Eine Frage der Schuld

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Zum Artikel „Setzt Netanjahu alles aufs Spiel?“ vom 20. Juni:

Zum klugen und anregenden Artikel von Walter Serif ist an einer Stelle eine Berichtigung angebracht: Die Aussage, dass Israel im Sechstagekrieg von arabischen Staaten überfallen worden sei und dass die militärische Aggression von den Gegnern ausgegangen sei, ist schlichtweg unzutreffend.

Man mag zur Frage der Schuld an der aufgeheizten Atmosphäre und den Scharmützeln der Wochen und Tage vor dem 5. Juli 1967 stehen wie man will, aber die erste kriegerische Handlung war im Morgengrauen die Vernichtung der ägyptischen Luftwaffe am Boden durch einen israelischen Luftangriff. Dem ging ein entsprechender Beschluss des israelischen Kabinetts am Vortag voraus. Israel hat also seine Gegner überfallen und nicht umgekehrt, ob dieser Angriff jetzt ein Präventivschlag war oder nicht.

Drohgebärden als Symbolpolitik

Immerhin gab es zuvor etliche warnende Stimmen (darunter die des ehemaligen Premierministers Ben-Gurion) gegen die Eröffnung der Kriegshandlungen durch Israel, die die Drohgebärden der Ägypter eher als notwendigen Teil einer panarabischen Symbolpolitik des ägyptischen Präsidenten Al-Nasser einschätzten.

Diese Richtigstellung tut dem Gedanken von Herrn Serif keinen Abbruch, dass eine aus einer Kriegshandlung entstandene Besatzung völkerrechtlich weitaus weniger Empörung verdient als deren Aufrechterhaltung über mehr als 50 Jahre und die jetzt angebahnte Annexion, mit der man ohne militärische Zwangslage der einheimischen palästinensischen Bevölkerung ihr Land wegnehmen würde.

Info: Originalartikel unter https://bit.ly/3fVU7PA