecht sprach an seinem Stand neben dem Gartenteich über die Ergebnisse seiner Zulassungsarbeit für das Staatsexamen. Darin untersuchte er die Feuchtgebiete im Neuenheimer Feld, inklusive zweier Teiche im Botanischen Garten. „Das ist der einzige Ort in Heidelberg, an dem der nördliche Kammmolch vorkommt“, konnte er berichten.
Die Malerin Brigitte Hofherr präsentierte große und kleine Leinwände, auf denen sie Walnüsse, Äpfel oder Weintrauben vergrößert abbildete. „Ich suche meine Motive in der Natur, zum Beispiel in Baumschulen. Wenn ich kleine Pflanzen vergrößere, wirken sie anders in dem Raum, in dem sie aufgehängt werden“, beschrieb sie ihre Intention.
„Alle Teilnehmer sind Überzeugungstäter in ihrer Sache“, machte Andreas Franzke deutlich. Das galt auch für die aus Luxemburg stammende Sterneköchin Léa Linster, den Allgemeinmediziner Gunter Frank und den Evolutionsbiologen Michael Wink.
Gemeinsam schrieben sie das Buch „Karotten lieben Butter“, in dem sie für einen genussorientierten Umgang auch mit fett- und zuckerreichen Nahrungsmitteln plädieren. Der schlechte Ruf zum Beispiel von Pommes Frittes sei eher verkaufsfördernd für Diätprodukte. „Viele Obst- und Gemüsesorten entwickeln Gift-und Bitterstoffe, damit wir sie nicht essen. Erst schälen und kochen machen sie bekömmlich“, führte er aus.
Qualität beim Essen wichtig
Besser sei es, das zu essen, was einem schmeckt und dabei auf die Qualität der Produkte zu achten, die allerdings ihren Preis haben könne. „Ungewöhnlich“ nannte er die Herangehensweise der Autoren, die ihre Thesen bei vielen Gesprächen, begleitet von einem guten Essen, entwickelten.
„Qualität und die richtige Zubereitung sind wichtig“, fasste Wink zusammen. Vor dem Tisch, an dem die drei Autoren mit Interessierten jeden Alters über ihre Thesen sprachen, drängte sich das Publikum.
Wer bereits ein Exemplar des frisch erschienen Werkes besaß, konnte es sich von Léa Linster signieren lassen oder eine ihrer selbst gemachten Madeleines, ein französisches Feingebäck, probieren. Engagiert diskutierte zum Beispiel die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Christiane Stich mit ihrem Bekannten Michael Wink über Verhaltensstörungen bei Heranwachsenden.
„Durch das Essen kann man Ängste kanalisieren. Wenn in den Medien aber bestimmte Lebensmittel als verboten beschrieben werden und Teenager sich daran halten, können sie Störungen wie eine Orthorexie entwickeln, also das krankhafte Festhalten an selbstauferlegten Regeln“, war ihre Meinung.
Andreas Franzke freute sich über die lebhafte Diskussion – und über den Andrang beim „besten Fest der Welt“, wie er scherzhaft resümierte.
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