Den Bürgern alles sagen

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Zum Thema: Mittelgewann

Bekanntlich heißen Gutachter "Gutachter" weil sie das, was ihr Auftraggeber von ihnen will, für gut achten. Würden sie das, was in den Gutachtenaufträgen steht für schlecht achten, würden sie "Schlechtachter" heißen - und wären arbeitslos.

Als Gemeinderat, der selbst immer wieder an einigen großen Bauleitplanungen beteiligt war, warte ich nach fast zehn Jahren immer noch darauf, dass einmal ein Gutachter in einer von einer Gemeindeverwaltung verfolgten Bauplanung auch nur ein einziges Haar in der Suppe findet.

Nicht unbedingt objektiv

Die MVV Regioplan ist nach eigenem Bekunden der "ideale Partner, um öffentliche Auftraggeber bei zukunftsweisenden Entscheidungen zu unterstützen." Und weiter "Ergänzt wird dieser umfassende Kompetenzpool durch die Einbindung in die MVV Energie Gruppe." Das klingt nach Geschäft und profitorientiertem Interesse und nicht unbedingt nach Gemeinnützigkeit oder Objektivität.

Dass der Bürgermeister auch über intensive Pressearbeit versucht, sein Ziel zu erreichen, ist legitim. Wenn er ein Gutachten bei einer Firma in Auftrag gibt, die selbst Baugebiete entwickelt, das ist schließlich ihr Geschäft, dann kann er sich eines Ergebnisses in seinem Sinne sicher sein.

Beim Nachbarschaftsverband, einem Gremium von Bürgermeistern, in dem man sich ziemlich unkontrolliert gegenseitig die Bau- und Gewerbegebiete genehmigt, hackt keine Krähe der anderen ein Auge aus, und wieder wird der Öffentlichkeit "Sachlichkeit und Objektivität" vorgegaukelt, ganz im Sinne des Planes.

Was fehlt, sind Fragen wie: "Was kostet mein Baugebiet?" Eine Frage, auf die man im Internet leicht mit Hilfe einer Suchmaschine Antworten erhalten kann, die erschrecken.

Transparenz für die Bürger und die Räte im sogenannten Abwägungsprozess in den Gemeinderäten erfordert nicht nur tendenziös zu informieren, sondern den Bürgern alles zu sagen.

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