Ein beispielloser Unsinn im Quadrat

Lesedauer

Zur Buga in Mannheim soll eine Seilbahn über den Neckar führen.

© Proßwitz

Zum Artikel "Grünzug zur Bundesgartenschau - Das sagen die Stadträte" vom 5. Mai:

Als Neubürgerin der Stadt Mannheim kann ich berichten, dass Städte wie Koblenz und Pforzheim durch die Bundesgartenschau (Buga) nicht nur prachtvolle Grünflächen und Parks hinzugewonnen haben. Vielmehr haben sie auch durch den großen Besucherandrang samt Restaurantbesuchen und Übernachtungen wirtschaftlich deutlich gewonnen - und ihr Image verbessert. Mannheim ist bisher eher in den Randgebieten schön - und für Viele erst auf den zweiten Blick.

Eine gut durchdachte Umsetzung des Grünzugs könnte dies ändern und auch noch als positives Modell für andere Städteplaner dienen. Gewinnen können wir alle an Lebens- und Freizeitqualität, und vielleicht heißt es ab 2023 dann: Mannheim ist eine attraktive Stadt, bunt und vor allem mit tollen Grüngebieten, hier wohnen die Menschen gerne und gesund. (Petra Heinemann, Mannheim)

Die Geschichte der geplanten Bundesgartenschau und des damit verbundenen Grünzugs ist die Geschichte eines unbegreiflichen, am Ende aber sehr teuren Irrwegs. Um es ganz deutlich zu sagen, einen echten Grünzug will nahezu jeder, die geplante Buga nur wenige. Das hat Gründe, eine weitere Bundesgartenschau in Mannheim ist so überflüssig wie ein zweiter Wasserturm, ein zweites Nationaltheater oder gar ein zweites Rathaus. Vor allem dann, wenn die Buga zulasten eines Landschaftsschutzgebietes geht. Sie ist dann sogar eher ein Schildbürgerstreich.

Bereits jetzt schon grün

Und deshalb auch das in aller Deutlichkeit, einen "ehrlichen Grünzug" kann man billiger, naturschonender und bürgerfreundlicher realisieren. Vor allem würde ein sinnvoller Grünzug Spinelli gestalten, ohne wesentliche Teile des Landschaftsschutzgebietes "Feudenheimer Au" für immer zu zerstören.

Mit dem jetzt von Herrn Lenzen angebotenen restlichen Grünzug wird im Saldo in der Au mehr Natur zerstört als auf Spinelli renaturiert wird. Und man sollte nicht übersehen: Das Gelände von Spinelli und zu den Vogelstangseen ist in großen Teilen bereits jetzt schon grün. Erstaunlicherweise wird auch für diesen sogenannten neuen Grünzug der magische Investitionsbetrag von 105 Millionen Euro benötigt, eine der vielen Täuschungen im Zusammenhang mit diesem Prestigeprojekt.

Was hat der neue Plan nun wirklich Attraktives zu bieten? Investitionen in dieser Höhe in einer total verschuldeten Stadt wie Mannheim? Ich glaube, es gibt Wichtigeres, Sinnvolleres, für das in Mannheim dringend Geld benötigt wird. Wir Bürger sollten es deshalb halten wie der Philosoph und Widerstandskämpfer Stephane Hessel, "Empört Euch", und ich füge hinzu "Wehrt Euch", natürlich nur mit demokratischen Mitteln gegen diesen beispiellosen Unsinn im Quadrat. (Klaus Brückner, Mannheim)

Wer die Bundesgartenschau in Koblenz oder die Landesgartenschau in Öhringen gesehen hat, fragt sich, wie eine Buga auf dem Spinelli-Gelände so viele Besucher anziehen soll, dass über 40 Millionen Durchführungskosten wieder in städtische Kassen zurückfließen.

Ist eine mehr als 50 Hektar große sandige Fläche ohne alten Baumbestand, ohne natürliches Wasser, aber mit den Stahl- und Betonträgern einer ehemaligen Militärhalle (U-Halle) so attraktiv, dass über zwei Millionen Besucher aus ganz Deutschland nach Mannheim strömen? Nur, um eventuelle Zuschüsse des Landes zu erhalten, hält man an den Plänen fest.

Wer weiß, ob sich das Land Baden-Württemberg in den nächsten Jahren die von der Stadt schon eingeplanten 40 Millionen Euro zum Beispiel für Investitionen wie "See in der Au" und Wege (5,5 Millionen Euro) oder Veränderungen auf Spinelli inklusive Panorama-Brücke (etwa 13 Millionen Euro) sowie Tragwerk- Freilegung und Wasserspiegel an der U-Halle (1,4 Millionen Euro) leisten kann. Schriftliche Zusagen oder Verträge gibt es dafür bisher nicht.

Bei so vielen finanziellen Unwägbarkeiten würde ein privater Investor die Reißleine ziehen und das Projekt stoppen, denn die Banken würden ihm keinen Kredit gewähren, aber mit den Steuergeldern der Mannheimer Bürger kann man weiterhin rechnen. Hoffen wir, dass die von uns gewählten Gemeinderäte erkennen, dass man einen Grünzug mit weniger Geld errichten kann. (Doris Franke-Gützlaff, Mannheim)

Mehr zum Thema

Buga23 Bundesgartenschau in Mannheim - wo sind die Blumen?

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Früheres Tankstellengelände Fertig bis zur Buga? So sieht es im Sportpark Feudenheim aus

Veröffentlicht
Mehr erfahren