Müll „verpackt“ in Worten

Lesedauer

Zum Artikel „Der Dreck soll weg“ vom 26. April:

Gleich zwei Beiträge zum Thema Müll in dieser Zeitung verdeutlichen, dass die Vermüllung der deutschen Sprache durch unnötige Anglizismen einen weiteren Glanzpunkt erreicht: Dr. Rebekka Gerlach, vom Institut für Psychologie der Humboldt-Universität in Berlin, erteilt unserem gewöhnlichen Müll höchste sprachwissenschaftliche Würden. „Littering“ nennt sie die gängige Vermüllung unserer Straßen und Plätze.

Da fühlt man sich doch ganz anders, wenn man „Take-Away-Verpackungen“ – also Wegwerf- oder Einmal-Packungen – und so manches andere wegwirft, was öffentlichen Räume so „herrlich“ buntscheckig macht. Der englische Fachausdruck dafür „klingt nett“, bedeute aber nichts anderes als „Vermüllung“, meint Katharina Reiche, vom Verband Kommunaler Unternehmen. Immerhin: Nun darf sich also Frau Dr. Gerlach damit rühmen, einen Beitrag zur „Bereicherung“ der Sprache durch unnötige Anglizismen geleistet zu haben. Irgendwie erinnert mich Frau Gerlachs „Littering“ an die seit Monaten laufende Werbung zum „Grand Opening“ des neuen Kunsthallengebäudes in Mannheim.

Es bedarf keines Anglizismus

Ich frage mich, wie viele Menschen dieses „Opening“ tatsächlich zusätzlich zum Besuch veranlasst. Eine Einladung zur „festlichen Eröffnung“ des Neubaus, dieses Jahrhundertereignisses, bedarf keines Anglizismus. Über Planung, Bauverlauf und die bevorstehende Eröffnung wurde – oder wird – auch in dieser Zeitung immer wieder berichtet. Wir alle freuen uns, dass diese Institution der Stadt den Aufschwung der letzten Jahre damit nun verstärkt fortsetzt.

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2IwlrUE