Sport - Rekonstruktion einer alten Kampfkunst / Ausgefallene Sportart wird erstmals wöchentlich an der Universität angeboten

Historisches Fechten mit Nylon-Schwertern

Von 
Jacqueline Dinser
Lesedauer: 
Die beiden Trainer (v.l.) Nick Kraus und Martin Hollmann bringen interessierten Studenten bei, wie man mit Schwertern kämpft. © DIN

Was macht man, wenn das Sportprogramm der Universität den eigenen Lieblingssport nicht im Programm hat? Richtig, man ergreift selbst die Initiative und fragt nach, ob man nicht selbst „historisches Fechten“ für die Studierenden der Universität Mannheim anbieten darf. Die Idee kam den drei Studenten Nick Kraus, Sven Raabe und Martin Hollmann relativ spontan.

„Wir haben einfach beim Leiter des Instituts für Sport nachgefragt, und er fand die Idee gut. Der Rest kam dann ganz von alleine“, sagt Kraus. Der 20-Jährige studiert den Bachelor Kultur und Wirtschaft im zweiten Semester. Seit Februar 2018 bieten die drei Kommilitonen die ausgefallene Sportart wöchentlich an. „Es scheint ein großes Interesse da zu sein.“

Viele die neu dazugekommen sind, konnten sich unter historischem Fechten zwar erst einmal nichts vorstellen, sind heute jedoch total begeistert davon“, sagt Kraus. „Historisches Fechten ist eine rekonstruierte Kampfart, die wirklich dafür gedacht war, Leute für Duelle, bei denen es um Leben und Tod geht, zu schulen. Wir kämpfen aber natürlich nicht mit echten Schwertern“, sagt Kraus. Die Waffen sind aus Nylon und darum ungefährlich.

Selbstverteidigung lernen

„Momentan üben wir noch das Linientraining. Martin gibt vor, wie die Teilnehmer ihr Schwert halten sollen, und ich korrigiere sie. Dafür, dass alle noch nicht lange fechten, ist die Gruppe wirklich schon gut“, so Kraus. Da das Angebot so neu und außergewöhnlich sei, haben Kraus und Hollmann die meisten Schwerter privat zur Verfügung gestellt. Im nächsten Semester werde die Universität jedoch die fehlende Ausrüstung beisteuern, damit die Studierenden nicht nur mit Schwertern, sondern auch mit Masken und Handschuhen trainieren können, so Kraus. Weiter sagt er: „Wir planen, auch mit anderen Waffen zu trainieren. Dabei orientieren wir uns aber voll und ganz an den Teilnehmern und worauf sie Lust haben.“ Zwar haben die drei Kommilitonen keine offizielle Trainierlizenz, schöpfen ihre Erfahrung jedoch aus jahrelangem privaten Training.

Auch wenn das historische Fechten kein reiner Selbstverteidigungskurs ist, lernen die Teilnehmer einige nützliche Prinzipien. „Sie lernen beispielsweise, wie man sich geschickt abrollt und direkt wieder aufsteht. Das kann natürlich durchaus nützlich für die Selbstverteidigung sein“, sagt Kraus. „Mit den Prinzipien, die man durch das historische Fechten lernt, ist man also auf jeden Fall besser dran als ohne“, so der 20-Jährige.

Das ist es auch, was die Teilnehmer besonders am historischen Fechten schätzen. „Die Selbstverteidigungstechniken sind wirklich ein toller Nebeneffekt. Neben der Tatsache, dass man die Arme trainiert, schätze ich aber auch, dass man mehr Selbstbewusstsein bekommt, gerade als Frau“, so Vanessa Küfner, Soziologiestudentin im zweiten Semester.

Den Erfolg für das historische Fechten erklärt sich Kraus dadurch, dass es einfach mal etwas anderes sei. Für ihn steht fest, dass er den Kurs bis zum Ende seines Studiums weiter anbieten möchte.

Mehr zum Thema

Gedenken Marie-Luise-Jung-Preis: Universität erinnert an die "verlorene Zukunft" der getöteten Studentin

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Copyright © 2024 Mannheimer Morgen