Bäume bewusst in Reihe gepflanzt

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Das Bild von Leser Eberhard Gross zeigt Bäume und ihre Wurzeln in der Nähe des Mannheimer Strandbads – stromabwärts in Höhe des Campingplatzes. © Gross

Zum Leserbrief „Linke Rheinseite vorbildlich“ vom 23. April:

Die nach heutigem Stand der Technik stümperhaft zusammengeschusterten Liegeflächen aus der Zeit kurz nach der Weimarer Republik haben zum einen mit modernen Dammsanierungsmaßnahmen gar nichts zu tun, zum anderen konnte man auch schon in längst vergangenen Zeiten technische Bauwerke vor Wurzeln schützen. Man denke zum Beispiel an Luftschutzbunker.

Wachsendes Wurzelwerk hat natürlich die Kraft, wie von Herrn Gross beschrieben, lose und unbefestigte Betonplatten egal welcher Größe nach oben zu drücken; es hat aber auch die Fähigkeit, aufgeschüttetes Erdreich mit Gestein zusammenzuhalten und übernimmt in losem Erdreich auch die natürliche Funktion einer Armierung, ähnlich einer Stahlarmierung in Stahlbeton.

Die auf dem Rheindamm in Reih und Glied stehenden alten Bäume sind sicher dort nicht zufällig gewachsen, sondern wurden von den Erbauern vor mindestens 130 Jahren bewusst in einer Linie gepflanzt, um Erosion zu verhindern. Das Argument, dass die Bäume nach der neuen DIN dort nicht mehr stehen dürften, da diese bei einem Hochwasser in feuchtem Grund stünden und somit diesen Halt nicht mehr gewährleisten, widerspricht der Chronologie der Hochwasser, wie ich in einem anderen Leserbrief schon herausgestellt habe.

1784, also fünf Jahre vor der Französischen Revolution und 50 Jahre vor der industriellen Revolution und noch viele, viele Jahre mehr vor der Geburt des Herrn Gross waren die klimatischen Bedingungen doch erwiesenermaßen andere als in der heutigen Welt, in der seit meiner Geburt 1968 sage und schreibe fast fünf Milliarden mehr Menschen auf diesem Planeten leben. (Susanne Geisler, Mannheim)

Die Lösungen, die Christian Schmidt präsentierte, gewährleisten wirksamen Hochwasserschutz. Laut dem Prüfingenieur für Geotechnik im Wasserbau erfüllt eine Spundwand über die gesamte Strecke von rund 3,5 Kilometern höchste Sicherheitsanforderungen. Eine sehr gute Alternative ist ihm zufolge eine Dichtwand. Das Regierungspräsidium sieht eine Spundwand nur an wenigen Stellen vor und hat die kostengünstigere Dichtwand-Variante gar nicht betrachtet.

Vor allem aber plant die Landesbehörde im Waldpark weiterhin eine unvorstellbare Massenabholzung. Durch das Setzen einer durchgängigen Spund- oder Dichtwand, möglichst in der Mitte des Damms, wäre der Damm sicher. Die meisten Bäume könnten damit erhalten bleiben. Außerdem schützen etliche Baumarten einen Damm vor Erosion, was der langjährig erfahrene Baumstatiker Lothar Wessolly nach 13 000 Sicherheitsgutachten zu Bäumen vermutlich besser beurteilen kann als Herr Gross, der auf angehobene Betonplatten am Strandbad verweist.

Herr Gross kritisiert zudem, dass die Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof die Fachkompetenz des Regierungspräsidiums anzweifle. Das tut sie – und zwar zu Recht. Die Karlsruher Beamten berufen sich auf die DIN 19712 Flussdeiche, ein technisches Regelwerk aus dem Jahr 2012. Sie berücksichtigen aber nicht hinreichend die besonderen örtlichen Gegebenheiten am Mannheimer Rheindamm (was die DIN ausdrücklich vorsieht). Und sie lassen offensichtlich neuere Erkenntnisse aus Theorie und Praxis in Sachen Deichbau sowie baumstatisches Wissen außer Acht.

Bei diesem Vorgehen wären Tausende von Bäumen für die nachfolgenden Generationen unwiederbringlich verloren – dabei sind sie schon allein für den Klimaschutz unverzichtbar. Viele Bürger hinterfragen dieses Vorgehen und ermöglichen es durch ihre Spenden, nach Alternativen zu suchen, was das Regierungspräsidium leider versäumt hat.

Herr Gross fragt auch, wie Versicherungen das Risiko einschätzen. Die deutschen Versicherer haben ein Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen (ZÜRS) mit vier Risikozonen entwickelt. So können sich Bürger über ihren Versicherer informieren, wie stark ihr Gebäude durch Hochwasser gefährdet ist.

Die Häuser in den Stadtteilen Neckarau, Almenhof, Niederfeld und Lindenhof sind lediglich in der Gefährdungsklasse Zwei eingestuft, selbst die Häuser in der Schwarzwaldstraße auf dem Lindenhof, die also direkt am Damm liegen. Versicherungen halten sie damit für gering gefährdet. (Sabine Jinschek, Mannheim)

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2ZZO9Gm