Heidelberg. Neue Diskussionen um die schlagende Verbindung „Normannia“ in Heidelberg: Nachdem die Burschenschaft mitgeteilt hatte, sich neue Leitlinien gegeben und von einigen Mitgliedern verabschiedet zu haben, fordert der SPD-Landtagskandidat Daniel Al-Kayal, dem Verein „Stückgarten“, der das Studentenwohnheim der „Normannia“ verwaltet, den Status der Gemeinnützigkeit zu entziehen.
„Es ist höchste Zeit, dass dem Verein dieser gemeinnützige Status entzogen wird, denn er nützt der Gemeinschaft nicht, sondern schädigt sie. Der Wohnraum wird Mitgliedern der rechtsradikalen Normannia zur Verfügung gestellt, der Verein von rechtsradikalen Personen geführt. Das darf steuerlich nicht belohnt werden“, so Daniel Al-Kayal. Der Wegfall der steuerbegünstigten Zwecke hätte für den Verein laut Al-Kayal nicht nur steuerliche Folgen:
Laut Paragraf 10 der Satzung des Studentenwohnheim Stückgarten falle das Vermögen des Vereins – also insbesondere das Normannenhaus – an die Uni Heidelberg, die es für gemeinnützige Zwecke verwenden müsse.
Mitglieder gehen von sich aus
„Mit der Übergabe an die Universität kann das Normannenhaus von einem Ort der Intoleranz zu einem Ort der Vielfalt und Toleranz werden“, hofft der SPD-Landtagskandidat. Nach Informationen unserer Zeitung entrichten die „Normannen“ einen monatlichen Mitgliedsbeitrag an den Verein, der getrennt von der Burschenschaft geführt wird. Bei voller Besetzung haben im Studentenheim am Kurzen Buckel sechs Studenten Platz. Die jüngst verabschiedeten Mitglieder hätten formal von sich aus gekündigt, hieß es gestern aus den Reihen der „Normannia“ zur Trennung – nachdem sie offenbar erkannt hätten, dass sie keinen Rückhalt mehr hätten.
Der Antisemitismus-Beauftragte des Landes, Michael Blume, pocht auf ein bundesweit härteres Vorgehen gegen rechte Burschenschaften. Es müsse geprüft werden, wo Vereinsverbote und Beschlagnahmungen von Wohnraum möglich seien, sagte Blume der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Völkische und rechtsextreme Burschenschaften seien eine Gefahr – auch aufgrund von Seilschaften, die tief in den Staatsdienst reichen würden.
„Wir haben Hinweise darauf, dass Netzwerke von alten Herren im Staatsdienst sich seit Jahrzehnten gegenseitig decken und Vorfälle immer wieder als Einzelfälle verniedlichen statt aufzuklären.“ Blumes Kritik richtet sich vor allem gegen den Dachverband Deutsche Burschenschaft als Zusammenschluss von fast 70 Burschenschaften und 4500 Mitgliedern.
Dieser sei „rechtsextrem, rassistisch und antisemitisch“. „Ich fordere den Verfassungsschutz auf, die Organisation zu beobachten und die Netzwerke, die in den Staatsdienst reichen bis hin zu Polizei und Justiz, endlich aufzuklären.“
Aus dem Dachverband traten bereits einige Burschenschaften aus. 2016 gründete sich die Allgemeine Deutsche Burschenschaft (ADB) als neuer Dachverband, der nach eigenen Angaben völkischem Gedankengut entgegentritt. Die Deutsche Burschenschaft als Zusammenschluss von fast 70 Burschenschaften und 4500 Mitgliedern gibt es weiter. Presseanfragen beim Verband blieben unbeantwortet.
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