Der Wolf hat ein Lebensrecht

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Zum Artikel „Es war ein Bild des Grauens“ vom 4. Mai.

Der Wolf ist nach europäischem Recht über die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie geschützt und darf grundsätzlich nicht gestört oder getötet werden. Ausnahmen bilden einzelne, potenziell sicherheitsrelevante Tiere, die der Natur entnommen werden können, wenn andere Methoden nicht wirksam waren. Zum Beispiel Wölfe, die wiederholt Schäden an Nutztierbeständen verursachen, obwohl diese mit empfohlenen Maßnahmen geschützt wurden.

Zunächst sind zum Beispiel Vergrämungsmaßnahmen zu unternehmen. Nur wenn alle anderen Tätigkeiten wirkungslos blieben, darf ein Wolf getötet werden. Die derzeit immer wieder geforderte Übernahme der Wölfe in das Jagdrecht ist rechtlich möglich, macht aber nach Expertensicht absolut keinen Sinn. Denn aufgrund der Rechtslage müsste ihnen aktuell eine ganzjährige Schonzeit eingeräumt werden. Das Jagdrecht könnte also faktisch nicht ausgeübt werden, denn Wölfe dürften nur dann bejagt werden, wenn sich ihre Population in einem „guten Erhaltungszustand“ befindet und dieser durch Bejagung nicht verschlechtert würde.

Begünstigt die Artenvielfalt

Für die hiesige Wolfspopulation wäre das erst bei mindestens 1000 Tieren erreicht. Außerdem müssten weitere Bedingungen erfüllt sein. Statt Panikmache und Gewalt ist ein umfangreiches und effektives Wolfsmanagement daher unerlässlich. Entschädigungsmaßnahmen, zum Beispiel für Schäfer, erhöhen die Akzeptanz. Ein friedliches Zusammenleben von Mensch und Wolf ist auf diese Weise möglich – für Panikmache gibt es keinen Anlass.

Prädatoren wie der Wolf sind für ein funktionierendes Ökosystem wichtig. Als natürlicher Jäger reguliert er zum Beispiel den Rotwildbestand und verhindert damit übermäßige Verbissschäden am Jungwald. Zudem profitieren viele Aasfresser von Fraßresten, was der Artenvielfalt zugute kommt.

Welt nicht nur für Menschen

Was bringt viele dazu, den Wolf derart irrational zu sehen? Andere Tierarten oder Umstände können uns weitaus gefährlicher werden. Bei Unfällen mit Wildschweinen sterben etliche Menschen, Tausende werden von Hunden gebissen. Ins Auto steigen die meisten von uns bedenkenlos – dabei fordert der Straßenverkehr bekanntlich viele Menschenleben. In Deutschland sind in rund 20 Jahren keine Menschen durch Wölfe verletzt oder getötet worden. Wir haben gelernt, mit anderen Gefahren umzugehen. Wir müssen auch lernen, mit dem Wolf umzugehen. Wir können nicht jeden ausrotten, der uns nicht passt – und das, weil wir zu dumm waren, unsere Nutz- oder Haustiere zu schützen.

Auch der Wolf hat ein Lebensrecht und ist in Europa beheimatet. Der Mensch kann nicht alles für sich beanspruchen auf dieser Welt, die nicht primär für ihn existiert. Es ist an der Zeit, dass der vorgeblich „weise“ Mensch das endlich begreift!

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2IgRIyQ 

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