Kaum zu ertragende Klientelpolitik

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Zum Artikel „Eingang im neuen Glanz“ vom 30. April:

Mannheim, eine Stadt mit fast unbegrenzten Möglichkeiten oder eine Stadt am Rande der Insolvenz? Die Frage muss man schon so stellen. Wurde uns Bürgern doch noch vor wenigen Wochen sehr übermütig und selbstsicher vom Rathaus verkündet, dass Mannheim dank erfolgreicher und solider Haushaltspolitik jährlich über einen Überschuss von 100 Millionen Euro für besondere und außergewöhnliche Investitionen verfügen könne.

Ist Mannheim damit die rühmliche Ausnahme im Jammertal bundesrepublikanischer Kommunen? Offensichtlich nicht wirklich, denn noch während der Haushaltsdebatte wurde deutlich, dass die Stadt schon ab 2019 ein jährliches Sparpaket von 40 Millionen Euro zwingend realisieren muss, um für die dramatisch ansteigenden Kultur- und Sozialausgaben gewappnet zu sein.

Kreative Sparversuche

Zum Glück zeigt sich die Stadt dann aber bei ihren ersten Sparversuchen wie gewohnt von ihrer kreativsten Seite. Endlich wurde der gigantischen Verschwendung bei den Geburtstagsgeschenken für 100-Jährige und Ältere kompromisslos Einhalt geboten und auf ein vertretbares Maß gesenkt. Jährliches Einsparungsvolumen: kaum glaubliche 6000 Euro. Da kann man sich nur in Ehrfurcht ob solcher Konsequenz und solchem Einfallsreichtum verneigen. Und in diesem Zusammenhang dann aber doch noch ein weiteres, erstaunliches Detail zur angeblich so soliden Hauspolitik: Dem Badischen Rennverein in Seckenheim wurde für die Umgestaltung des Eingangsbereiches ein Zuschuss in Höhe von 100 000 Euro gewährt. „Eine Investition, die sich lohnt. Gut angelegtes Geld.“

Schamloser Gipfel

Ob solcher Aussagen kann es dem normalen Bürger nur noch schwindlig werden. Mannheim im Würgegriff dilettantischer, nicht sehr verantwortungsbewusster Landes-und Kommunalpolitiker? Für mich ist auf jeden Fall eines sicher: Dieser Zuschuss für einen Rennverein, der ausschließlich der Unterhaltung einer kleinen reichen Elite dient, ist der schamlose Gipfel einer kaum noch zu ertragenden Klientelpolitik.

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2s6NH9d

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