EEG ist eine Missgeburt

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Eine Hochspannungsleitung und Windräder stehen bei Sehnde in der Region Hannover (Niedersachsen). Zur Förderung von Strom aus Windkraft und Sonne müssen Verbraucher im nächsten Jahr erneut tiefer in die Tasche greifen.

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Zum Artikel "Mitarbeiter haben wahnsinnige Angst" vom 14. Oktober und zum Kommentar "Der Weg lohnt sich" vom 15. Oktober:

Im letzten Satz steht der Grund für die Misere: die Energiewende. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist eine Missgeburt und hat noch keines der erhofften Ziele erreicht. Der CO2-Ausstoß hat sich nicht verringert, weil Kernkraftwerke still gelegt wurden und Kohlekraftwerke im Stop- und Go-Betrieb die unstete Versorgung der "Erneuerbaren" puffern müssen.

Größere Mengen an CO2 könnten eingespart werden, wenn veraltete Kraftwerke durch moderne, effizientere ersetzt würden. Unsere Regierung, gehetzt von ideologisch geblendeten Umwelt-Organisationen, will sogar alle Kohlekraftwerke still legen, aber gleichzeitig den Autoverkehr elektrifizieren und Hausheizungen mit elektrisch betriebenen Wärmepumpen betreiben.

Ratten verlassen sinkendes Schiff

Woher soll der Strom denn kommen? 20 Prozent unserer Primärenergie ist Strom, davon erzeugen die "Erneuerbaren" gerade mal 30 Prozent, aber nur im Durchschnitt, manchmal nur Null Prozent. Der Kraftfahrzeugbetrieb braucht etwa 30 Prozent, die Haushalte (Kochen, Heizen) 26 Prozent unseres Energiebedarfs. Und das alles sollen zukünftig Sonne und Wind alleine übernehmen? Unser Wirtschaftsminister hat ja schon treffend gesagt: "Die anderen Länder halten uns sowieso für bekloppt". Das kann man nur unterstreichen.

Mich wundert es nur, dass die Industrie und die Gewerkschaften nicht gegen das EEG auf die Barrikaden gehen. General Electric (GE) macht alles richtig, Deutschland wird deindustrialisiert und die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Die gleiche Hatz gibt es von deutschen Umwelt-Nichtregierungsorganisationen gegen die Automobilindustrie, auch das wird Folgen für die deutsche Wirtschaft haben.

Über den Kommentar von Frank Schumann zum Stand der sogenannten Energiewende kann man nur noch den Kopf schütteln. Die Überschrift "Der Weg lohnt sich", ist völlig sinnentleert. Die Schlussfolgerung am Ende des Kommentars, dass die EEG-Umlage ein Exportprodukt sei und viele Länder dem deutschen Beispiel folgen würden, ist völlig abwegig. Nach Einführung des EEG durch die rot-grüne Koalition im Jahre 2000 steigt die EEG-Umlage im Jahr 2017 entgegen aller politischen Versprechungen und Prognosen auf nun 6,88 Prozent/kWh. Dazu kommen noch 19 Prozent Mehrwertsteuer, das heißt 1,31 Cent/kWh, insgesamt also 8,19 Cent/kWh. Ein Vier-Personenhaushalt mit 4000 kWh Jahresverbrauch zahlt also jährlich 327 Euro EEG-Umlage.

Der ursprüngliche Sinn der EEG-Umlage war eine Markteinführungshilfe für die Betreiber von regenerativen Energieumwandlungsanlagen und ist mittlerweile zur Dauer- und Massensubventionierung mutiert. Die Umlage ergibt sich aus der Differenz zwischen marktgerechten Preisen (zur Zeit etwa 3 Cent/kWh für Grundlast), deren Referenzwert an der Strombörse in Leipzig gebildet wird, und den Aufwendungen, die zur Erfüllung der zugesagten Einspeisevergütungen an die EE-Anlagenbetreiber notwendig sind.

Radikale Reform wichtig

Im Jahre 2015 betrug die EEG Umlage 23,7 Milliarden Euro. Diesen Gebühren, die von den Stromkunden bezahlt wurden, stand ein Marktwert für den aus erneuerbaren Energiequellen erzeugten Strom von 5,3 Milliarden Euro gegenüber, welch ein Irrsinn! Der Strompreis eines durchschnittlichen Haushaltes setzt sich mittlerweile ungefähr wie folgt zusammen:

a) 21 Prozent Beschaffung, Vertrieb

b) 25 Prozent Netzentgelte

c) 54 Prozent Steuern, Abgaben, Umlagen

In den letzten Tagen konnte man aus der Presse entnehmen, dass die vier Übertragungsnetzbetreiber die Netzentgelte 2017 ebenfalls massiv erhöhen wollen. Die Konsequenz kann nur sein, dass das EEG radikal reformiert werden muss. Sie sogenannten erneuerbaren Stromerzeuger (im wesentlichen Photovoltaik und Wind) müssen endlich unter Marktbedingungen im Wettbewerb mit den konventionellen Kraftwerken betrieben werden.

Da wegen der Versorgungssicherheit die konventionellen Kraftwerke (südlich der Mainlinie ist inzwischen jedes Kraftwerk systemrelevant) nicht abgeschaltet werden können, müssen die systemrelevanten, konventionellen Kraftwerke in Zukunft ebenfalls subventioniert werden. Im EEG ist auch definiert, dass der Anteil von erneuerbaren Energien an der deutschen Stromerzeugung bis zum Jahr 2020 35 Prozent und bis 2050 80 Prozent betragen soll. Ohne eine radikale Reform des EEGs steigen die Stromkosten ungebremst weiter an.

Für das zweite Ziel, 80 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen, gibt es bis jetzt auch keine technische Lösung. Ein elektrisches Netz (Wechselspannung) lässt sich nicht sicher betreiben, wenn überwiegend volatile Solar- und Windkraftwerke einspeisen.

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