Ohne Rohstoffe nutzlos

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Zum Artikel „Deutschland unabhängig von Asien“ vom 17. April:

Das Münchener IFO Institut hat in einer Studie veröffentlicht, dass Deutschland im vergangenen Jahr beim Export von medizinischen Gütern einen Überschuss von 37 Milliarden Euro erwirtschaftet hat. Das stimmt sicherlich, ist aber wert, etwas genauer hinterfragt zu werden.

Beim Veredeln oder Produzieren von Medizinprodukten findet eine der höchsten Wertschöpfungsquoten aller Güter statt. Nur, dass die Liefersituation für pharmazeutische Wirkstoffe, für Nahrungsmittelzusätze und für Vitamine einseitiger wird. Schlägt man die gängigen Lieferantenlisten im Internet nach, so gibt es zwar Händler in Europa für medizinische Rohstoffe. Wenn man aber weiter hinterfragt, dann kommen die Wirkstoffe aus China oder Indien.

Nun die Lehren ziehen

Es nützt uns die höchste Wertschöpfung gar nichts, wenn wir bestimmte Rohstoffe oder notwendige „Zutaten“ in Zukunft nicht mehr bekommen. Das trifft für eine Reihe von Pharmaprodukten zu, die in der Folge der Corona-Epedemie nun erhebliche Lieferschwierigkeiten haben, da die Lieferketten aus Indien und China unterbrochen waren oder noch sind. Diese Erfahrung kann jeder derzeit in den Apotheken machen, wenn er die Auskunft bekommt, dass ein bestimmtes Medikament derzeit und auch auf unbestimmte Zeit nicht lieferbar ist.

Globalisierung ist schön und hat uns jahrelang sinkende Preise durch den gnadenlosen Wettbewerb beschert. Nun zeigt sich die Kehrseite der Medaille. Die Preise für knappe Rohstoffe aus China und Indien schießen in die Höhe, da viele dieser lebenswichtigen Rohstoffe in Europa nicht mehr hergestellt werden. Corona sei Dank, wenn wir nun daraus eine Lehre ziehen. (Heinrich Propfe, Mannheim)

Info: Originalartikel unter https://bit.ly/2S0zLLL