Schlechte Ergebnisse keine Überraschung

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Zum Artikel "Brauchen besseren Unterricht" vom 17. Oktober:

Wenn Kultusministerin Eisenmann als Reaktion auf das verheerende Abschneiden der Grundschüler in Baden-Württemberg fordert: "Brauchen besseren Unterricht", dann ist diese Schlussfolgerung völlig falsch, denn sie muss vielmehr heißen: Bessere Voraussetzungen für den Unterricht schaffen.

Die Ministerin gibt nämlich gleichzeitig zu, dass der Leistungsstand in vielen Klassen extrem unterschiedlich ist. Die Gründe sind bekannt: gestiegener Migrantenanteil mit oft weit über 40 Prozent, im Extremfall 80 Prozent, Inklusion behinderter Kinder ohne ausreichende sonderpädagogische Betreuung. Das Zwei-Pädagogen-Prinzip, das heißt, die Zusammenarbeit einer allgemeinen und einer sonderpädagogischen Lehrkraft für die überwiegende Dauer des Unterrichts kann mangels Lehrkräfte an den wenigsten Schulen umgesetzt werden.

Die Ministerin bestreitet aber, dass der Lehrermangel Einfluss auf das schlechte Abschneiden bei der Leistungsstudie gehabt haben könnte. In der Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" wurde am Beispiel einer Grundschule gezeigt, wie katastrophal die Deutschkenntnisse mancher Migrantenkinder sind. Das bedeutet, diese Kinder müssten in Vorbereitungsklassen unterrichtet werden, bis sie in eine reguläre Klasse integrierbar sind und dem Unterricht folgen können. Diese Vorbereitungsklassen gibt es bereits, die Frage ist allerdings, ob sie auch verpflichtend sind. Eine Lehrerin beklagte in der Sendung das mangelnde Sozialverhalten vieler Kinder.

Brauchen mehr Lehrer

Um die Kinder überhaupt aufnahmefähig zu machen, geht erst einmal wertvolle Unterrichtszeit verloren. In der derzeitigen Situation ist es also überhaupt keine Überraschung, dass die Ergebnisse der Studie so schlecht ausfallen. Jungen Lehrern wird das Anfangsgehalt gekürzt, Lehrer mit befristeten Verträgen werden in den Ferienmonaten in die Arbeitslosigkeit geschickt, und das bei Personalnot an den Schulen!

Hier ist Baden-Württemberg neben Hessen und Bayern laut Statistischem Bundesamt führend. Zwar plant das Land, die Kürzung ab 2018 einzustellen, dass es sie aber überhaupt gab, ist ein Skandal. Da darf man sich auch nicht wundern, wenn Lehrer in andere Bundesländer mit besseren Arbeitsbedingungen abwandern. "Es nützt nichts, einfach mehr Geld in die Schulen zu stecken", wird die Ministerin im Artikel des "MM" zitiert. Die Grundschulen fordern auch nicht mehr Geld, was sie aber dringend brauchen, ist mehr Personal.

Gudrun Höfer, Mannheim

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