Globale Emissionen entscheidend

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Leser Josef Edelmann meint, dass ein Umbau des Grosskraftwerks in Mannheim (Bild) auf effizienten Gas-Kombibetrieb unter Nutzung bestimmender Systeme der vorhandenen Kohleblöcke nicht möglich sei. © Rinderspacher

Zum Leserbrief „Lob und Kritik für Demonstranten“ vom 27. August zum Thema Grosskraftwerk (GKM):

Heinrich Ill fordert „mehr Dialog und Transparenz“. Im Einzelnen nennt er:

1. Das GKM muss mindestens einmal jährlich alle Emissionen in der örtlichen Zeitung veröffentlichen. Antwort: Die Werte werden regelmäßig veröffentlicht. Jede Zeitung kann diese abrufen und abdrucken. Die Entscheidung liegt bei der Redaktion.

2. Es ist zu prüfen, inwieweit ein Umstieg auf Gasbetrieb möglich ist. Antwort: Das ist jederzeit möglich, wenn Gas dort ausreichend vorhanden ist. Allerdings, ein Umbau der GKM-Blöcke auf effizienten Gas-Kombibetrieb unter Nutzung bestimmender Komponenten/Systeme der vorhandenen Kohleblöcke ist nicht möglich. Man kann einen Pkw auch nicht zu einem Lkw umbauen, sondern wird diesen entsorgen und den Lkw neu bauen müssen.

3. Die Fernwärme weiter ausbauen und allmählich durch saisonale Wärmespeicher ergänzen. Antwort: Der Ausbau der Fernwärme in allen dicht besiedelten städtischen Gebieten und deren „Speckgürtel“ könnte tatsächlich zu einer riesigen Einsparung der CO2-Emissionen für die Wärmeversorgung von Industrie und Wohnen führen. Er wird aber bisher nur spärlich angegangen. Das MVV-Netz ist ein Musterbeispiel mit dem GKM als Wärmeerzeuger hierfür. Saisonale Wärmespeicher sind eine Vision, für die noch nicht einmal eine realistische Idee vorhanden ist. Wasser und Dampf – Speicher sind ideal für Stunden – wie über eine Nacht oder ein bis zwei Vollasttage, aber nicht für die Nutzung eingespeicherter Wärme aus den Sommermonaten zur Ausspeicherung an Wintertagen.

4. Es ist zu prüfen, ob eine Umrüstung auf bedarfsorientierte Stromlieferung möglich ist (Dampferzeugung und Speicherung auf Vorrat). Antwort: Auch dies ist kein Problem für die konventionellen Stromerzeuger. Der Vorrat liegt als Kohle auf Halde am Kraftwerksstandort und kann jederzeit abgerufen werden.

Die konventionellen Kraftwerke werden schon immer so geregelt, dass immer zu jeder Zeit – sekundengenau – die Leistung ans Netz gegeben wird, die die Verbraucher abrufen. Wie geht das? Ganz einfach – ohne Digitalisierung und aufwendige Systeme: über die Netzfrequenz, die im europäischen Stromnetz von Skandinavien bis nach Gibraltar einheitlich von allen konventionellen Kraftwerken geregelt wird. Allerdings, die Erneuerbaren wie Wind, Sonne beteiligen sich daran bis heute nicht.

Zusammenfassend: Die vier von Herrn Heinrich Ill geforderten Punkte sind erfüllt mit einem Systemansatz wie folgt: gezielter aggressiver Ausbau der Fernwärme, versorgt von konventionellen Kraftwerken im Verbund mit Warmwasser-Tagesspeichern, wie wir es im GKM/MVV-Verbund bereits haben. Damit kann sicherlich die Hälfte der heute notwendigen Wärme auf der Basis von Fernwärmenetzen gedeckt werden – und dies mit sehr geringen CO2-Emissionen. Es wird ja nur die Abwärme des Stromerzeugungsprozesses in das Fernheiznetz geleitet statt in die Atmosphäre.

Ob man hierzu neue Kraftwerke bauen sollte – also Gas statt vorhandener Kohle – muss vor der Tatsache entschieden werden, dass Gas auch nicht weniger CO2-Emissionen als Kohle global betrachtet verursacht. In den Diskussionen werden allerdings bisher immer nur die lokalen CO2-Emissionen von Gas zu Kohle verglichen.

Bei diesem Vergleich schneidet natürlich Gas mit weniger als der Hälfte der CO2-Emissionen entscheidend besser ab. Für das Weltklima entscheidend sind aber nicht die lokalen, sondern ausschließlich die globalen Emissionen.

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2ltV370