Fanatiker in der Redaktion bremsen

Lesedauer

Zum Kommentar „Falscher Weg“ vom 9. Januar:

Die Einführung der Bonpflicht ist einmal mehr ein Schnellschuss der Politik, und leider ist es wieder ein SPD-Minister, der für Verärgerung sorgt. Daran kann man ermessen, wie weit sich die Spitze dieser Partei inzwischen von den realen Nöten und Bedürfnissen der normalen Bevölkerung entfernt und wie wenig sie die rückläufige Zustimmung bei Wahlen verstanden hat.

Die Bonpflicht ist ein Ärgernis ersten Ranges und fällt unter die Kategorie: Die Großen lässt man laufen, die Kleinen hängt man. Bei der Besteuerung von Aktiengeschäften, beim „Cum-Ex“-Skandal, bei der Steuerflucht durch Verlagerung von Firmensitzen als Briefkastenfirmen in Niedrigsteuerländern tut sich absolut nichts, und jetzt hat man den Einzelhändler als großen Steuerbetrüger entdeckt und dingfest gemacht. Ein Schildbürgerstreich.

„Will keinen Bon für Brezel“

Die Einzelhändler sollten in ihren Vereinigungen alle zurückgelassenen Bons sammeln und sie ans Finanzministerium schicken. Vielleicht hilft solch eine Flut von Protestpapieren beim Umdenken. Dem allerdings, was Herr Börner (ein Digital Native, ein Digitalisierungsfan?) in seinem Kommentar als Lösung vorschlägt, kann ich keinesfalls zustimmen. Ich will meinen Bon für eine Brezel weder in die Hand, noch über E-Mail oder über eine sonstige virtuelle Verteilungssoftware = Datenkrake zu mir nach Hause geschickt erhalten. Ich werde den Teufel tun, dafür mein Einverständnis zu geben.

Es geht den Staat und seine Verwaltung einen Sch … an, was ich wann, wo und zu welchem Zweck kaufe, sofern ich die Rechnung nicht von der Steuer absetzen kann oder will oder ein krimineller Hintergrund vorhanden ist. Es kann doch nicht wahr sein, dass ein Kommentator einer Tageszeitung öffentlich zur Preisgabe von persönlichen Daten auffordert. Liebe Chefredakteure, bremsen Sie Ihre Digitalisierungsfanatiker in Ihrer Redaktion!

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2NnBHM8