Freie Häuser im schärferen Wettbewerb

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Zum Artikel "Bühne in der Kirche" vom 2. Oktober:

Das war schon eine beeindruckende Atmosphäre in der neu gestalteten Trinitatiskirche, mit dieser wunderbaren Tanzbühne mitten in der schönen Architektur. Und ich freue mich für Daria Holme und Eric Trottier und alle Unterstützer, dass ihr Traum nun wahr wurde.

Verständlich, dass zu solch einem Ereignis alle zusammen kommen, um das zu feiern. Allerdings bleiben doch manche Fragen offen und auch einige ungute Gefühle. Mannheims Oberbürgermeister Kurz spricht von der Schließung einer Lücke in der Kulturszene und alle erwähnen den Mut und die Entschlossenheit der Initiatoren. Dennoch bleibt anzumerken, dass hier eine weitere Spielstätte eröffnet wurde, wohl wissend um die Existenz von drei freien Häusern, dem Theater Felina Areal, dem Theaterhaus G7 (nicht weit, um die Ecke sozusagen) und zeitraumexit, die samt und sonders existenzbedrohend unterfinanziert sind und sich mit "Mut, Entschlossenheit und Ideenreichtum" nur mühsam über Wasser halten können.

Es bleibt anzumerken, dass Eric Trottier und seine Compagnie jahrelang im Felina arbeiten und seine Produktionen präsentieren konnten - wenn auch unter wenig komfortablen Bedingungen - was wohl eine nicht unwesentliche Grundlage dafür ist, dass die Kollegen jetzt hier in der Trinitatiskirche stehen.

Es bleibt anzumerken, dass seit Jahren und Jahrzehnten besagte drei Häuser die Kontinuität herstellen mit sowohl künstlerisch wichtigen aktuellen Positionen und internationalen Netzwerken, und das nicht nur im Theater- und Performancebereich, sondern eben auch im Tanz und außerdem mit soziokulturellen, stadt- beziehungsweise stadtteilbezogenen Aktivitäten von zum Teil großer Strahlkraft weit über Mannheim hinaus.

Bedauerlich, ärgerlich, dass der Blick im Eröffnungs-Freudentaumel nicht so weit reicht, diese jahrelange Arbeit in die Gedanken um die Mannheimer Kulturszene einzubeziehen und dies eben auch zu würdigen. Solch eine Initiative, wie sie sich bezüglich der Trinitatis-Kirche entwickelte, entsteht nicht im luftleeren Raum. Dankenswerterweise verweist Herr Dettlinger in seinem Kommentar darauf und auch auf die Notwendigkeit, eine vitale Freie Szene mit entsprechenden Produktionsmöglichkeiten zu unterstützen.

Da reicht es nicht, sich im Trinitatis-Licht zu sonnen. Dazu bedarf es des ernsthaften Willens, die vorhandenen Häuser und Kapazitäten so auszustatten, dass sie existenziell gesichert arbeiten können.

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