Nöte und Sorgen der Patienten unberücksichtigt

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Zum Interview mit Doris Pfeiffer „Kassenpatienten besser versorgt“ vom 3. April:

Leider vergisst Frau Doris Pfeiffer die Realität darzustellen, sondern beschreibt eine Situation unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten und lässt dabei auch noch die Nöte und Sorgen der Patienten unberücksichtigt. Fangen wir mal mit der Forderung an, Mut zu haben Krankenhäuser abzubauen. Sicherlich ist dieser Gedanke nicht ganz verkehrt; aber im gleichen Zungenschlag zu behaupten, wenn jemand Krebs hat, dann ist er froh über ein spezialisiertes Zentrum und dafür lohnt es sich, auch einen weiten Weg auf sich zu nehmen, löst nur wenig Verständnis aus. Soll sich doch Frau Pfeiffer mal mit Betroffenen unterhalten, die zur Behandlung einer onkologischen Erkrankung einschließlich einer umfangreichen Nachsorge lange Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen. Die Antwort kennt Frau Pfeiffer.

Jetzt auf einmal werden gesetzlich Versicherte besser versorgt als Privatpatienten. Begründet wird das damit, dass Privatversicherte auch Leistungen bekommen, die nicht notwendig sind und sie unnötigerweise belasten. Wenn ich daran erinnern darf, dass bis heute die Bestimmung des sogenannten PSA-Wertes, ein durchaus wichtiger Wert im Zusammenhang mit der Früherkennung von Prostatakrebs, von den Gesetzlichen nicht gezahlt wird, aber durch die Privaten schon, ist die vorgebrachte Argumentation schon bemerkenswert.

Belastung steigt jedes Jahr

Was aber Frau Pfeiffer verschweigt, ist die Tatsache, dass wir ohne die Private Krankenversicherung unser qualitätsorientiertes Gesundheitssystem, wie wir es heute in Deutschland vorhalten, gar nicht erbringen könnten.

Frau Pfeiffer verweist des Weiteren auf die Prämiensteigerungen in der privaten Krankenversicherung. Auch bei diesem Punkt verschweigt sie wissentlich, dass in der Gesetzlichen jedes Jahr allein durch die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze die Belastung steigt, Leistungen werden von vornherein rationiert. Gehen Sie heute mal zum Arzt und benötigen Krankengymnastik oder Massagen. Das Ergebnis kennen wir doch alle. „Ich darf Ihnen nicht mehr verschreiben, weil die Kasse dann nicht mehr bezahlt.

Bei Medikamenten werden von heute auf morgen Zuzahlungen erhoben, obgleich das Präparat über Jahre hinweg zuzahlungsfrei war. Leider gibt es noch weitere solcher Beispiele. Man kann Frau Pfeiffer wirklich nur empfehlen, mehr das Wohl und die Bedürfnisse der Versicherten in den Vordergrund zu stellen und den versuchten Vorwurf, die Privaten würden durch die Ärzte und andere Leistungserbringer schlechter versorgt werden als die Mitglieder der Gesetzlichen, zu unterlassen. Denn damit entstehen falsche Eindrücke, die unser Gesundheitssystem nur negativ belasten. Karl-Heinz Seiffert, Mannheim

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2GNPCJQ 

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