Leserbriefe zu Mannheimer Planken Kompromisslose Ingenieure

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Leser Gerhard Noack fehlen auf den Mannheimer Planken „ein freundlicher und dekorativ gestalteter Bodenbelag, ein optisch reizvoller Blumenschmuck, lebendige Wasserspiele oder interessante Kunstobjekte“. © dpa
Zum Artikel „Sorgen um Baustellen am Bahnhof“ vom 3. November:

Mannheim. Während man bei den Planungsbehörden der Stadt wegen der künftigen Gestaltung des Willy-Brandt-Platzes vor dem Mannheimer Hauptbahnhof in nebulösen Zielvisionen träumt, haben die Bauingenieure der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (rnv), der Mannheimer Parkhausbetriebe (MPB) und der Deutschen Bahn (DB) bereits das Zepter in die Hand genommen und werden dort kompromisslos ihre jeweiligen Bauvorhaben durchziehen.

Für das Entrée muss er reichen

Es wird wohl das Gleiche wie schon in den Mannheimer Planken passieren. Auch dort haben die städtischen Planer die Gestaltungshoheit weitgehend der rnv überlassen, mit dem Ergebnis, dass nun die beiden breit angelegten Stadtbahngleise weitgehend das Bild der Einkaufsmeile dominieren. Beeindruckend vor allem das stattliche Spalier der hohen und mächtigen Oberleitungsmasten. So dick und so dicht und so düster findet man sie an keiner ICE-Schnellbahnstrecke.

Die Stadt hat sich dabei im Wesentlichen darauf beschränkt, oben an den Masten ein paar Laternen aufzuhängen und die Flächen an den beiden Trassenrändern um die vielen Kanaldeckel herum irgendwie grau in grau zuzupflastern. Ein freundlicher und dekorativ gestalteter Bodenbelag, ein optisch reizvoller Blumenschmuck, lebendige Wasserspiele oder interessante Kunstobjekte, so wie man das von den Fußgängerzonen in vielen anderen Städten her kennt, das gibt es auf den Planken nicht. In Mannheim scheint dies aber auch nicht sonderlich vermisst zu werden. Der Handel brummt auch so. Und so wird auch auf dem Bahnhofsvorplatz die rnv ohne stadtplanerische Gestaltungsvorgaben ihre umstrittene und spartanisch ausgestattete Haltestellenanlage realisieren können. Die Stadt selbst wird sich wieder damit zufriedengeben, die derzeit völlig marode Pflasterung vor dem Bahnhof wenigstens soweit auszubessern, dass der Platz zur Bundesgartenschau begehbar ist.

Vielleicht wird man noch zum Ausgleich für die von der rnv im Kaiserring gefällten Bäume die meterhohen, klotzigen Plakatsäulen mit ihren zwar verdreckten, aber praktischen Pinkelecken grün anstreichen. Für das Entrée zu Mannheim muss das reichen.

Gerhard Noack, Mannheim

Originalartikel unter http://bit.ly/2lOGk6E