Naive Frau Kubala

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Zur Bundesgartenschau im Jahr 1975 wurde die Multihalle gebaut, die heute baufällig ist. Leserin Helga Stubenazi aus Mannheim sieht im drohenden Abriss eine Gefahr für den Fortbestand des Herzogenriedparks.

© Proßwitz

Zum Artikel "Bemerkenswerte Neuerungen"vom 28. September:

Am 3. Oktober saß ich an einem Tisch in der Weinstube Luisenpark zusammen mit einem Ehepaar aus Düsseldorf: "Wenn wir zu Besuch in Mannheim sind, gehört der Besuch des Luisenparks grundsätzlich dazu, und am schönsten ist dann immer der Abschluss in der Weinstube! Aber sagen Sie uns mal, was die Besucher-Info "Die Weinstube bleibt geöffnet bis Saisonschluss 2020 bedeutet?" Meine Antwort: Mannheim richtet 2023 eine neue Bundesgartenschau aus, und dazu sind Sanierungen und Änderungen erforderlich. Leider soll die Weinstube 2020 abgerissen werden, weil sie angeblich nicht sanierbar und unmodern ist. Deren Antwort: "Wenn das Schönste fehlt, kommen wir nicht mehr in den Park!"

Brauchen neue Weinstube

Viele Stammgäste der Weinstube denken genauso und werden dann auf die Jahreskarte verzichten. Sicher ist hier manches (Toiletten, Überdachung) sanierungsbedürftig. Wenn das ein Grund für einen Abriss sein sollte, muss eben eine neue Weinstube entstehen, und zwar wieder im rustikalen Stil! Wenn die gesamte Gastronomie im Luisenpark um 19 Uhr schließt, kann man nur hier an warmen Tagen den Abend bis 21 Uhr und bei Bedarf auch länger genießen und gemütlich bei einem Wein oder auch Bier ausklingen lassen.

Eine Vinothek ist selbst im heutigen modernen Stil noch immer kein Restaurant und somit auch kein Ersatz für eine Weinstube. Sie wird niemals eine neue Besuchergruppe, zum Beispiel zahlungskräftige Rentner anlocken, wie Bürgermeisterin Kubala meint. Eine Vinothek ist ein Geschäft ohne Speisenangebot, in dem man seinen Wein vor dem Kauf probieren kann. Aber wer zahlt denn dafür Eintritt und schleppt den gekauften Wein dann auch noch zum Auto oder zur Straßenbahn? Naiver als Frau Kubala kann man nicht denken! 

Karl-Heinz Hedemann, Mannheim

Wenn man genau zuhört/liest kann man zwischen den Zeilen heraus hören/lesen, dass Frau Kubala und Teilnehmer der "Urban Thinkers Campus" sich vorstellen können, den Herzogenriedpark in der heutigen Form schleichend aufzugeben, sogar zu öffnen, welches seit einiger Zeit von einigen Seiten zu hören ist.

Inzwischen gibt es so gut wie keine Blumen mehr, bestenfalls in den Eingangsbereichen und an der Konzertmuschel ein paar Stiefmütterchen, passend zur stiefmütterlichen Behandlung des Parks. Selbst die Blumenhügel mussten pflegeleichtem Rasen weichen. Auch die denkmalgeschützte einzigartige Multihalle steht auf der Kippe.

Wie viele andere städtische Liegenschaften wird die Halle solange vernachlässigt, bis sie zum Abriss freigegeben werden kann. Der Kiosk an der Konzertmuschel, jahrelang vom Pächter sehr gut geführt, ist inzwischen ein Schatten seiner selbst, öfters sogar bei Sonnenschein geschlossen. Der Rosengarten, das letzte Refugium für Ruhesuchende hat sich im Sommer trotz Security zur Picknick Oase gewandelt. Die paar Liegestühle werden von ganzen Gruppen als Tische missbraucht.

Frau Kubala kann sich unter anderem auch vorstellen, aus dem Herzogenriedpark einen Spiel- und Sportpark zu gestalten. Grandiose Idee, war sie noch nie im Park? Es ist doch jetzt schon alles vorhanden, große Spielplätze, Spielwiesen, Boule-Anlage, Tennisplätze, Fußballplatz mit Aschenbahn, Minigolf, Fitness Parcours und vieles mehr. Fehlt noch etwas? Bei der Planung zur Bundesgartenschau 2023, die eigentlich kaum ein Bürger so recht will, wurde der Herzogenriedpark nie oder nur halbherzig mit einbezogen, warum eigentlich?

Die Bürger, hauptsächlich der Neckarstadt sprachen sich schon seit jeher für einen geschlossenen Park aus und so soll es auch für die Zukunft bleiben. Unsere Bürgermeister und Gemeinderäte sprechen von einer Aufwertung der Neckarstadt, denken aber gleichzeitig über eine Auflösung des Parks nach. Das passt einfach nicht zusammen. Es liegt die Vermutung nahe, über kurz oder lang, den Park nach und nach abzuspecken, Kassenhäuschen zu schließen, die dadurch überflüssigen Mitarbeiter einzusparen oder in den Luisenpark zu integrieren. Aber der Herzogenriedpark gehört nicht Frau Kubala alleine, sondern allen Bürgern als einziges Naherholungsgebiet in der Neckarstadt. Und so sollte den Bürgern der Herzogenriedpark erhalten bleiben wie andere millionenbezuschusste Einrichtungen der Stadt auch.

Wolfgang Schmidt, Mannheim

Herzlichen Glückwunsch, Frau Kubala, zu so vielen tollen Ideen zur Zukunft des Herzogenriedparks. Genau solche Dinge kommen heraus, wenn Menschen wie Sie politische Ämter in einer Stadt innehaben, mit der sie nichts verbindet. Waren Sie jemals im Herzogenriedpark? Kennen Sie die umliegenden Stadtviertel? Kennen Sie die Geschichte der Stadtparks in Mannheim, welche 1974 im Rahmen der damaligen Bundesgartenschau eröffnet worden sind und als gleichberechtigte Parks sogar mit einer Schwebebahn verbunden waren? Wissen Sie, dass der Herzogenriedpark das Herzstück der damals neuerbauten Hochhaussiedlung direkt am Park war und somit einer der ausschlaggebenden Gründe für junge Familien, sich für dieses Wohngebiet zu entscheiden?

Und nun kommen Sie als Berlinerin ohne jegliches Herzblut für die Stadt Mannheim auf die Idee, den Herzogenriedpark zugunsten des großen Bruders Luisenpark noch weiter ins Abseits zu schieben, um Kosten zu sparen? Sie möchten eine Kasse schließen? Sie möchten weniger Bepflanzungen? Sie hatten sogar vor, den Herzogenriedpark zu öffnen? Wie stellen Sie sich denn die Zukunft für diesen Park vor? Als Hundewiese? Als riesigen Grillplatz für alle? Als zukünftigen Drogenumschlagplatz, wenn es auf der Neckarwiese nicht mehr funktioniert?

Auch heute wird der Park intensiv von vielen Anwohnern genutzt! Jung und Alt sind vertreten, zum Spielen, Erholen und Durchatmen. Wir Mannheimer kennen Ideen wie Ihre! Wenn man nicht gleich erreicht, was man möchte, dann stellt man sich auf einen schleichenden Prozess ein. Man macht den Park so lange unattraktiv durch schlechte Öffnungszeiten, dem Wegfall einer Kasse, massiven Einsparungen bei den Bepflanzungen, Verhinderung jeglicher neuen Investitionen, Abriss der Multihalle, bis man endlich zu dem Punkt kommt, dass die wirtschaftlichen Gründe ganz klar darauf schließen lassen, dass der einzige sinnvolle Weg für die Stadt Mannheim sein wird, auf den zweiten Stadtpark zu verzichten. Ganz nach dem Motto: Es lebe die Oststadt, wer braucht schon die Neckarstadt?

Helga Stubenazi, Mannheim

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