Das sagen Leser zum Streit um Verschleierung

Lesedauer

Zum Artikel „Oberbürgermeister rudert zurück“ vom 12. April:

Am 11. April schickte ich Ihnen einen Leserbrief, in dem ich den Weinheimer Oberbürgermeister Bernhard für seine Haltung lobte. Darin stand unter anderem: „Bemerkenswert, dass es noch Leute wie den Weinheimer Oberbürgermeister Bernhard gibt. Der sich nicht scheut, anderen Kulturkreisen hier geltende Verhaltensweisen und Regeln vorzuhalten. Egal wo man lebt, so sollte man sich doch den dort geltenden Regeln und Gebräuchen anpassen. Und nicht immer darauf verweisen, welcher Herkunft man ist, und welche Sitten, Regeln und Gebräuche dort herrschen. In diesem Sinn, Respekt Herr Bernhard. Erstaunlicherweise wird Herr Bernhard nicht gleich wieder reflexartig faschistischen Gedankenguts verdächtigt und in die rechte Ecke gestellt.“

Schmerzgrenze nicht erreicht

Am 12. April – also einen Tag später – fiel mir dann fast die Tasse aus der Hand, aber ich bin mir sicher, das ging nicht nur mir so. Hiermit rudere ich auch zurück und kann nur sagen: Wie konnte ich nur so naiv sein zu glauben, es gibt noch Leute mit Hintern in der Hose? Wie weit soll die Selbstverleugnung noch gehen? Ist die Schmerzgrenze noch immer nicht erreicht? Wie viele Spiegel muss man noch aufhängen? Aber nützt ja auch nichts, sieht ja sowieso niemand mehr rein. Uwe Kircher, Mannheim 

Wieso wird Frau H. in Ihrer Zeitung auch noch eine Plattform geboten? Ein Mindestmaß an Anpassung an das Leben in Deutschland kann man wohl verlangen. Von daher ist die klare Haltung der Stadt Weinheim gegen eine Vollverschleierung zu begrüßen. Andreas Wellstein, Mannheim

Ein Stück Stoff kann keinen Glauben stärken oder vermindern. Jedenfalls nicht, wenn man „Glauben“ als Beziehung zwischen Mensch und Gott definiert. Ein Stück Stoff kann allerdings die Zugehörigkeit zu einer Gruppe deutlich machen und daher von dieser Gruppe erwartet, eventuell auch erzwungen werden. Ist Frau H. bekannt, dass selbst in Saudi-Arabien der Schleierzwang in der Öffentlichkeit entfallen soll?

Ich kenne keinen Gott, der die Abwendung von der Gesellschaft fordert, die freiwillige Isolation. Mir als Gegenüber von Alma H. wird die Möglichkeit genommen, Vertrauen zu dieser Person zu entwickeln – ich kann ja noch nicht mal erkennen, ob sich Mann oder Frau unter der Hülle versteckt. Dadurch werde ich daran gehindert, mich auf diese Person einzustellen – ich werde verunsichert, und damit wird mir ein Teil meiner Freiheit im Umgang mit anderen genommen.

Symbol von Sklavenhaltung

Frau H.: Ihre Freiheit der „Religionsausübung“ endet an meiner Freiheit, mich im öffentlichen Raum sicher fühlen zu dürfen! Die Aussage, Frauenrechtsorganisationen sollten sich lieber darum kümmern, dass Frauen für gleiche Arbeit auch gleichen Lohn wie Männer erhielten, kann ich als flotten Spruch abtun oder als Unverschämtheit: Welche Arbeit wird eine vollverschleierte Frau denn ausführen können? Der Schleier bleibt für mich Symbol einer Sklavenhaltergesellschaft und die Aussage von Herrn H. „Gott hat die Frau für den Mann erschaffen“ bestätigt dies noch. Marga Vogel-Zimmermann, Mannheim

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2Hnf88m 

Mehr zum Thema

Neue Wendung in Diskussion um Vollverschleierung Weinheim reagiert auf Kritik

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Seite 1 Nähe und Abstand

Veröffentlicht
Mehr erfahren