Reparaturarbeiten sind vorgeschobene Gründe

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Verspätet, dafür aber mit Schwung, geht es für diesen Schwimmer in ein Becken des Mannheimer Herzogenriedbades. © Callies

Zum Artikel „Der Sommer kann jetzt kommen“ vom 22. Mai:

Als langjährige Besucherin des Herzogenriedbades möchte ich auf diesem Wege meine Verärgerung über die Zu- und Umstände der diesjährigen Saisoneröffnung des Herzogenriedbades zum Ausdruck bringen.

Die Gründe für die um drei Wochen verspätete Saisoneröffnung sowie der vorgesehene Saisonschluss bereits am 9. September pünktlich zum Ende der Schulferien sind für mich wie für viele andere regelmäßige Schwimmer weder nachvollziehbar noch hinnehmbar. Die offizielle im „Mannheimer Morgen“ zu lesende Version über Reparaturarbeiten an den Becken und die „Erfahrungen mit der Wetterentwicklung in den letzten Jahren“ halte ich für vorgeschobene Gründe.

Vielmehr habe ich den Verdacht, dass es sich schlichtweg um Sparmaßnahmen der Stadt handelt. Nun habe ich durchaus Verständnis für Sparmaßnahmen bei der desolaten finanziellen Lage der Stadt und ich weiß, viele Löcher gestopft werden müssen. Aber hier wird an der falschen Stelle gespart. Ich bin fast täglich im Herzogenriedbad und kenne die meisten der Dauerschwimmer, darunter viele ältere Damen und Herren, manche bereits weit jenseits der 80, die bei jedem Wetter ihre Bahnen ziehen und sich so gesund und fit halten.

Viele von ihnen können nicht mehr in Urlaub fahren, weil es zu beschwerlich geworden ist. Ein Tag im Schwimmbad ist für sie ein Urlaubstag. Der Hinweis, man könne doch ins Hallenbad gehen, ist zynisch. Das ist nicht dasselbe. Die sportliche Betätigung im Freien an der frischen Luft trägt ungleich mehr zur Gesunderhaltung aller bei. Nämlich auch bei den Kindern.

Es dürfte bekannt sein, dass mittlerweile jedes dritte Kind nicht mehr schwimmen kann, weil Wasserflächen für das Schulschwimmen fehlen. Schwimmen ist ein Breitensport und sollte gefördert werden, denn viele Familien können sich ein Abo im teureren Fitnessstudio nicht erlauben. Zum Argument der Wetterentwicklung: Heutzutage kann man ziemlich genau die Wettertendenzen vorhersehen. Fakt ist, nicht nur in diesem Jahr hätte man locker ab Mitte April im Freien schwimmen gehen können. Und es ist nicht ungewöhnlich, dass im September bis zum Ende noch schönes Spätsommerwetter herrscht.

Nun hat also das Herzogenriedbad mit deutlicher Verspätung geöffnet und was finde ich vor? Ein unbeheiztes Schwimmerbecken mit einer Temperatur von unter 20 Grad, seit Tagen. Gut, also ins Nichtschwimmerbecken. Dort geht eine Dusche nicht und der Boden des Schwimmbeckens ist dermaßen verschmutzt – als wäre schon Hochsaison gewesen. Eine der Uhren ist kaputt, seit Tagen. Auf den gepflasterten Wegen und um die Becken herum die Exkremente der Nilgänse, die auch nach Tagen nicht beseitigt sind. Alles macht einen mehr oder weniger ungepflegten Eindruck. Und es liegt bestimmt nicht an der Bereitwilligkeit des Personals, es fehlt schlichtweg welches!

Am Ende einer Schwimmbadsaison weiß man ziemlich genau, welche Reparaturarbeiten anstehen. Die sieben Wochen Vorlaufzeit bis zur Schwimmbaderöffnung sind mir bekannt. Ich meine aber, mit ein bisschen Organisation und gutem Willen ist es möglich, rechtzeitig mit allen anstehenden Arbeiten anzufangen und im April einen Probelauf zu starten und – bezüglich beispielsweise funktionierender Heizungen – alles überprüft und fertig zu haben. Damit dann bei gutem Wetter flexibel geöffnet oder bei schlechtem Wetter noch geschlossen sein kann. Um so ab spätestens 1. Mai und bis Ende September eine kontinuierliche Saison zu gewährleisten.

In meiner Kindheit war das Herzogenriedbad von April bis manchmal in den Oktober hinein geöffnet. Ich weiß, ich weiß... ich kenne die Argumente, „die Zeiten haben sich geändert“, man braucht es mir nicht zu kommentieren. Ich erwarte einfach von einer Stadt wie Mannheim, dass sie ein Schwimmbad dafür bereithält, von mir aus auch mit eingeschränkten Öffnungszeiten am Anfang und unter Umständen nur ein Becken in Betrieb.

Klar, die Saisonkartenbesitzer zahlen nur einmal ihre 81 Euro, danach kommt von denen kein Geld mehr rein. Bei insgesamt vier Wochen fehlender Saison im Mannheim habe ich mir dieses Jahr keine Saisonkarte gekauft. Stattdessen habe ich mein Geld bereits vor der Mannheimer Saisoneröffnung ins wirklich sehr schöne und saubere Willersinnbad in Ludwigshafen getragen. Was ich vorfand, war vorbildlich, die haben ihre Hausaufgaben gemacht.

Auf meine Frage bezüglich der Saisonschließung sagte mir eine freundliche Mitarbeiterin des Bades, man sei flexibel und mache es von der jeweiligen Wettersituation abhängig.

Info: Originalartikel unter https://bit.ly/2Hkge0I