Zum Artikel „Der Koch, die Tochter und ihr Sexmonster?“ vom 24. September:
Dieser an Opernregisseure gerichtete Zuruf von Herrn Dettlinger war längst überfällig: Schreibt eigene Stücke, wenn ihr erzählen wollt, was ihr erzählt! – „Und versaut nicht die Meisterwerke von Komponisten, die sich dagegen nicht mehr wehren können!“ – möchte ich hinzufügen. Nicht nur in der Partitur von Verdis „Rigoletto“ ist bereits alles enthalten, was der Opernbesucher hören und sehen soll. Oder ist es das Ziel dieser Regisseure, mit ihren seelischen Blähungen auch noch die letzten Opernbesucher zu vertreiben? Was man zum Beispiel bei der letzten Salzburger „Salome“ sah, ist freie Erfindung des Regisseurs, denn nichts davon steht in der Partitur!
Regisseur muss Regeln einhalten
In den meisten Opernpartituren sind aber nicht nur Musik und Text, sondern auch das jeweilige Bühnengeschehen bereits vollständig enthalten. Daraus ergibt sich, dass auch der Regisseur „nur“ ein reproduzierender Künstler ist, der das Werk zu inszenieren hat, keinesfalls aber neu erfinden muss. Es passt gar nicht zusammen, wenn sich einerseits Dirigent, Sänger, Chor und Orchester penibel genau an die Partitur halten, andererseits der Regisseur diese aber völlig ignoriert.
Neue Oper schreiben
Es bringt weder einen erkennbaren Vorteil, noch wird die Handlung dadurch verständlicher, wenn man sie willkürlich verändert oder in eine andere Zeit oder an einen anderen Ort verlegt. Eine Partitur ist kein Steinbruch, aus der man sich heraussucht, was passt. Schon Horst Stein und Wolfgang Sawallisch forderten vor Jahrzehnten: Wenn dem Regisseur die in einer Opernpartitur festgelegte Handlung nicht passt, dann soll er eine neue Oper schreiben oder in Auftrag geben! (Eginhard Teichmann, Mannheim)