Sympathischer Trainer wird plötzlich zum Sündenbock

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Sandhausens entlassener Trainer Kenan Kocak beim Spiel Darmstadt 98 gegen SV Sandhausen im Merck-Stadion am Böllenfalltor am 15. September. © dpa

Zum Artikel „Sandhausen feuert Kocak“ vom 9. Oktober:

Mit der Entlassung von Kenan Kocak hat der SV Sandhausen bewiesen, dass er sich von anderen Vereinen im Profifußball nicht unterscheidet, wenn es darum geht, den Trainer als Sündenbock für die sportliche Entwicklung hinzustellen.

Die Frage, die sich mir stellt, ist jedoch folgende: Ist der Coach schuld daran, dass die Mannschaft nach den ersten neun Spielen mit fünf Punkten auf dem 16. Tabellenplatz rangiert oder gibt es diesbezüglich weitere Faktoren, die in der oberflächlichen Trainer-Hetze untergehen? Kenan Kocak hat in Sandhausen viel geleistet und dort einen hervorragenden Job verrichtet. Lucas Höler kam aus der Mainzer U23 und hat sich unter Kocak dermaßen positiv entwickelt, dass er nun in der ersten Bundesliga für den SC Freiburg stürmt. Als Ersatz für den mit Abstand torgefährlichsten Spieler, hat sich der Verein dazu entschlossen, Rurik Gislason zu verpflichten, der für den 1. FC Nürnberg in ca. 35 Einsätzen kein Tor erzielen konnte. Allerdings hat Kenan Kocak auch aus diesem Spieler sehr viel rausgeholt und dürfte somit auch einen großen Anteil daran haben, dass Gislason für Island bei der vergangenen Fußball- Weltmeisterschaft auflaufen durfte. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten hat sich auch ein Philipp Förster zu einem gestandenen Zweitligaprofi entwickelt.

Auch dieser hat vor seinem Debüt in Sandhausen maximal in der vierten Liga gespielt und ist, vorausgesetzt, er ist auch einsatzfähig, fast ein Stammspieler unter Kenan Kocak gewesen. Ich kann nur hoffen, dass Kenan Kocaks Ruf nicht in den letzten Monaten beim SV Sandhausen gelitten hat und der sympathische Trainer, dem der regionale Fußball in den letzten sieben Jahren unendlich viel zu verdanken hat, rasch wieder einen attraktiven Verein findet. Charakterstärke hat Kocak auch im Moment seiner größten sportlichen Niederlage als Cheftrainer bewiesen. Anstatt gegen Schork und Machmeier nachzutreten, bedankte er sich für das Vertrauen.

Ich persönlich möchte mich hiermit noch einmal bei Kocak für die vielen großartigen Spiele und Momente bedanken, die ich als Zuschauer sowohl beim VfR Mannheim als auch beim SV Sandhausen unter seiner Regie als Cheftrainer erleben durfte. (Moritz Kaltwasser, Mannheim)

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