Engagement - Eine Gruppe Film-Liebhaber organisiert Vorführungen auf dem Campus und lernt dabei viel über aktuelle Trends

Kino-Atmosphäre im Hörsaal

Von 
Christiana Stern
Lesedauer: 
Vorhang auf – Film ab: Die Frage, welche Streifen dann laufen, beschäftigt das kleine Team des Cine-Asta gerade aktuell wieder. © dpa

Mannheim. Die Mittagstischzeit nähert sich dem Ende und Manuel Hugenschmidt kommt gerade aus dem Hauptseminar „Minderheitensprachen in Italien.“ Dem Lehramtsstudenten mit der Fächerkombination Italianistik und Anglistik bleiben jetzt nur noch ein paar Stunden Zeit, bevor am Abend seine außer-curricularen Aktivitäten, Stupa-Sitzung und Unikino in den Fokus rücken.

Der Cine-Asta



  • Der Cine-Asta zeigt kostenlos jeden Mittwoch im Semester ab 20.30 Uhr in L 7, 3-5 (Hörsaal 001) ausgesuchte Filme. Popcorn- und Getränkeverkauf sorgen für Kinoatmosphäre. Auch veranstaltet er jedes Semester das sogenannte Frühjahrs- oder Herbstkino, bei dem ein Mannheimer Kino nachts die Türen für Studierende öffnet.
  • Wer mithelfen möchte, findet weitere Infos unter der Facebook-Seite des Cine-Asta. 

Seit drei Jahren engagiert sich der 25-Jährige aus dem Markgräflerland nun ehrenamtlich für den Cine-Asta der Uni Mannheim und investiert reichlich Zeit in zwei unbeschwerte Stunden pro Semesterwoche, in denen filmbegeisterte Studierende in cineastische Welten abtauchen können. Doch so mancher Hollywood-Glitter auf der Leinwand vernebelt oftmals die Nöte und Probleme, die sich hinter den Kulissen eines Unikinos abspielen – von Budgetierungsengpässen bis hin zum perfekten Spielplan.

Oft eine Ein-Mann-Show

Auch wenn das derzeitige Cine-Asta-Team in Sachen Herkunftsland fast den gesamten Globus abdeckt, sind es im Endeffekt gerade einmal vier aktive Mitglieder, inklusive Manuel, und vier weitere Einzelpersonen im erweiterten Helferkreis, die das Projekt tragen. „Manchmal war es auch schon eine Ein-Mann-Show“, kommentiert Manuel augenzwinkernd den Umstand der hohen Fluktuation, wenn es für die Austauschschüler nach einem Jahr Mannheim hieß, Abschied zu nehmen. Möglicherweise begründe sich die Affinität ausländischer Studierender zu diesem Projekt darin, dass die Filme in der Originalversion gezeigt werden, so Manuel. Solche Überlegungen seien gerade jetzt angebracht – denn da Anfang Juni die Klausuren an der Uni im Vordergrund stehen, finde die Hauptplanungsphase in der jetzigen vorlesungsfreien Zeit statt.

„Wir sind im ewigen Findungsprozess, weil wir die Maßstäbe jedes Semester aufs Neue ausloten möchten, was gefällt und was nicht“, sagt Manuel zur Filmauswahl. Der Anspruch des Cine-Asta Mannheims gehe dabei über das bloße Ausstrahlen aktueller Filme hinaus. Eine Zeit lang diente als Auswahlkriterium beispielsweise die Maxime „Filme, die man gesehen haben muss.“

Wie die Filmtitel „Die Hard“, „Harold & Maude“, „The Fly“ oder „La La Land“ und „Inglorious Bastards“ aus dem aktuellen Semesterprogramm, belegen, handelt es sich gegenwärtig um einen wilden Genre-Mix aus verschiedenen Jahrzehnten. „,La La Land’ war unser Valentinstags-Spezial und der bestbesuchte Film seit langem“, sagt Manuel. Neben „Dancer in The Dark“, Baby Driver“ und „Singing in The Rain“ gehörte er zu der Sonderfilmreihe „Musikfilme“, der jungen Filmvorführer in diesem Semester.

Auch wenn das Unikino kostenlos ist und vom Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) finanziert wird, der Ansporn gefüllter Zuschauerränge sei auch hier das Maß aller Dinge. „Wir suchen ein Programm, das sich dem Publikum annähert“, umschreibt Manuel die jüngsten Neuerungspläne. Und da würden eben aktuelle Kassenschlager ganz oben auf der Wunschliste stehen.

Dem schmalen Budget kämen die Galionsfiguren der massengehypten Kinokultur gerade recht, denn Filmklassiker seien oft mit teuren Sonderlizenzen belegt. Die Budgetierung und das Herausfiltern von Filmfavoriten seien jedoch nicht die einzigen Herausforderungen der Uni-Cineasten, denn auch die Vorführstätte werde den Anforderungen kaum noch gerecht, beklagt Manuel. Der jüngste Besucherrekord von „La La Land“ kratzte an der Kapazitätsobergrenze des Hörsaals. Zudem verlange der Umzug des Asta in den Parkring ein Vielfaches an Muskelkraft beim Schleppen des nötigen Vorführ-Equipments.

Den Gegebenheiten anpassen

„Cool wäre der große Hörsaal in B 6“, sagt er strahlend. Ein Problem, das in naher Zukunft in Angriff genommen werden müsse. Doch der CineAsta- Vorsitzende zeigt sich optimistisch: „Es ist immer Luft nach oben, wir haben genug Ideen.“

Neben einer Neuausrichtung des Programms soll künftig auch das akademische Umfeld stärker miteingewoben werden. Eine Herausforderung, die die mutige Truppe meistern wird, denn auch das Erstikino zu Semesterbeginn in Kooperation mit einem großen Mannheimer Kino entstammte gleichsam einer ambitionierten Idee und ist inzwischen zu einem etablierten Programm-Punkt im Jahreskalender der Cineasten geworden.

Was die Zukunft bringt? Manuel wurde auf der Stupa-Sitzung zum Veranstaltungsreferenten des Asta gewählt, was für ihn ein breiteres Kompetenzfeld über das Kino hinaus bedeutet. Seit kurzem ist er zudem Mitglied des Programm-Ausschusses beim Cinema-Quadrat. Wie viel Zeit da künftig für den Cine-Asta bleiben wird?

Mehr zum Thema

Gedenken Marie-Luise-Jung-Preis: Universität erinnert an die "verlorene Zukunft" der getöteten Studentin

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Interview Jupiter Jones wollen dem Mannheimer Musik-Nachwuchs ein Podium bieten

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Copyright © 2024 Mannheimer Morgen