Leserbrief: Zur Diskussion über die Zukunft der Grundschulen in Königheim und Gissigheim "Die Zusammenlegung ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgereift"

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Es gehört zur Pflicht der Gemeinderäte, die Bedenken der Bürger ernst zu nehmen und in die Entscheidungsfindung miteinzubeziehen. So sollte es auch bei der geplanten Zusammenlegung der Grundschulen Gissigheim und Königheim sein.

Zu Recht stellt sich vielen direkt Betroffenen die Frage, ob die Rahmenbedingungen für die gemeinsame Grundschule mit dem Standort Königheim bereits für das Schuljahr 2009/10 gestemmt werden können. Diese komplette Neuorganisation müsste demnach bereits in fünf Monaten zum neuen Schuljahr abgeschlossen sein.

Der enge Zeitrahmen, der dem Gemeinderat bei dieser beschleunigten Entscheidungsfindung vorgegeben wurde, darf nicht im Vordergrund stehen. So geht es nicht um kurzfristige Meldetermine für eventuelle Fördermittel aus dem Konjunkturpaket II oder weiteren Fristen des Regierungspräsidiums in Stuttgart. Ebenso müssen die persönlichen beziehungsweise taktischen Beweggründe des Bürgermeisters hinsichtlich der Bürgermeisterwahl aus dem vergangenen Jahr in Bezug auf die aktuelle Thematik ausgeblendet werden. Es geht einzig und alleine um ein qualitativ hochwertiges, durchdachtes und zukunftsweisendes Konzept, welches das Königheimer Bildungsangebot auf Dauer sichern muss.

Der geplante offene Ganztagesbetrieb ist auch weiterhin anzustreben - unabhängig davon muss jedoch zunächst der Bedarf aller betroffenen Eltern der Gemeinde Königheim ermittelt werden.

Weitere offene Fragen sind zum Beispiel: "Wie sehen die genaueren örtlichen Planungen bezüglich des Mittagessen aus?"; "Gibt es Planungen von Lern- und Entspannungsphasen?"; "Wie kommt die Schule den Bedürfnissen der Schüler hinsichtlich der Ausstattung nach?"; "Sind altersgerechte Angebote in Bezug auf körperliche Betätigung angedacht?", "Besteht für die Schüler die Möglichkeit zum Rückzug (Ruhephasen)"; "In welcher Form werden bestehende Ressourcen (z.B. Schulbibliothek) genutzt"?; "Welche erweiterte Bildungsangebote (auch durch externe Kräfte) sind möglich?"; "Können bestehende Kooperationen genutzt bzw. erweitert werden oder gar neue Kooperationen zustande kommen?".

Dies sind nur einige Fragen beziehungsweise Anforderungen zum offenen Ganztagesbetrieb, welche vorab eruiert werden können und der Öffentlichkeit präsentiert werden sollten.

In den bisherigen Veranstaltungen zu dieser Angelegenheit musste ich leider feststellen, dass nicht immer das zukünftige Projekt im Mittelpunkt stand, sondern Personen und auch gegenseitiges Misstrauen. So sprechen beide Schulleitungen zumeist nur davon, "wie wir momentan in Gissigheim beziehungsweise in Königheim arbeiten" und nicht davon "wie wir in Zukunft gemeinsam arbeiten könnten beziehungsweise möchten". Auch die Eltern aus allen Ortsteilen der Gemeinde muss sich von ihrem persönlichen wie auch emotionalen Standpunkt lösen.

Für eine bestmögliche Gestaltung des zukünftigen Projektes ist aus meiner Sicht eine sachliche Kooperation aller Beteiligten bereits in der jetzigen Phase die wichtigste Voraussetzung. Ich fordere daher den Dialog aller Beteiligten, denn es soll zu keiner "Übernahme" beziehungsweise zu keinem "Schlucken" der Gissigheimer Grundschule kommen. Die zukünftigen Partner sollten frühzeitig und gleichberechtigt mit in sämtliche Gedankengänge eingebunden werden, denn die pädagogischen Grundlagen müssen von allen Beteiligten getragen werden und haben deshalb höchste Priorität.

Der Beschluss der Vertagung vom 8. April 2009 bedeutet nicht, dass man sich der demographischen Entwicklung verschließt. Die Königheimer Zahlen, welche hinlänglich bekannt sind, sprechen leider ohne Zweifel für sich. Vielmehr muss der entstandene Handlungsbedarf in aller Ruhe und mit Bedacht zu einer für alle Seiten tragfähigen Lösung führen.

Unabhängig von Fristen muss allen Bürgern der Gemeinde - wie auch dem Gemeinderat - klar sein, dass es hierbei um eine sinnvolle Investition in die Zukunft geht, welche der Schulträger mit oder ohne Fördermittel tätigen muss.

Persönlich unterstütze ich die Planungen einer Zusammenlegung in vollem Maße, doch warne ich davor dies in einem solch engen Zeitfenster zu erzwingen. Bei einer Fusion zum Schuljahr 2009/10 würde man die vielen "Baustellen", die in den nächsten fünf Monaten entstehen würden, mit in den Schulalltag nehmen. Dies jedoch führt über kurz oder lang zu erheblichen Nachteilen - besonders für die Schulkinder.

Daher sollte man zunächst, wie es der Reformpädagoge Hartmut von Hentig so gerne sagt, "Die Sache klären" und dann "den Menschen stärken".

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