Lob für Siemens-Schüler

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Zum Artikel „Schüler werben für Mehrweg“ vom 3. Januar:

Nachdem die Politik in Sachen Abfallwirtschaft seit Jahren völlig versagt, verdient die Aktion der Schülerinnen und Schüler großes Lob sowie uneingeschränkte Unterstützung der Stadt Mannheim.

Deutschland verfügt seit Jahrzehnten sowohl über das erforderliche Wissen wie auch über die Technologie auf Plastikersatzstoffe auszuweichen, tut es aber nicht. Solange Abfallwirtschaft und Verpackungsindustrie sowie deren allgegenwärtige Lobby eine unheilige Allianz eint, ist eine Wende zum Besseren beliebig unwahrscheinlich.

Mut und Weitsicht zumindest hat die Werner von Siemens Schule bewiesen. Das verdient Anerkennung und lässt hoffen. In Anbetracht der Tatsache, dass in zahlreichen von uns gern belächelten Schwellenländern seit vielen Jahren Plastiktüten, Plastikbecher, Plastikverpackungen und so weiter verbannt sind, erweckt die kühne Einzelleistung der Schule ungläubiges Erstaunen und Beachtung. Es gibt derzeit rund ein Dutzend preiswerte und verfügbare Rohstoffe, die mittels einfacher Verfahren das Plastikmaterial zu ersetzen in der Lage sind. In Indien wird zum Beispiel die Rinde der häufig vorkommenden Areca Palme industriell genutzt, welche zu 100 Prozent biologisch abbaubar ist. Inzwischen geht man dort einen Schritt weiter und stellt eine Vielzahl von Gegenständen des täglichen Bedarfs aus diesem Material her.

Leichtes Material bei Fluglinien

Es ist besonders wichtig darauf hinzuweisen, dass Plastik sowohl bei der Herstellung wie auch bei der sogenannten Entsorgung die Umwelt erheblich mit Schadstoffen belastet. Nachhaltige Maßnahmen lassen auf sich warten. Lobbyisten werden sofort einwenden, dass dieser Baum bei uns nicht vorkommt. Korrekt, aber der Verfasser könnte zwei Dutzend Länder benennen wie Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, Brasilien, Emirate, Oman, Kuwait und so weiter, wo dieser Rohstoff zur Weiterverarbeitung importiert wird. Fluglinien des Mittleren und Fernen Ostens verwenden bereits dieses sehr leichte und handliche Material für den Bordservice.

Bei allem Respekt stellt sich die Frage, warum lässt sich all das in einem angeblich innovativen und auf die Umwelt bedachten Deutschland nicht realisieren? Solange aber von Politikern keinerlei Befähigungsnachweis gefordert wird und sich einjeder nach Gusto Fachmann/Fachfrau schimpfen darf, bar jeglicher Kenntnisse elementarster technischer Zusammenhänge, wird die smarte Abfallwirtschaft weiterhin unkontrolliert den Bürger über den Tisch ziehen.

Letzterer zahlt ohnehin die Zeche. Dass zahlreiche Bürger mitdenken und durchaus in der Lage sind zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu unterscheiden, wirkt dabei eher störend.

Wolfgang H. Rudolf, Mannheim

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2QPryK5