Schnellschuss ohne echte Diagnose

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So sieht das Oberteil einer unter-irdischen Sammelstation aus. © dpa

Zum Artikel „Müllkübel verschwinden unter der Erde“ vom 24. November:

Nach der Lektüre des Artikels im „MM“ muss es sonderbar anmuten, dass sich offenbar kein Mensch die Frage stellt: Wie erklärt sich diese wundersame Müllvermehrung? Tendenz steigend! Mit dem Schnellschuss „Müllkübel unter die Erde“ wird wieder einmal operiert, ohne die Diagnose zu kennen.

Ist die Hinwendung zum Thema Müll ein Zeichen das hoffen lässt oder wieder nur ein Funke, der rasch erlöscht? Mit Wehmut erinnert sich der Verfasser an die gemeinsamen Hoffeste der Hausbewohner. Inzwischen beherbergen jeweils sechs Restmüll-, Papier- und Gelbe Tonnen den ehemals beschaulichen Innenhof. Sechs weitere Altglasbehälter zieren den Straßenrand. Nach Adam Riese also die vierfache Kapazität der ehemals sechs Mülltonnen, welche zuvor völlig ausreichten.

Profitables Geschäftsmodell

Ranken und Rosen mussten in unserem Anwesen der Müllmenge weichen. Der einstmals wunderschöne Hof bereitet nur noch Ratten und Mäusen wahre Freuden. Mit ungläubigem Erstaunen musste der Verfasser beobachten, wie die Behälter des von uns fein säuberlich getrennten Weiss-, Grün- und Braunglases nacheinander in das gleiche Sammelfahrzeug entleert wurden.

Ob es sich hierbei um eine bemerkenswerte Trennungstechnik handelt oder ein besonders profitables Geschäftsmodell eines privaten Entsorgers Anwendung findet, wäre zu prüfen.

Zweifel sind berechtigt. Die Verantwortlichen sowie die Lobby freut’s, spült es doch ungebremst und nachhaltig Profite in die Kassen der Abfallwirtschaft und Verpackungsindustrie. Ein Win-Win-Business wie es besser nicht sein könnte. Die Zeche zahlt – wie stets – der Bürger.

Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, dass das Interesse der Bürger an kommunalen Fragen sich im Sinkflug befindet. Poetisch könnte man es auch mit Friedrich Hölderlin ausdrücken „...aus bloßem Verstand ist noch nie Verständiges, aus bloßer Vernunft ist nie Vernünftiges gekommen.“

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2Aveemy