Zum Artikel „Söder geht auf Prag zu“ vom 22. Mai:
Das Wissen um das Schicksal der deutschen Vertriebenen müsste meines Erachtens viel mehr im Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit, vor allem auch an den Schulen, verankert sein. Denn die Vertriebenen haben 1945 und danach einen schmerzhaften Verlust ihrer Heimat im ehemaligen Preußen, Schlesien und Sudetenland verkraften müssen.
Sie wurden nicht nur einfach vertrieben, sondern es hat dabei sehr oft auch brutale Übergriffe der Polen, Tschechen und Russen gegeben – mit vielen Toten. Natürlich ist klar, dass die Vertreibung und Rache an den Deutschen auch eine Folge und Gegenreaktion auf die zuvor oft brutale deutsche Besatzung und die damit verbundenen schlimmen Verbrechen in den Ländern Osteuropas und Teilen der Sowjetunion während des Krieges war. Aber diese Rache hat oft unschuldige Deutsche getroffen, die für die vorherigen Verbrechen meistens nichts konnten. Die verantwortlichen Nazis konnten nämlich oft fliehen.
Weder Gewalt noch Rache
Ich will keinesfalls einem deutschen Revanchismus – also einer Zurückeroberung – das Wort reden. Und ich finde es toll, dass die Sudetendeutschen inzwischen eine Haltung an den Tag legen, dass sie auf Gewalt oder eine Revanche verzichten und außerdem versuchen, immer weiter auf die Tschechen zuzugehen.
Aber Aussöhnung in einem vereinten Europa kann keine Einbahnstraße sein. Da muss meiner Meinung nach mehr auch von tschechischer Seite kommen sieben Jahrzehnte nach dem Krieg. Echte Aussöhnung in einem vereinten Europa kann nur gelingen, wenn sie von beiden betroffenen Seiten gleichermaßen erfolgt.
Robert Schnörr, Mannheim
Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2sgmW20