Zum Debattenbeitrag „Geht es mit den Volksparteien weiter bergab, Herr Simon?“ vom 6. Oktober:
Ich denke, Herr Simon hat mit seiner Einschätzung zur Zukunft von Parteien völlig recht. „Breitbandparteien“ mit linkem, gemäßigtem und rechtem Flügel stehen sich selbst im Weg und wirken immer weniger glaubhaft.
Ein gutes Beispiel ist die SPD mit ihrem linken Flügel, der immer zu schlagen anfängt, sobald deren Ideologie ins Wanken kommt. Dabei verliert die Partei mehr und mehr Stammwähler, die sich nicht mehr vertreten fühlen. Ähnlich geht es CDU-Wählern mit konservativen Vorstellungen, welche sich in der zunehmend bunten Gesellschaft nicht wohlfühlen, dabei aber weder rassistische noch radikale Gedanken hegen. Insoweit ist auch die Ausweitung der CSU auf das Bundesgebiet ein interessanter Ansatz. Für viele Strömungen sollte es Parteien geben, wo sich Wähler wiederfinden. Koalitionen werden dadurch sicher nicht einfacher. Aber das müssen die Parteien und die Wähler aushalten.
Der Analyse von Professor Simon kann man nur zustimmen. In praxisnahen Seminaren haben das die Unilever-Dozenten schon vor über 50 Jahren uns Studenten der Mannheimer Wirtschafts-Universität beigebracht. Nicht ein Waschmittel, nicht eine Margarine, sondern viele verschiedene Sorten im Supermarktregal platzieren, damit der Kunde die Wahl hat und dann doch bei dem einen Unternehmen landet.
Gut für das Unternehmen, gut für Werbeagenturen und Vertriebsleute und gut für das Wirtschaftswachstum. Nur blöd, dass dabei Ressourcen vergeudet wurden, die volkswirtschaftlich gesehen sicher besser hätten eingesetzt werden können.
Übernähmen die großen Parteien dieses Vorgehen, dann könnte sich das durchaus positiv auf den jeweiligen Gesamtblock der zusammenpassenden Teilparteien auswirken, aber auch die Werbeagenturen und die Talkmaster erfreuen und dummes Geschwätz erzeugen. Jede Teilgruppe würde sich aber auch profilieren wollen und so würde ein hohes Maß an politischer Intelligenz, das besser zur Aufgabenerfüllung genutzt werden sollte, vergeudet.
Ein Blick auf die deutsche Geschichte zeigt aber auch, dass eine Vielzahl konkurrierender Parteien zum Sieg eines Extremisten führen kann. Effizienter wäre es, durch wahre und klare Information dem mündigen Bürger zu helfen, die Bandbreite der Meinungen innerhalb der Volksparteien zu erkennen, damit er die Erfolge der jeweiligen Parteiflügel bewerten und so entscheiden kann, innerhalb welcher Bandbreite er sich besser vertreten fühlt.
Flügelkämpfe innerhalb einer Partei würden das politische Leben weniger lähmen und gefährden als Profilierungs-Schaukämpfe innerhalb einer zersplitterten Parteienlandschaft.
Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2OvklPW