Lauter Verluste

Lesedauer: 

Oliver Otway Orme ist ein erfolgreicher Maler. Doch irgendwann verheddert er sich im Durcheinander der Perspektiven. Worin liegt die Wahrheit, wenn das Bild auch nur Abbild eines Bildes von etwas ist, das wir als Realität bezeichnen? Schließlich verliert der gescheiterte Künstler auch in Liebesdingen die Orientierung. Der irische Schriftsteller John Banville schreibt eine erotisch-philosophische Amour fou, in die – frei nach Goethes „Wahlverwandtschaften“ – am Ende zwei Paare verstrickt sind. Und in der die beteiligten Personen wichtige Erkenntnisse über sich selbst gewinnen, um sich im unendlichen Spiegel der diversen Rollen, die das Leben dem Individuum einer modernen Gesellschaft zuschreibt, wieder zu verlieren. Das eigene Ich wird damit ebenso Opfer der Spekulation, wie sich die Objekte der künstlerischen und erotischen Begierden dem Zugriff entziehen. Mit seinem neuen Roman gelingt Banville eine vergnügliche Mischung aus Tragik, schwarzem Humor und Komödie, die den Leser am Ende denn auch versöhnlich entlässt. urs

Die blaue Gitarre. (Kiepenheuer & Witsch), 272 Seiten, 22 Euro.

Copyright © 2024 Mannheimer Morgen