Bei Lesern polarisiert das Klima

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Eisberge treiben bei Sonnenaufgang in der Nähe von Kulusuk auf dem Wasser. In Grönland sind die Gletscher in den vergangenen Jahren stark geschmolzen. © dpa

Zum Artikel „Wie das Klima polarisiert“ vom 9. Juli:

In Ihrem Artikel beschäftigen Sie sich mit der zunehmenden Konfrontation in der Klimadebatte. In diesem Artikel führen Sie die Argumente der sogenannten Klimaskeptiker vor und beantworten diese. Meine erste Frage in diesem Zusammenhang: Warum lassen Sie die Klimaskeptiker nicht selbst argumentieren und zu Wort kommen?

In Deutschland kommen diese Leute in den Medien nicht zu Wort. Das ist im Ausland anders. Ich halte dies für eine sehr undemokratische Vorgehensweise. Sie formulieren die Argumente derart vor, dass Sie diese leicht aus dem Weg räumen können. In Ihrem ersten Absatz legen Sie den Klimaskeptikern die Aussage in den Mund: „Es gibt keinen Klimawandel.“ Das sagen die europäischen Klimaskeptiker nicht. Sie sagen, dass der Klimawandel im Wesentlichen ein natürlicher Wandel ist, der sich in den letzten 2000 Jahren alle 800 oder 900 Jahre wiederholt hat und um 1850 aus einer Kleinen Eiszeit in eine Warmphase gewechselt ist.

Das CO2 sei ein untergeordneter Faktor. Ihre Redaktion sagt: „Das (die Erwärmung) ist mit keinem bekannten natürlichen Phänomen, etwa Vulkanausbrüchen, erklärbar.“ Warum erklären Sie dann nicht die schon immer aufgetretenen vergleichbaren Schwankungen und beschäftigen sich stattdessen nur mit den letzten 150 Jahren, die ja in der Klimageschichte eine kleine Zeitspanne darstellen? Die Betreiber der „deutschen Energiewende“ wollen weltweit die Führung in einem Jahrhundertgeschäft und können schon jetzt jährlich auf rund 40 Milliarden Euro allein aus unserer Stromrechnung zugreifen. Können Sie sich allen Ernstes nicht vorstellen, dass diese Branche seit über zehn Jahren an allen Schrauben dreht, um ihr Geschäft durchzusetzen?

Nachweisbar ist übrigens gerade die deutsche Beeinflussung des Weltklimarats (IPCC) in Richtung Alarmgeschrei. In den Berichten des IPCC standen früher immer die Sätze, das Klima sei über Zeiträume von zehn oder 20 Jahren nicht vorhersehbar, weil es sich um ein viel zu kompliziertes Gefüge handelt. Nun hat sich dies gewandelt, aber nur, weil sich die politischen Machtverhältnisse geändert haben.

Meine Empfehlung, lassen Sie die offene Diskussion darüber zu, denn wenn die Geschäfte unter Druck in eine bestimmte Richtung laufen, sind die Lösungen erfahrungsgemäß nicht die Besten. Von Andreas Kostarellos, Mannheim

Das einzig Konstante am Klima ist sein Wandel. Es geht immer nur um den möglichen Einfluss des menschengemachten CO2 auf die Temperaturerhöhung der letzten 150 Jahre. Nach dem IPCC 2013 gibt es eben keine Zunahme von Wetterextremen. Subjektive Beobachtungen sind hier völlig irrelevant. Die Dansgaard-Oeschger-Ereignisse zeigten schon während der letzten Kaltzeit rasante Klimaschwankungen an, bis zu zehn Grad Celsius in 50 Jahren. Das Tempo ist also nichts Neues.

Die Sonne beziehungsweise die kosmische Strahlung als Treiber der Kalt-und Warmzeiten in der Vergangenheit ist mit Daten recht gut belegt (Svensmark/Shaviv). Die zuständigen Forscher stellen sich auch der Kritik, was man von den Klimaalarmisten des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) nicht behaupten kann. Man wähnt sich, zur Rechten und Linken von Petrus sitzend, im Besitz der alleinigen Wahrheit. CO2 ist die einzige Ursache. Wer zweifelt, wird als Leugner diffamiert (siehe Ausschuss für Umwelt Levermann/Shaviv).

Das ist unwissenschaftlich, denn Wissenschaftler sollten fortwährend alles und jedes in Frage stellen, ansonsten wird Wissenschaft zur Ideologie. Den Klimaalarmisten altruistische Motive zu unterstellen ist schon sehr naiv. Beim Windradausbau geht man förmlich über Leichen. Windräder machen krank, entwerten Grund und Boden, ruinieren die Kulturlandschaft (Waldrodungen), töten zusätzlich Vögel und Fledermäuse und sind das Gegenteil von Umweltschutz. Von Rudi Wajda, Mannheim

Das Wichtigste ist: Den Erneuerbaren die Vorfahrt zu geben, statt sie weiterhin total auszubremsen. Die Erneuerbaren bilden das Fundament künftiger Energieversorgung und der CO2-Reduktion. Der Beitrag von derzeit rund 44 Prozent ist auf fast 100 Prozent in weniger als 25 Jahren steigerbar. Je früher wir dieses Ziel erreichen, um so besser sind wir auf der sicheren Seite und halten somit Abstand von einer Situation, die nicht mehr unter Kontrolle zu bringen ist.

Denn ab einem bestimmten Punkt geht die Erderwärmung durch positive Rückkopplungs-Effekte auch dann rasant weiter, wenn alle von Menschen gemachten Emissionen abrupt gestoppt werden. Der weitere Umstieg in Richtung „Erneuerbare“ schafft Arbeitsplätze, kostet weniger, als immer wieder zu hören ist, und es ist der einzig richtige Weg, die drohende Erderwärmung mit all den fatalen Folgen noch in Schach zu halten.

Dazu gehört aber auch, dass künftig nicht nur auf zentrale Großkraftwerke gesetzt wird. Kleine, dezentrale Insellösungen müssen gleichrangig sein. Dezentrale Lösungen sind demokratisch. Sie sind auch das Vermächtnis zum Beispiel von Willy Brandt und Hermann Scheer. Wer dezentrale Energieversorgung behindert, handelt antidemokratisch, ja, sogar kriminell(!). Zumal sich diese Entwicklung nicht aufhalten lässt.

Die Hersteller von Pferdekutschen haben den Bau moderner Autos auch nicht aufhalten können – Dunkelflaute und Flatterstrom waren gestern! Den Erneuerbaren gehört die Zukunft. Wer daran zweifelt, dessen Wissensstand ist veraltet. Photovoltaik und Windenergie sind volatil. Das ist der Strombedarf übrigens auch. Inzwischen gibt es mehrere Möglichkeiten, die Schwankungen der Erneuerbaren komplett zu kompensieren, so dass sie die gleiche Liefersicherheit wie Atom- und Kohle-Strom gewährleisten können: 8760 Stunden pro Jahr. Von Heinrich Ill, Mannheim

Nein, ich bin nicht religiös. Hier geht es um den Klimawandel. Das polare Eis schmilzt schneller, als es die Klimamodelle vorhersagen. Das heißt nicht, dass die Klimamodelle schlecht sind. Jeder, der einmal Modelle entwickelt und entsprechende Rechnungen durchgeführt hat, weiß, dass auch das beste Modell die Realität nur so gut abbilden kann, wie die Einflüsse bekannt und die Annahmen realistisch sind.

Der Einfluss der Konzentration an Treibhausgasen wie zum Beispiel CO2 oder Methan lässt sich modellmäßig sehr gut abbilden. Aber die Realität stößt uns immer wieder auf neue Einflüsse und wer weiß schon, wie sich die Sonnenaktivität in Zukunft ändern wird oder wie groß die Vulkantätigkeit in Zukunft sein wird? Und schon kleine Änderungen der Sonnenaktivität oder Ausbrüche von Vulkanen haben große Auswirkungen auf unser Klima.

Wie groß, zeigt zum Beispiel die jüngere Geschichte. In der mittelalterlichen Warmzeit zwischen 1080 und 1120 war es wärmer als heute, obwohl die CO2-Konzentration mit rund 280 ppm niedriger als heute (rund 400 ppm) war. Überliefert ist, dass zum Beispiel der Sommer 1130 bei uns so trockenheiß war, dass man in Köln durch den Rhein waten konnte. Und auffallend ist, dass zu Beginn der Kleinen Eiszeit (zwischen 1650 und 1700) die CO2-Konzentration noch immer gleich, die Sonnenaktivität aber geringer war als zur Zeit der mittelalterlichen Warmzeit und die Sonnenaktivität ab dieser Zeit tendenziell wieder zunahm. Außerdem waren zur Zeit der Kleinen Eiszeit viele Vulkane aktiv, die für eine zusätzliche, wenn auch nur vorübergehende Abkühlung gesorgt haben könnten.

Die kommunizierten Ergebnisse der Klimamodelle stellen nur einen Zusammenhang zwischen Treibhausgaskonzentration und Erderwärmung her und suggerieren damit, dass wir den Klimawandel aufhalten könnten, wenn wir nur die Konzentration gleichhalten würden. Meines Wissens nicht kommuniziert wird, welche prognostizierten Sonnen- und Vulkanaktivitäten den Modellen zugrunde gelegt sind. Im letzten Jahrhundert gab es zum Beispiel sechs Vulkanausbrüche. Drei davon hatten eine vorübergehende Auswirkung auf den Treibhauseffekt in der Größenordnung des gesamten heutigen CO2-Gehaltes der Luft.

Was lehrt uns nun das Beispiel der Arche Noah? Dass es wichtiger ist, Vorsorge zu treffen, die Katastrophe zu überleben, als die vermeintliche Ursache für eine Katastrophe zu verhindern. Wir sollten deshalb zum Beispiel aufhören, Glaspaläste zu bauen und uns mehr Gedanken über die Kühlung als die Heizung eines Hauses machen. Wir sollten Vorkehrungen treffen, die Infrastruktur auf den heutigen Noch-Permafrostböden zu sichern und wir sollten uns sehr intensiv Gedanken darüber machen, was man mit den Küstenregionen geschehen soll, wenn der Meeresspiegel ansteigt. Und so weiter.

Das heißt nicht, dass wir uns deshalb nicht auch anstrengen sollten, den CO2- und Methanausstoß zu senken – schon allein deshalb, um die endlichen Ressourcen der Erde zu schonen. Aber solange die Sonne die Klimaabkommen nicht mitunterschreibt, solange wird die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Und auch die Vulkane haben dabei ein Wörtchen mitzureden. Von Otto Machhammer, Mannheim

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2XEYzZG