Das sagen Leser dieser Zeitung zu den Vorfällen beim SV Waldhof

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Pyrotechnik, Rauch und Randale – das Relegationsspiel des SV Waldhof gegen den KFC Uerdingen im Mannheimer Carl-Benz-Stadion wurde kurz vor Schluss beim Stand von 2:1 für Uerdingen abgebrochen. © Ruffler

Zum Artikel „Pyrotechnisches Inferno stürzt Waldhof in den nächsten Abgrund“ vom 29. Mai:

Mein Leserbrief bezieht sich jetzt nicht auf den Spielabbruch, sondern auf die katastrophale Organisation innerhalb des Stadions. Angefangen von den Kontrollen, bis hin zu der Verpflegung der Besucher. Ich besitze seit Jahren eine Dauerkarte. Zu dieser Saison hat der Verein damit geworben, dass er die Verpflegung in Eigenregie übernimmt. Das hat man zu Beginn sehr gut gemacht.

Aber dann wurde während der Runde der Getränkestand und Grillwagen hinter Block D entfernt. Klar, dachte ich, bei im Schnitt 5000 Zuschauern sind die Kosten für das Personal vielleicht zu hoch. Aber was im Bereich Verpflegung passiert ist, das war eine Katastrophe. Die Leute standen bis zu 30 Minuten für ein Getränk an und noch vor der Halbzeit gab es kein Wasser mehr.

Das Personal war mehr als überfordert und die Besucher wurden verständlicherweise sehr ungeduldig. Man kam ja, um Fußball zu schauen. Hier wurde einfach an falscher Stelle Geld eingespart. Ein Jahr zuvor sah das viel besser aus. Man hat an vielen Punkten im Stadion Getränkestände aufgebaut. Auch wenn die Einnahmen durch Eigenverwaltung höher sind, sollte man trotzdem mal prüfen, ob das so alles gut ist beziehungsweise war. Vielleicht sollten die Verantwortlichen auch mal aus Ihrem VIP Bereich raus und sich selbst für ein Getränk oder eine Bratwurst anstellen, dann merken Sie bestimmt, was ich meine. Andreas Bennette, Mannheim

Der Mannschaft um Bernhard Trares kann man leidenschaftliches Engagement mit Herzblut attestieren – allein die Qualität hat (mal wieder) nicht gereicht. Das ist aus sportlicher Sicht sehr schade; emotionsgeladene Derbys gegen die „Roten Teufel“ aus Kaiserslautern oder den ebenfalls ungeliebten badischen Nachbarn KSC bleiben den Blau-Schwarzen damit verwehrt. Auch der Großteil der Fans in der Kurpfalzmetropole hätte Drittligafußball verdient.

Allein schon die super kreative Choreographie zu Beginn des Spiels war eines Bundesligisten würdig. Großes Kompliment den Ultras dafür! Nicht verdient hätten den Aufstieg aber die Vollidioten, die vermummt aus dem Fanblock der „Otto-Siffling-Tribüne“ mit Böllern und Raketen einen Spielabbruch zehn Minuten vor Spielende provoziert haben. Was geht in diesen Hasenhirnen eigentlich vor? Mit ihrem Verhalten haben sie den gesamten SV Waldhof bundesweit diskreditiert und der wertvollen Arbeit von Faninitiativen wie dem „DoppelPass“ einen Schlag ins Gesicht verpasst!

Neben den „Spielabbrechern“ ist jedoch auch die Organisation im Stadion und der Einsatz der Polizei heftig zu kritisieren. Sicher ist Geschäftsführer Markus Kompp zu glauben, dass sich das Stadion-Team sehr stark in die Durchführung des Relegationsspiels reingekniet hat. Aber Quantität ist leider nicht Qualität.

Wie schon in den beiden vorausgegangen Relegationsspielen waren die Blöcke übervoll. Im Block „F“ stand noch nicht einmal ein Ordner, der den Zugang zum Block organisiert oder zumindest kontrolliert hat. Wir sind mit unseren Eintrittskarten dann ohne jede Kontrolle im Block „U“ nähe des Gästebereiches gelandet. In diesem Block saßen Anhänger des SVW in Trikots direkt neben denen des KFC Uerdingen. Die Trennung wurde von fünf Ordnern bewerkstelligt. In einem „Alles-oder-Nichts-Spiel“! Ohne Worte! Mein Fazit: Sportlich hätte es der SVW verdient, aber ob der Verein im Carl-Benz-Stadion Drittligaspiele stemmen könnte, muss nach diesen Ereignissen ernsthaft bezweifelt werden! Thomas Schwörer, Mannheim

Das war mal wieder eine „gelungene Veranstaltung“, die unter anderem bundesweites Aufsehen erregte und im Vorfeld bekannte Befürchtungen bestätigt hat. Die Arbeit von drei Jahren, der wahren Fans und verantwortlich Handelnden, wurde mit Füßen getreten und auf Jahre hinweg zurückgeworfen. Hausgemacht? Ich denke, ja!

Wer auch immer verantwortlich dafür ist, dieser Gruppe und der sich der Szene zuschreibenden Sympathisanten eine wesensfremde Nutzung des Stadions von Freitag auf Samstag vor dem Spiel zu genehmigen, gehört persönlich dafür zur Verantwortung gezogen. Zumal eine offizielle Genehmigung des Eigentümers (Stadt Mannheim) offensichtlich nicht vorlag, wie der „MM“ berichtete. Außerdem waren Verabredungen in den Social-Media-Kanälen hinreichend bekannt! Auch die billigen Ausreden eines Geschäftsführers im Anschluss an den Abbruch, sowie die Schuldzuweisungen an die „angeblichen Provokationen“ durch gegnerische Fans (1. Halbzeit) zeigen auf, dass man die Ursachen zu ignorieren gedenkt und vermutlich weiter macht wie bisher.

Im bezahlten Fußball hat ein Verein, der sich über Jahre hinweg nicht im Stande sieht, eine Gruppe von 15 bis 50 auf Krawall gebürstete Straftäter und Vollidioten zu domestizieren und fernzuhalten, nun wirklich nichts verloren. Dieser bietet diesen „Fans“ sogar noch ein aufbereitetes freies Feld. Frage: Geht‘s noch, SVW?

Der Verein sollte für die Personen-/Sachschäden konsequent und hart zur Verantwortung gezogen werden. Er kann ja im Regressverfahren versuchen, sich die Kosten von der ermittelten Täterschaft zurückzuholen. Ach, ich vergaß, vermutlich alle mit „schwerem Jugendtrauma...“. Die Hoffnung bleibt auf eine konsequente Justiz für die Täter, mit Sozialstunden ist das nicht mehr getan. Hermann Haupt, Mannheim

Da war sie wieder, die hässliche Fratze, die allen wahren Fußballfans von ein paar unverbesserlichen Chaoten gezeigt wurde. Das Schlimmste ist, man hat sich ja beinahe schon daran gewöhnt. Es vergeht kaum ein Wochenende ohne Ausschreitungen. Dieses Problem hat nicht nur der SV Waldhof alleine, da befindet man sich durchaus in bester Gesellschaft. Zu einem Spielabbruch kommt es allerdings Gott sei Dank nicht so oft.

Der Tag nach dem Horror, immer die gleichen Rituale und Mechanismen. Die Clubverantwortlichen distanzieren sich von den Chaoten: „Die gehören nicht zu uns.“ Andererseits aber sind diese Leute immer da, und die Clubs kennen ihre Problemfans. Es gibt Fanprojekte und Sozialarbeiter. Aber was nützt das alles, wenn diese Leute immer wieder ins Stadion kommen dürfen? Kommt es wie gegen Uerdingen zu Ausschreitungen, vor denen selbst die Polizei kapituliert, dann wird im Nachhinein noch an alle friedlichen Fans appelliert, doch deeskalierend auf die Chaoten einzuwirken. Probieren Sie das doch mal bei jemandem, der gerade mal noch ein ganz kleines bisschen Blut im Adrenalin hat. Gefährlich ist das obendrein – die Polizei sieht das wohl genauso.

Lieber erstmal nichts machen... Das aber kann nicht die Lösung sein. Die Vereine werden einsehen müssen, das man bei allem guten Willen bei bestimmten Gruppierungen mit reden nicht weiterkommt. Das heißt Stadionverbote. Auch wenn man möglicherweise auf einen Teil des Anhangs verzichten muss. Trotz aller möglichen Maßnahmen glaube ich nicht, dass Gewaltfreiheit im Fußball zu erreichen sein wird. Dieses Rad lässt sich nicht mehr auf Null drehen. Uwe Kircher, Mannheim

Ein klares „Jein“ für Dirk Lübkes Kommentar: Einerseits natürlich ein großer, weil sehr lang wirkender Schaden für die Reputation nicht nur des SV Waldhof, sondern für ganz Mannheim als Stadt; im Prinzip sind wieder sämtliche Vorurteile über Verein und Stadt bestätigt worden, was wirklich schade ist.

Andererseits was kann der Sportverein 07 für diese Chaoten, die auf übelste Randale „gebürstet“ sind, wenn es nicht in ihrem Sinne läuft? Sicher ist die Enttäuschung nach dreimaligem Scheitern riesengroß, und man fragt sich, was hier immer wieder falsch läuft. Sicher können andere Clubs wie Lotte, Meppen und Uerdingen auch kicken, aber offensichtlich sind aller guten Dinge nicht drei. Woran liegt’s also: Glück/Pech? Zufall? Mentalität von Siegertypen? Qualität? Schicksal? Selbstbewusstsein oder unbedingter Wille? Die Mannheimer „Luft“ scheint wenig geeignet, Siegertypen hervorzubringen! Natürlich bedarf es einer exakten Aufarbeitung, was Grundvoraussetzung für Verbesserung sein mag – aber keine Garantie für künftige Erfolge! Liebe kennt keine Liga! Michael Wendling, Bruchsal

Ein „schwarzer“ Tag für den SV Waldhof. Ich, 39 Jahre, halte seit 1985 dem Verein die „Treue“ und reise immer wieder mit Familie aus dem 407 Kilometer entfernten Wolfenbüttel in Niedersachsen an. So war es für meine beiden Kinder Jonas (13 Jahre) und Paul (10 Jahre), sowie meine Freundin Sabine auch selbstverständlich zum Aufstiegsfinale gegen den KFC Uerdingen in Mannheim live dabei zu sein. Leider gab es ja sportlich eine bittere und schmerzhafte Niederlage. Aber was viel mehr schmerzte, war das Verhalten einiger sogenannter „Waldhof-Fans“. Das waren keine Waldhöfer, sondern „Chaoten“ und „Idioten“ (genauso, wie die Uerdinger „Fans“, die auf der Westtribüne mit Randale und Gewalt für „Angst und Schrecken“ bei SVW-Besuchern, auch Kindern, sorgten).

Gerade deshalb möchte ich auch mal einen positiven Beitrag in dieser schwierigen Situation für den Verein bringen. Wir halten auch weiterhin dem Verein die Treue. Ohne Wenn und Aber. Ein Fernbleiben von Heimspielen würde nur die „Chaoten“ bestätigen, dem Verein aber schaden. Bei aller nachvollziehbaren Kritik darf nicht vergessen werden, dass die meisten Waldhof-Fans für ihren Verein durchs „Feuer“ gehen.

Denn ein echter „Waldhof-Fan“ gibt nicht auf. Das unterscheidet ihn auch elementar von den vielen „Erfolgsfans“. Kampfgeist, Leidenschaft, Hingabe, Siegeswillen und vieles mehr – das alles sind Attribute, die den SVW auszeichnen. Und da ist es auch egal, ob diese „Tugenden“ in der 3. oder 4. Liga „zelebriert“ werden. Marcel Fenske, Wolfenbüttel

Ich selbst war bei den Ausschreitungen am Ende des Spiels hautnah dabei und fand diese ganze Szenerie entsetzlich. Dass aber dabei der ganze Verein von dieser Zeitung verunglimpft wird, finde ich genauso schlimm.

Durch die Anstrengungen der Mannschaft in den letzten Monaten hätte sie den Aufstieg absolut verdient gehabt. Es ist mir unverständlich, wie ein Dirk Lübke sich anmaßt zu behaupten, die Mannschaft hätte den Aufstieg sportlich nicht verdient. Zugegeben, das Waldhofspiel war nicht berauschend. Man sollte aber doch wissen, dass der KFC Uerdingen finanziell in einer ganz anderen Liga spielt und in seinen Reihen ehemalige Zweitbundesligaspieler hat. Den Bericht Ihrer zwei Redakteure Thorsten Hof und Alexander Müller finde ich tendenziös und reißerisch. Reinhard Schatz, Mannheim

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2sBFwma

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