Das sagen Leser zu den Neubauplänen der Universität

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Ausstellung zur baulichen Entwicklung der Universität Mannheim und Friedrichspark: Bernd Müller (l., Leiter des Amtes Mannheim und Heidelberg des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg) und Hanno Ehrbeck (städtischer Fachbereich Stadtplanung) stellen die Modelle und Entwürfe vor. Bild: Blüthner © bei Christoph Bluethner

Zum Artikel „Neues Rechenzentrum als Anfang“ vom 27. Dezember:

Vereinfacht und vielleicht etwas überspitzt verstehe ich den Standpunkt der Uni und der Studentenschaft so, dass es für die Studentinnen und Studenten nicht zumutbar ist, einen Fuß- oder Radweg von rund 15 Minuten zu Gebäuden im Hafenbereich zurückzulegen.

Wenn ich dies mit den Verhältnissen an der Uni Heidelberg und auch dem Campus Neuenheimer Feld vergleiche, hat die Uni Mannheim ein ausgesprochenes Luxusproblem, wenn die längsten Wege zwischen L 13/L 15 und den eventuellen Neubauten wären (rund ein Kilometer). Gleichzeitig wird aber erwartet, dass die Mannheimer Bevölkerung in den Quadraten die Folgen der Klimaerwärmung in Kauf nimmt. Und dies nicht nur für einige Studienjahre in Mannheim, sondern für viele Bewohner der Quadrate lebenslang.

Wenn wir davon ausgehen, dass die Ergebnisse der Klimaforschung zutreffen, wird auch unter der optimistischen Annahme, dass ein Stopp des Ausstoßes von klimaschädlichen Gasen bis 2040 möglich ist, dies immer noch zu einem Temperaturanstieg von etwa zwei Grad führen. Eine Vorahnung, was dies für die Bewohner der Quadrate bedeutet, haben wir schon in den vergangenen Jahren bei teilweise wochenlangen Temperaturen um die 35 Grad Celsius zu spüren bekommen. Unter diesen Umständen laden sich die Baumassen der eng bebauten Quadrate auf hohe Temperaturen auf und daher nehmen die nächtlichen Temperaturen kaum noch ab. Daraus können die wichtigsten Forderungen an die Stadtplaner abgeleitet werden: so viel wie möglich Grünanlagen und Frischluftzufuhr von den Flüssen und den umliegenden Feldern am Stadtrand. Obwohl diese Möglichkeiten von der Stadtplanung im Grunde akzeptiert sind, wird aber permanent dagegen verstoßen: der Investor ist wichtiger als die Stadtbewohner.

Fazit: Eine lebenswerte Innenstadt auch ohne voll klimatisierte Gebäude ist zukünftig nur möglich, wenn jede Chance für die Erhaltung und Erweiterung der Grünanlagen genutzt wird. Jeder im Umfeld des alten Eisstadions gefällte große Baum (geschätztes Alter 40 bis 50 Jahre) wäre kurzfristig nur durch die massenhafte Anpflanzung von Jungbäumen ersetzbar, aber hierfür fehlt der Platz oder man müsste 20 Jahre warten. Für die Uni Mannheim sollte es zumutbar sein, die in der Nähe befindlichen schlecht genutzten Flächen des Hafens für Erweiterungen zu akzeptieren. Notfalls kann auch an elektrisch betriebene Shuttlebusse gedacht werden. Wolffried Wenneis, Mannheim

Nicht erst seit dem letzten heißen Sommer wissen wir, dass die Innenstadt die Frischluftzufuhr auch vom Rhein her braucht. Auf dem Lindenhof wurde durch überdimensionierte Park- und Bürohäuser die Frischluftzufuhr abgeriegelt, das Keplerquartier und das Postareal wurden bebaut und jetzt kommt die weitere Verdichtung auf den Quadraten A 5 und B 6 durch die Pläne der Universität. Alternativen wie zum Beispiel am Hafen sollten ausreichend geprüft werden.

Warum kann Studierenden nicht zugemutet werden, mit dem Rad zu den Vorlesungen zu fahren? Da wird geplant und gebaut ohne Rücksicht auf eine bewohnbare Innenstadt. Diese menschenfeindliche Planung bedeutet weitere Vernichtung von städtischem Grün. Bei einer vorausschauenden Bauplanung muss der Bestand an Bäumen und Grünflächen berücksichtigt werden, damit Mannheim auch zukünftig noch lebenswert bleibt.

Bestimmen eigentlich nur noch die Investoren unser Stadtbild? Die Architektenkammer hat es auf den Punkt gebracht: Mannheim verliert seine Identität. Ich wünsche mir eine vorausschauende Planung, in der auch die künftigen klimatischen Bedingungen infolge des Klimawandels berücksichtigt werden. Ursel Risch, Mannheim

Das Parkhaus in N 2 soll für eine neue Stadtbibliothek weichen. Ich frage mich, was soll aus der Fassadenbegrünung an diesem Parkhaus werden? Außerdem soll auf dem Grundstück in A 5 ein Rechenzentrum gebaut werden. Ebenso soll in den Friedrichspark hinein gebaut werden. Auf beiden Arealen stehen zahlreiche alte Bäume. Was soll mit denen geschehen? Sollen sie wieder der Bebauung zum Opfer fallen? Wird wieder wertvolle Natur in der Innenstadt vernichtet?

Unsere Umweltbürgermeisterin und die Umweltpartei Die Grünen fordern von uns Bürgern und Hausbesitzern, mehr Fassaden zu begrünen. Am Glückstein-Quartier hinter dem Hauptbahnhof wurde jüngst ein neues Parkhaus eingeweiht. Ursprünglich war geplant, eine Dach- und Fassadenbegrünung an dieses Parkhaus anzupflanzen. Ich kann weder das eine noch das andere feststellen! Gilt die Aufforderung zur Begrünung nur für den Privatmann?

Sollte die Stadt Mannheim hier nicht Vorreiter sein? Wenn in Mannheim weiter alles so zugebaut wird und dadurch Grünflächen vernichtet und Bäume gefällt werden, wird es mit dem Klimaschutz und der sauberen Luft in Mannheim nichts werden. Es langt nicht, für einen etwa 50 Jahre alten Baum einen jungen Baum zu pflanzen. Man müsste, um einen alten Baum vollwertig zu ersetzen, mindestens 100 junge Bäume pflanzen! Aber so handelt die Stadtverwaltung leider überhaupt nicht! Bernhard Welker, Mannheim

Mannheim braucht dringend die Erweiterungsbauten. Eigentlich wäre es angebracht, die gesamte Universität aus der Innenstadt auszulagern, so, wie es Heidelberg mit ihrem Universitätsklinikum gemacht hat. Dazu bräuchte Mannheim neue Eingemeindungen. In vergangener Zeit war Mannheim die einzige Stadt in Baden Württemberg, der nichts zugewiesen wurde. So hat man andere Städte aufgepuscht. Es wird also Zeit, dass etwas geschieht.

Mannheim ist im Dreiländereck eingeklemmt. Das schwächt. Man muss an europäische Metropolen denken, die wesentlich größer in der Fläche sind. Die Stadt Brilon zum Beispiel hat 27 000 Einwohner und eine Fläche von 229 Quadratkilometer, Mannheim mit 308 000 Einwohner hat gerade mal 14 496 Quadratkilometer, das ist absolut unangemessen. Irgendwie ist das aber kein Thema in der Mannheimer Politik. Hauptsache, man ist satt und trocken. Die Universität sollte großzügig autobahnnah gebaut werden, um Autoverkehr in die City zu mindern. Wo ist das Problem? Fritz Michael Jung, Darmstadt

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2CL8yFq

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