Es ist 17 Uhr. Elisabeth Stroh, Jochen Heil und Gerhard Kugler stehen im Newsroom des „Mannheimer Morgen“, dem redaktionellen Herzstück der Zeitung. Dort werden tagtäglich die Inhalte jeder Ausgabe besprochen und produziert. Es ist die Zeit der Blattabnahme: Mit Chefredakteur Dirk Lübke sowie seiner Stellvertreterin und Newsroom-Chefin Melanie Ahlemeier werden die fertigen Zeitungsseiten begutachtet, geprüft und bei Bedarf noch geändert.
Bisherige Gäste
2015
Januar: Hans-Ullrich Fritz, Helmut Schäfer; April: Günther Hübsch, Lutz Aberle, Manfred Effertz, Rüdiger und Erika Grosse; Juli: Ditta Lauretta Büscher, Roswitha Niedermeier; Oktober: Werner Kirchner, Martin Weiss, Thomas Hollritt, Helmut Büchner.
2016
Januar: Ulrike Faulhaber, Reinhold Schwinn; April: Jutta Scherer, Klaus Maier, Klaus Anacker, Eva Teubert, Axel Juedtz, Aljoscha Kertesz; Juni: Petra Stacha, Eginhard Teichmann, Gerhard Bleckmann, Lilo Bühler, Gerd Mücke, Heidemarie Didion; Juli: Christiane Geiger, Gabriele Fleck, Manfred Nagler, Manfred Dengel, Cornelia Blume; Oktober: Günter Klomfaß, Werner Himmele, Horst Schneider, Manfred Lindner, Marzell Müller.
2017
Januar: Friedebert Goldbach, Irene Reider, Günter Schmidt, Johanna Schmidt, Roman Wolf; April: Norbert Heckert, Christoph Heidelberger, Ursula Ritter-Meffert, Walter Meffert, Klaus Mengel; Juni: Karl-Heinz Patzke, Michael Mürmann, Christa Grenz, Thomas Wilsdorf-Lindenthal, Marietta Hagen; September: Marion Koch, Jürgen Schmitt, Jutta Schmitt, Axel Weber, Hugo Withopf, Jiehong Zhou; November: Arndt Müller, Sylvia Müller, Christian Potthof, Udo Seibold.
2018
Juli: Jürgen Matthes, Erika Matthes, Klaus Hinkel, Elisabeth Hinkel, Bianca Beyer, Manfred Meliset.
Viele Überschriften, Texte und Texteinstiege kommen dabei erneut auf den Prüfstand, ebenso Bildmotive. „Der Besuch in der Redaktion war für mich interessant, informativ und abwechslungsreich. Alle Mitarbeiter erlebte ich als sehr engagiert und aufgeschlossen“, meint danach Elisabeth Stroh. „Mit dem von Ihnen vermittelten Hintergrundwissen werde ich die Zeitung zukünftig mit einem anderen Blick lesen“, hat die Ilvesheimerin viel von ihrem langen, ereignisreichen Tag beim „Mannheimer Morgen“ mitgenommen. Er endet mit einem abschließenden Gespräch mit Chefredakteur Lübke um 18.30 Uhr.
Elisabeth Stroh
Vor vielen Jahren lernte Elisabeth Stroh (65) den Beruf der Kinderkrankenschwester am Städtischen Klinikum in Mannheim. Heute arbeitet die Ilvesheimerin in der Gemeindebücherei – und das seit 17 Jahren.
Wie lesen Sie?
In Papierform, morgens beim Frühstück, sehr intensiv rund 30 bis 45 Minuten.
Was lesen Sie zuerst?
Ich lege als erstes die Zeitungsteile auseinander. Dann zuerst den Lokalteil Ilvesheim, dann Mannheim, Kultur, Wirtschaft und dann das erste Buch von hinten: Vermischtes, Südwest, Titelseite.
Was ist Ihnen am wichtigsten?
Das Lokale liegt mir am nächsten – Berichte vor Ort, lokale Politik, Vereinsgeschehen.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteurin wären?
Ich würde weniger Eigenwerbung bringen, das finde ich extrem.
Start mit der Blattkritik
Die drei Besucher konnten sich genau anschauen, wie ihre Zeitung entsteht. Die Gäste, interessierte und kritische Leser, hatten sich mit Briefen oder E-Mails an die Chefredaktion gewandet. Auch deshalb wurden sie – wie zuvor andere Leser (siehe Beitrag unten „Bisherige Gäste“) – von Chefredakteur Lübke eingeladen, um direkt vor Ort einen Tag lang die Zeitungsmacher zu begleiten und sich dabei auch selbst einzubringen.
Gerhard Kugler
Der in Bensheim-Auerbach lebende Gerhard Kugler (72) stammt ursprünglich aus Bayerisch-Schwaben, nämlich aus Jettingen, zwischen Ulm und Augsburg gelegen. Nach dem Studium in München verschlug es ihn nach Bensheim, wo er bis 2011/12 in seiner Praxis als Psychotherapeut tätig war. Heute schreibt der meinungsfreudige Kugler Fachartikel zu Politik und Bildung und veröffentlicht sie, auch im Netz.
Wie lesen Sie?
Digital! Ich lese von vorne nach hinten und finde es gut, dass es schon vorne mit lokalen und regionalen Inhalten anfängt.
Was lesen Sie zuerst?
Die Leserbriefe. Auf „Welt und Wissen“ finde ich immer interessante Themen. Dann verfolge ich das Lokale.
Was ist Ihnen am wichtigsten?
Die Leserbriefe.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteur wären?
Ich würde als Chef versuchen, den Stress zu mildern, den die Herstellung einer Tageszeitung bei den Mitarbeitern verursacht. Ich würde immer versuchen, den Leuten Rückendeckung zu geben, dass sie es angenehmer haben.
Der Besuch der drei kritischen Leser hat früh begonnen. Um 9.45 Uhr werden Elisabeth Stroh, Jochen Heil und Gerhard Kugler von Dirk Lübke begrüßt, anschließend begleitet er sie in den Newsroom. Jetzt können die drei Leser den Arbeitsalltag der Redakteure beobachten.
Nach Vorbesprechungen beginnt um 10.30 Uhr die erste Planungskonferenz des Tages mit der Blattkritik. Ein Redakteur macht auf die guten und weniger guten Dinge einer Zeitungsausgabe aufmerksam, weist auf Defizite hin und regt an, welche Themen weiter und eventuell größer begleitet werden müssen.
Danach beginnt die konkrete Vorbereitung: Stroh, Heil und Kugler erleben, wie die Redaktionen ihre Themen und deren Umsetzung für den kommenden Tag präsentieren. „Ein wahnsinniges Tempo, was sie dabei leisten“, findet Gerhard Kugler. Anschließend drehen die Leser eine Runde durch den Newsroom, verfolgen, wie erste Seiten entstehen und kommen mit den Redakteuren ins Gespräch. Auch mit Alexander Müller vom Sport, der erklärt, wie der Ablauf beim Seitenmachen ist.
Am Nachmittag folgt ein Abstecher in die Online-Redaktion. Online-Chef Matthias Schmeing erläutert den Besuchern, wie die digitale Welt des „Mannheimer Morgen“ funktioniert und wie die einzelnen Nachrichten über verschiedene Kanäle weiterverbreitet werden: Über den Online-Auftritt morgenweb.de, über Facebook, Twitter, den täglichen Whats-App-Newsletter und den Newsletter per E-Mail.
Ganz aufmerksam ist Jochen Heil dabei: „Ich finde besonders interessant, wie der Ablauf im Umgang mit den Sozialen Netzwerken ist, und wie die Veröffentlichungen der Benutzer von der Redaktion kontrolliert werden.“ Angetan ist er von der Archivfunktion im morgenweb: „Die nutze ich besonders gern.“
Jochen Heil
Jochen Heil (54) aus Edingen war Informatiker bei IBM, ehe sich ihm vor kurzem die Möglichkeit eröffnete, in den Vorruhestand zu gehen. Er genießt ihn und macht jetzt viel Vereinsarbeit für den TV Edingen: Als Vorstandsmitglied und als Übungsleiter für Indiaca, ein Hand-Federballspiel.
Wie lesen Sie die Zeitung?
Ganz ordentlich von vorn – wie ein Informatiker eben. Im Sport bleibe ich hängen, wenn es um Handball geht, oder im Lokalteil. Nachmittags lese ich noch einmal.
Was lesen Sie zuerst?
Den Lokalteil und Sport.
Was ist Ihnen am wichtigsten?
Eine klare Kennzeichnung: Was ist objektive Berichterstattung, was ist subjektive Meinung.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteur wären?
Die Ansprüche, die ich nach außen stelle, würde ich als Maßstab für meine eigene Qualitätskontrolle nehmen. Mit eigenen Fehlern würde ich selbstkritisch umgehen.