Leserbrief: Zum Bericht "Markus Glock hört auf" (FN 11. April) Die Bildungsoffensive ist in Königheim noch nicht angekommen

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Da ich mich die letzten Jahre, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen, immer mit vollem Herzblut für die Gesamtgemeinde eingesetzt habe und dies eigentlich auch weiterhin wollte, fiel mir meine Entscheidung zurückzutreten sehr schwer. Aber bereits zum Beginn der Debatte über die Schulzusammenlegung befürchtete ich aus den kläglichen Erfahrungen der letzten Jahre den nächsten Kollaps für die Gemeinde und beschloss einen Rücktritt aus diesem Bauerntheater für diesen Fall, um auch meine Gesundheit nicht aufs Spiel zu setzen. Denn schlaflose Nächte und Magenschmerzen plagten mich zuletzt nicht selten nach der einen oder anderen von Hitzköpfigkeit, persönlichen Befindlichkeiten und Muskelspielchen geprägten Sitzung.

Die Zusammenlegung der beiden Schulen wird auch nach der Vertagung der letzten Woche kommen, aber zu welchem Preis für die Gemeinde Königheim? Als ich in der Sitzung zum Haushaltsbeschluss diesen Jahres eine Neumöbilierung der Brehmbachtalhalle in Höhe von 75 000 Euro in einem Betrachtungszeitraum von 20 Jahren als Peanuts bezeichnete, wurde ich harsch durch die Bürgerliste angegangen. Andererseits kann sich diese Fraktion es erlauben, die Entscheidung zur Schulzusammenlegung zu vertagen und damit Fördergelder in Höhe von mehreren 100 000 Euro förmlich in den Sand zu setzen. Und dies im Übrigen nicht zum ersten Mal. Das Klagelied: "Der nächste Zuschuss macht uns kaputt", kann ich nicht mehr hören. Natürlich müssen die Schulden langfristig abgebaut werden, aber den meisten Bürgern dürfte es andererseits egal sein, ob sie eine um 50 Euro höhere Pro-Kopf-Verschuldung haben, wenn sie dafür einen sichtbaren und langfristigen Gegenwert erhalten. Warum wohl hat Tauberbischofsheim fast alle Schulen für Fördermittel aus dem Konjunkturprogramm II angemeldet? Ganz einfach.

Die dortigen Stadträte leben den geleisteten Amtseid "Zum Wohl der Gemeinde" aus. Meinen Kollegen der Bürgerliste geht es aber vor allem darum, die Gemeindeverwaltung - namentlich Herrn Wolpert - möglichst effektiv zu bekämpfen. Das Schlimme ist aber, dass gerade diese Gemeinderäte durch die Politik der einfachen Worte am Stammtisch oder auch in Vereinen Zuspruch in allen Ortsteilen erhalten und Entscheidungen des Gemeinderats auf lange Sicht nur einer Person zugeschrieben werden, nämlich dem Bürgermeister. So lange die Wähler diesen Personen Aufwind geben, müssen sie auch die Verantwortung dafür tragen, welch schlechte Entwicklungsmöglichkeiten Königheim in Zukunft hat und zusehen, wie weiter sinnlos Porzellan zerschlagen wird.

Nur kurz noch meine Sichtweise zur Schulzusammenlegung. Bereits nach der ersten Informationsveranstaltung im Februar gab es doch tatsächlich Gemeinderäte, die einigen Müttern vorgaukelten, von nichts gewusst zu haben. Diese Haltung ist natürlich einfach, denn dann muss man sich der Diskussion nicht stellen. Richtig ist aber, dass der Gemeinderat bereits vor einem Jahr durch Dr. Hein von der IHK über die demografische Entwicklung und deren Auswirkungen und Handlungsfelder für Königheim in Kenntnis gesetzt wurde. Außerdem konnte sich dem Thema Ganztagsbetreuung im letzten Jahr nicht einmal derjenige verschließen, der nur einmal in der Woche die Zeitung las. Das Internet war im Jahr 2008 im Übrigen auch schon geboren und die Tür zum Bürgermeister stand immer offen.

Als das Thema losgetreten war, wurden die Eltern der betroffenen Gemeinden erfreulicher Weise aktiv. Doch wo war die so oft eingeforderte Transparenz auf der Elternseite? Veranstaltungen, die ohne die Einladung des Gemeindeoberhaupts stattfanden und scheinbar deutliche Umfrageergebnisse, die auf einfachsten Suggestivfragen basierten, hervorbrachten, sollten den Gemeinderäten ein Meinungsbild verschaffen. Die Diskussion über die Zukunft der Kindergärten war dabei genauso fehlplaziert wie die Forderung nach einer Bedarfserhebung für die Ganztagesschule. Denn dieser Bedarf wird auch in Königheim wachsen, wenn erst einmal das Angebot steht. Während einer auf ausdrücklichen Wunsch von Hans-Peter Scheifele ins Leben gerufenen Versammlung der Gemeinderäte und Elternvertretern, zu der sich der Initiator übrigens kurzfristig entschuldigen ließ, war die Entscheidung zur Zusammenlegung der Schulen nach nochmaliger Vorlage der selbstredenden Zahlen eigentlich mehr oder weniger gefallen. Während diesem "Infoaustausch" war ich vom Gesamtgremium auch der Einzige, der Stellung zu der Zusammenlegung bezog.

Dort stellte ich den Elternvertretern klar, dass das Konzept nach einer Zusammenlegung in den Händen der beiden Schulen und deren Eltern liegen muss und ich als Gemeinderat anhand der nackten Zahlen überhaupt keine Alternative sehe. Selbst ein Erstklässler hätte anhand der deutlich sprechenden Zahlen eine Entscheidung treffen können. Zutiefst enttäuschend und geschmacklos fand ich die Äußerungen von Edgar Münch, der die Nachfrage der Ganztagesbetreuung schon deshalb infrage stellte, da die nun in absehbarer Zeit vermehrt arbeitslos werdenden Bürger doch wieder mehr Zeit für eine Betreuung ihrer Kinder hätten. Vielleicht hängt Herr Münch aber auch nur deshalb so sehr an seiner Grundschule Gissigheim, da seine Frau über die im Augenblick noch bewilligten Zusatzstunden sich im Pensionärsdarsein noch etwas mehr als 2000 Euro im Jahr hinzuverdienen konnte.

Die Bildungsoffensive ist in aller Munde, scheint aber in der Königheimer Provinz noch nicht angekommen zu sein. Die Abwanderung der Schüler wird bereits im kommenden Schuljahr eintreten, verbunden mit immensen Kosten für Königheim.

Ein großes Anliegen ist es mir zum Abschluss noch, mich bei der Gemeindeverwaltung einschließlich Bürgermeister Wolpert für die vertrauensvolle Zusammenarbeit in den letzten Jahren zu bedanken. Den zukünftigen Gemeinderäten wünsche ich eine von Sachkriterien gelenkte Politik, die persönliche Befindlichkeiten außen vor lässt. Meinen Widersachern möchte ich noch erklären, dass ich mich auf Gegenschreiben nicht einlassen werde.

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