Leserbrief - Zum Bericht „Eiszeit zwischen London und Moskau“ (FN, 6. April) Öffentliche Meinung als Machtinstrument

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Die öffentliche Meinung als Machtinstrument: Welche Stimmung in einer Bevölkerung vorherrscht, ist für die Mächtigen von großer Bedeutung. Denn gegen das Volk können sie ihre Ziele nur schwer umsetzen. Der Mauerfall ist ein Beispiel, bei dem den Zuständigen in der DDR die öffentliche Meinung aus der Hand geglitten ist. Auch der Vietnamkrieg konnte irgendwann nicht mehr gegen den Druck der Öffentlichkeit weitergeführt werden. Es gibt aber auch Beispiele, bei denen die öffentliche Meinung gezielt verändert wurde: 1990 erhielt der Irakkrieg erst durch die „Brutkastenlüge“ eine breite Zustimmung in der Bevölkerung. Der erste Kampfeinsatz der Bundeswehr wurde 1999 durch erfundene serbische Konzentrationslager gerechtfertigt. Und beim zweiten Irakkrieg waren es die gefährlichen Massenvernichtungswaffen, die uns überzeugt haben.

Es gibt weitere Vorfälle, nach denen sich die Stimmung spürbar verändert hat: Vor Pearl Harbor war die Mehrheit der Amerikaner nicht zu einer Beteiligung am Zweiten Weltkrieg bereit.

Und vor dem 11. September hätte man einen „Krieg gegen den Terror“ der Öffentlichkeit nicht so leicht verkaufen können. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Aktuell könnte man sich fragen, wozu viele Ereignisse der letzten Jahre ein schlechtes Bild auf Russland werfen . . . Nachtigall, ick hör’ dir trapsen!

Für mich steht fest: Wir als Bevölkerung sind lediglich Schachfiguren auf dem Spielfeld der Geo-Strategie. Dabei ist die Beeinflussung der öffentlichen Meinung das wichtigste Instrument zur Positionierung der Spielfiguren. Und die Medien sind dabei das Mittel zum Zweck.