Sobald Frank an seinem Spieltisch im Turm der Marktkirche eine Holztaste oder einen Fußhebel drückt, wird eine Glocke mit einem Hammer angeschlagen – und der Ton breitet sich über Wiesbaden aus.
Damit dem 45-Jährigen nicht alle Passanten und Anwohner beim Üben zuhören müssen, gibt es in der Kirche noch einen identischen Spieltisch – ohne großes Publikum. Auch wenn die meisten Menschen die Glockenklänge als schön empfinden – es gibt auch mal Meckerer. Einen Nachbarn der Kirche, der sich gestört fühlte, lud Frank kurzerhand zu einem Besuch im Turm ein. Danach konnte der Mann nichts Schlimmes mehr an dem Instrument finden.
Die größte Glocke des Marktkirchen-Carillons wiegt 2,3 Tonnen, die kleinste 13 Kilo. Als das Instrument 1986 installiert wurde, mussten extra Mauern aus dem Turm herausgebrochen werden. Inzwischen können die meisten Glocken mit automatischen Hämmern angestoßen werden – erst vor kurzem wurde mit 22 000 Euro nachgerüstet.
© Südhessen Morgen, Samstag, 31.03.2018