Ernsthaft diskutieren

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Zum Leserbrief „Ratzingers armselige Argumente“ vom 30. April:

Vorausschicken darf ich, dass sich die Politik in Deutschland glücklich schätzen könnte, wenn sie in ihren Reihen einen Mann wie den inzwischen emeritierten Papst Benedikt XVI. vorfinden würden, an dessen Intellekt, Weitsicht, Glaube und Vernunft keiner unserer Volksvertreter auch nur annähernd herankommt. Frau Wolf und viele andere sollten sich etwas genauer mit der links-grünen Ideologie beschäftigen, um die Zusammenhänge der 1968er mit den Missbrauchsskandalen – im Übrigen nicht nur in der Kirche, sondern meistens in Familien oder Vereinen – besser zu verstehen.

Nach Ansicht Benedikts XVI. war die Missbrauchskrise innerhalb der katholischen Kirche hauptsächlich ein kirchliches Beiprodukt der „sexuellen Revolution“: Ein Tsunami der kulturellen Zerstörung, der die Kirche in einem Moment traf, als lehramtliche und moralische Verwirrung herrschten und wenig Disziplin im Klerus, als die Ausbildung in den Priesterseminaren mangelhaft war und eine Aufsicht vonseiten der Bischöfe kaum existierte. In der Kombination führte all dies zu vielen der Skandale, die uns heute so schmerzhaft vertraut sind. Dem kann ich nur zustimmen.

Benedikt XVI. befasste sich im Übrigen während seiner Amtszeit treffend mit den Missbrauchsfällen innerhalb der Kirche, die ab den späten 1960ern zu verzeichnen waren und in den 1980ern ihren Höhepunkt fanden. Eine falsche Denkweise führte zu falschem Verhalten und Missbrauch.

Giftige Reaktionen

Von der links-grünen Empörungsindustrie gab es wie erwartend giftige Reaktionen auf die Äußerungen von Benedikt XVI. Man sollte Ratzingers Diagnose mit der gebührenden Ernsthaftigkeit diskutieren; denn ansonsten diskreditiert man sich selbst und vermittelt den Eindruck, die Missbrauchskrise nicht lösen zu wollen. Ich kann jedenfalls bisher keine ernstzunehmenden Alternativen erkennen.

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2DQw83K