Persönlicher Kontakt leidet

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Ein Roboter mit der Bezeichnung „ARMAR IIIb“ steht in einem Raum des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Arbeitsmarktforscher vermuten, dass die Digitalisierung vor allem Hilfskräfte trifft. © dpa

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Den alten Wachtmeister auf der Straße, den gibt es nicht mehr. Der Briefträger und der Paketzusteller ist oft ein ganz anderer. An den Kassen der Discounter nur noch das obligatorische „Wünsch ihnen einen schönen Tag“, ohne dabei noch groß aufzublicken, weil in der langen Warteschlange doch schon der Nächste bedient werden muss.

Einkaufen demnächst ganz ohne Kassenpersonal – Bestellung per Internet frei ins Haus. Ferngesteuerte Küchenmaschinen, Heizungen und sonstiges Gerät. Statt Bankpersonal an den Kundenschaltern Automaten in den Vorhallen, die durch Videokameras an der Decke überwacht werden. Statt Glückwunschkarten E-Mails. Und das Ganze scheint so immer munter weiterzugehen – Roboterfiguren in Altersheimen. Autos, die demnächst von Denkautomaten gesteuert werden. Warum nicht auch gleich Roboter, die am Ende unseren Sarg tragen?

Nun denn... Doch was macht das mit dem Einzelnen, mit unserer Gesellschaft? Der persönliche direkte Kontakt in der Begegnung mit seinem Gegenüber scheint dabei immer mehr abzumagern. Vergessen wird oft bei all den Wünschen nach einer immer größeren Digitalisierung, dass es für alles hier, nicht nur die eine Seite gibt, sondern zugleich auch immer die andere.

Das Ganze mag ja erst mal recht schön sein, doch irgendwie ist da auch etwas, wobei wir uns ein Stück ohnmächtig oder mulmig fühlen. Dabei sein, scheint alles in diesen Zeiten zu bedeuten oder du bist einfach nicht mehr in. Sogar bis ins hohe Alter hinein. Entweder du kapierst das oder du bist selber schuld, dass du auf dem Abstellgleis gelandet bist. Ich habe ein Stück Sehnsucht nach den Zeiten, wo nicht alles so rationell und schnell abzulaufen hatte, man für sich und sein Gegenüber noch mehr Zeit hatte, an Dingen herumbastelte, die einem innere Genugtuung verliehen und sich dabei selbst ein Stück erleben konnte.

Altmodisch, ich weiß... Doch das Gute für mich im Alter besteht unter anderem darin, wie auf der Bildkarte, die ich mir gekauft habe – darauf eine lachende alte Frau und daneben der Spruch: Einen Sch... muss ich!

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